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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1896 / 1)

industrie spielt die Flora im Verlaufe des 17. Jahrhunderts eine ganz 
wichtige Rolle, wozu auch der Umstand beitrug, dass sich vermögende 
Gärtner ab und zu reich ausgestattete Gefäße, Becher oder Pocale 
offerirten. 
Besonders beliebt erscheinen Nelken und Tulpen, verschiedenes Obst, 
Kürbisse und Gurken, welche bald einzelweise vorkommen, bald Bouquets 
bilden, bald zu Kränzen verflochten werden. Sie bilden auch die kranz- 
artigen, ovalen Umrahmungen, welche Porträte und Wappen umgeben 
und zur Zeit Leopold I. und Karl VI. besonders beliebt waren. (Siehe 
die Glassammlung des Oesterreichischen Museums, Nr. 9492, Pocal mit 
Harrachlschem Wappen, und Nr. 94, Becher mit dem Monogramme 
Karl VI.) 
Späterhin gehen solche Motive in die volksthümliche Ornamentik 
über und verkümmern zu gewissen Gebilden. Aus der voll entfalteten 
Rose wird bei billiger und oberflächlicher Herstellung ein simples Rädchen, 
in welchem die Blätter durch einige Striche nur ungefähr angedeutet 
werden, und auch die Tulpen und Nelken erhalten stereotype Formen. 
Von den mit Porträts gezierten Gefäßen scheint eine Gruppe der- 
selben keinesfalls Böhmen angehören. Ich meine solche, an welchen die 
cammeenartig behandelten Porträts angesetzt sind. Ein hoher Pocal der 
k. u. k. Hofmuseen (S. XX, V. XI, 84.), mit aufgeschmelzten Brustbildern 
verziert, gilt als eine Arbeit von Johann Rost von Augsburg 15). 
Wo sonst Portraits, Wappen und Inschriften in Tief- oder Hoch- 
Schliff erscheinen, ist es nicht so leicht, wenn nicht andere gewichtige 
Gründe hinzutreten, nach denselben auf die Provenienz des Gefäßes zu 
schließen. Selbst in solchen Fällen, wo fremdsprachige, holländische, 
spanische Inschriften vorkommen, ist der Ursprung des Objectes in Böhmen 
nicht ausgeschlossen, ja im Gegentheile als sicher anzunehmen, wenn 
sonst der Charakter des Glases mit dem böhmischen übereinstimmt. 
Behufs Exportes und auf Bestellung hat man in böhmischen Glashütten 
Gefäße mit fremdartigen Darstellungen und fremdsprachigen Inschriften 
erzeugt. Einen äußerst interessanten Beleg bietet das Schreiben des 
Jesuiten Michael Sabel an den Krumauer Oberhauptmann vom rr. März 
170414); Sabel, im Begriffe, sich mach Spanisch-Indienu als Missionär 
zu begeben, ersucht um Schenkung einiger schön geschnittenen Gläser 
und einer Quantität Glaskorallen für seine Inder und zeigt an, dass sich 
der Großhändler Johann van der Meulen zu Rotterdam anbietet, das 
Commissionsgeschäft mit den Erzeugnissen der Glashütte von Winterberg 
für Spanien und Spanisch-Indien zu übernehmen; van der Meulen hat 
zu diesem Zwecke eine Liste von Darstellungen und Inschriften zusammen- 
1') Ilg, Führer durch die Sammlung kunstindustrieller Gegenstände. Kunslhistor. 
Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses. 
1') Mareä LXVII. Schebek XXIX.
	        
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