Gewerblicher Unterricht im Königreiche Sachsen.
Im Auftrage der königl. sächs. Ministerien des Cultus, des Innern,
der Finanzen und des Krieges ist ein wErster Bericht über die ge-
sammten Unterrichts- und Erziehungsanstaltem im König-
reiche Sachsen nach den Erhebungen vom 1. December 1884 veröffent-
licht worden (Dresden, W. Baensch, 1885). Demselben entnehmen wir
über die Anstalten für gewerblichen Unterricht, welche zum Wirkungs-
kreise des Ministerium des lnnern gehören, nachfolgende Daten:
Unter den Aufgaben der königl. Akademie der bildenden
Künste zu Dresden ist auch der Unterricht in der Kupferstecher- und
der Holzschneidekunst aufgeführt; bei der Frequenz aber findet sich die
Bemerkung: wDas Atelier für Holzschneidekunst hatte keine Schüler"; des
Kupferstiches geschieht keine Erwähnung, nach dem neuesten Springer-
schen Jahrbuche ist die Professur unbesetzt.
Die Kunstakademie zu Leipzig, gleichzeitig mit der Dresdener
1764 gegründet, wurde 1871 zu dem Zwecke reorganisirt, "vorzugsweise
den in Leipzig blühenden Gattungen des Kunstgewerbes förderlich zu
seinu und heisst seit 1876 nKönigl. Kunstakademie und Kunstgewerbe-
schulen. Die Schülerzahl hat sich in Folge dieser Umgestaltung von 42
im Jahre 1871 auf 296 im Jahre 1884 "gehoben. Der Stadt Leipzig, als
dem Hauptsitze des Buchgewerbes, entsprechend Enden die graphischen
Künste vornehmlich Pflege: unter den 1290 Zöglingen der Anstalt von
Ostern 1871 bis Michaelis 1885 befanden sich 369 Lithographen, 232 Holz-
schneider, 74 Kupferstecher und Graveure, zusammen 675, also 52'305
der Gesammtizahl. Für diese Fächer, sowie für Aquarelb, Porzellan-,
Glas- und Decorationsmalerei bestehen Fachcurse, während der allgemeine
Unterricht sich nach den drei großen Gebieten der bildenden Kunst gliedert.
ln der architektonischen Abtheilung bilden auch die architektonische
Formenlehre, darstellende Geometrie, Perspective, Muster- und Freihand-
Ornamentzeichnen, Farbenlehre Unterrichtsgegenstände; die Abtheilung für
Bildhauerei ist mit einer Lehrwerkstätte zur Ausführung selbstständiger
plastischer Kunstwerke, Modelliren nach dem lebenden Modell, Ciseliren
und Medailliren verbunden; in der untersten Classe der Abtheilung für
Malerei wird mit dem Zeichnen nach graphischen Vorbildern die Propor-
tionslehre verbunden, in der zweiten nach Gyps, in der dritten nach dem
lebenden Modell gezeichnet. Außerdem werden Mythologie, Kunstge-
schichte und Anatomie als Hilfswissenschaften vorgetragen. Die Anstalt
hat 10 ständige und 4 Hilfslehrer mit rund 29.000 M. Gehalt; der Ge-
sammtaufwand betrug 44.000 M., wovon 5750 M. durch Schulgelder ein-
gingen, 38.100 M. als Staatszuschuss geleistet wurden. Außerdem erhielten
in der nVorbildersammlung-r 42 männliche und 22 weibliche Zöglinge
Unterricht im Zeichnen und Malen von Ornamenten.