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lich 5 Pfennige (ff, kr.) erhoben, dagegen erhalten die Schüler für die
gelieferte Arbeit Bezahlung, u. zw. verdienten die Kinder im Jahre 1884
32.930 M. In der dazugehörigen Sparcasse lagen 20.000 M. Es kamen
daher durchschnittlich auf den Schüler 20 M. 60 Pf. Verdienst und
12 M. 50 Pf. Spareinlage. Der Staat steuerte zu den Kosten 13.956 M.
bei. An drei Orten wird an schulfreien Nachmittagen Kindern von 5 Jahren
an Unterricht im Strohllechten unentgeltlich ertheilt. Der größte Theil
der Kosten wird mit 750 M. vom Staate bestritten. Ebenfalls an drei
Orten erhalten Schüler, meistens Knaben, unentgeltlich Spinnunterricht.
Von dem Aufwande - 1600 M. - trägt der Staat 450 M.
Endlich sind in der sächsischen Schweiz 30 Hausindustrieschulen
nach dem Systeme des dänischen Rittmeisters Clauson Kaas eingerichtet,
zu deren Erhaltung der Staat 1979 M., einige Gemeinden etc. 470 M.
beitrugen. Es sind 4 Schnitz-, 6 Frauen-Flechb, 18 Kinder-Flecht- und
2 Grlinkorb-Flechtschulenp Die Gesammt-Schülerzahl betrug nur 370.
Soweit aus den Angaben des Berichtes sich die Angelegenheiten
des unmittelbar oder mittelbar kunstgewerblichen Unterrichtes heraus-
schälen lassen, wurden für diesen im Königreiche Sachsen im Jahre 1884
784.320 M. aufgewandt und trug der Staat hievon 298.485 M.
Bucher.
Zur Geschichte des Möbelsirn I8. Jahrhundert.
(Schluss)
Der Umschwung vom Rococo zum Zopfe vollzog sich im französischen
Möbel während der letzten Regierungsiahre Louis XV. Wenn solche
Uebergänge sich überhaupt in feste zeitliche Grenzen bannen ließen,
könnte man das Jahr 1769 als das Geburtsjahr des neuen Styles annehmen,
da von diesem Jahre der im Louvre befindliche Schreibtisch Louis XV.
datirt, der noch von Oäben (T gegen 1765) begonnen, und von Riesener
in dem erwähnten Jahre vollendet worden war. Die Grunddisposition
desselben verräth noch wie an unserem Kästchen das Rococo, die Rück-
kehr zum maßvollen Schwunge das Ende dieser Geschmacksrichtung, die
Marqueterie den Styl der Zukunft. Freilich war die Einlegearbeit im
französischen Möbel nicht mehr neu. Das Beizen und Färben der Hölzer
hatte sich während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stets in Uebung
erhalten; nach Jacquemart wäre es schon Cressent, der Ebenist des Re-
genten gewesen, der die verschiedenen bunten Holzsorten: bois de rose,
bois d'amarante, bois de violette, in Verbindung zu bringen begann. Aber
eine zartere Marqueterie, in den blassen hellen Tönen, wie sie der Zopf-
Blumistik eigen sind, ließen die kräftigen, ausladenden, goldglänzenden
Bronzeappliquen nicht aufkommen, bis mit der rückkehrenden Einfach-
heit der Form auch eine sparsamere Anwendung der Metallbeschläge
Platz griff. Eine Art Einlegearbeit hatte sich aus dem Siecle Louis XIV.