Auem aut uern uemete der riastik war die Notnwenaigxeir einer nuckkenr zu strengerer
Fohrung allgemein empfunden. Obwohl diese Reaction im Sinne verständnissvollen
Studiums der Antike und der Natur eigentlich von einem Künstler, Rafael Donner (dem
Lehrer Oeser's, der wieder auf Winckelmann und Goethe gewirkt hatte), ausgegangen
war, nahm sie doch unter dem Einfluss: der Gelehrten zunächst einen gelehrten, viel-
fach nüchternen und äußerlichen Charakter an. Erst nach langem Suchen und Kämpfen
entwickelte sich neues Stilgefühl und ein neuer Stil, welcher die Plastik wieder zu ge-
waltigen Leistungen führte. Der Vortragende schilderte nun die Bedeutung und Stellung,
zu welcher sich in dieser Epoche Canova, Flaxntan, Chaudet, Carstens, Dannecker und
Zauner erhoben, er charakterisirte ihre kunstgeschichtliche Stellung an ihren hervor-
ragendsten Werken und wies nach, dass ihnen Allen die ersehnte Reform der plastischen
Kunst trotz ihrer zum Theil trefflichen Leistungen nicht gelang und nicht gelingen
konnte, da ihr Verhaltniss zur Antike vielfach nur ein außerliches war und nur all-
mülig die Erkenntniss sich verbreitete, dass das, was die Antike uns zu lehren hat,
nicht mit deren Stoifgebiet erschöpft ist, sondern darin beruht, dass man die Natur be-
trachtet, wie die Alten sie betrachtet haben, und, wie diese es gethan, die besten Kräfte
der Kunst dem Volksthume zu entnehmen sucht. Diese Schwierigkeit zu lösen hat Thur-
waldsen versucht, Rauch hat sie gelost. Auch Ersterer geht vom antiken Stoffgebiete
aus, aber er dringt auch tief in den Geist des Alterthums ein, und schafft z. B. im
Alexanderzug eine der genialsten modernen Cumpositionen in der Formensprache der
Alten. In der zweiten Hälfte seines Lebens tritt Thorwaldsen dann auch in die neue,
die romantische Strömung. Dass das für Wien bestimmte Grabdenkmal für den Fürsten
Schwarzenberg nicht zu Stande gekommen ist, muss lebhaft bedauert werden. Mit Rauch
endlich wird die an der Antike wie an der Natur geschulte Plastik wieder national.
Diesem Künstler, vor Allem seinen in der Epoche von 1804-1825 geschaffenen Werken
(dem Grabdenkmal der Königin Louise u.A.), widmete der Vortragende eine längere Be-
trachtung, hervorhebend die großartige Auffassung des Historischen und die mustergiltige,
nie in's Malerische fallende Behandlung des Reliefs. Das beste Können der heutigen
deutschen Plastik geht auf Rauch zurück. Mag die in Rede stehende Epoche so manche
Leistungen aufweisen, Welche unseren Beifall nicht finden, so haben wir doch keinen
Anlass, uns hochmüthig über diese Zeit zu erheben, Welche auf allen Gebieten des
künstlerischen Schalfens nicht nur nachahmend, sondern auch schöpferisch Unvergleich-
liches geleistet hat. Dies wird die Wiener Congress-Ausstellung in überraschender
Weise darthun.
Litteratur- Bericht.
Das Schöne und die bildenden Künste. Von Emerich Ranzoni. Wien,
Hartleben, 1896. 8". Vll, 472 S. M. 7'2o.
Das vorliegende Buch fasst in großen Zügen die Theorie der Künste zusammen,
wie Ranzoni sie sich in langjähriger, der Kritik des zeitgenössischen Schadens gewid-
meter Thatigkeit zurechtgelegt hat. Was das Buch vor Allem anziehend und lehrreich
macht, ist des Verfassers Methode, die Kunstwerke immer im Zusammenhange der Er-
scheinungen zu erfassen, auf die geschichtliche Entwicklung einzugehen und auf deren
Gesetze, welchen auch das freieste, genialste Schatfen sich nicht entziehen kann. Dabei
räumt er dem Persönlichen in der Kunst stets den gebührenden Platz ein und würdigt
die Bedeutung des Technischen. Sein Standpunkt ist jenem der empirischen Aesthetik
nahe verwandt. Mit vielem Vergnügen und Nutzen liest man daher die einleitenden
Capitel über das Schöne und die Kunst, über Form, Farbe, Ausdruck, in welchen sich
der Verfasser von aller nAesthetik von, oben: geflissentlich frei hält und seine Behaup-
tungen stets durch Beispiele erläutert, die er allen Gebieten der Kunst entnimmt. In
folgenden Capiteln erörtert er die drei Hauptgruppen des künstlerischen Schaffens, so-
dann bespricht er die religiöse Kunst, die Kleinkunst, das Genre, das Bildniss, die
Illustration, und versucht sich hierauf in einer Analyse der künstlerischen Persönlich-
keit, die an Beobachtungen und an Selbstzeugnissen von Künstlern reich ist. Hieran
reihen sich Capitel über die Moderne in der Kunst, über Akademien, Ausstellungswesen,
Mäcene, Kunstkenner, Fälscher, das Kunstschatfen der Frauen, Kritik und Publicum. Mit
einem trostreichen Ausblick auf die Zukunft der Kunst schließt das Werk. Man lernt
aus demselben den bekannten Kritiker von ganz neuen Seiten kennen; worin er sich