DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND "INDUSTRIE.
Monatschriykicnkfiuikr;Lkilnstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsverlag von Carl Gerolzfs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Nr. 1721: (364) WIEN, ÄJanuar 1896. 7
Inhalt :
N. F. XI. Jahrg.
Zur Charakteristik des böhmischen geschliffenen Glases des 17. und 18. Jahrhunderts. (Mit
Illustrationen.) Von Dr. Karl Chytil. - Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute. - Lineraturbericht. - Bibliographie des Kunstgewerbes. -
Notizen.
Zur Charakteristik des böhmischen geschliffenen
Glases des 17. und 18. Jahrhunderts.
Von Dr. Kerl Chytil.
Die Scheidung des ganzen, auf uns gekommenen Nachlasses der alten
Glasindustrie in chronologische und locale Gruppen hat gewiss nicht
mindere Wichtigkeit wie auf dem Gebiete der Keramik, nur stößt man
in dieser Beziehung bei älteren Glaserzeugnissen auf weit größere Schwierig-
keiten als bei keramischen Productetl, wo schon an und für sich das
Material,'die Glasuren und Farben gewisse Aufschlüsse bieten, die dann
durch Marken und Monogramme bestärkt zu werden pflegen.
Die auf den Fabriksort oder den Producenten hinweisenden Merk-
zeichen fehlen beim Glase nahezu vollständig und man muss sich somit
nur an das Material, die Formen, die Verzierungsweise und das technische
Verfahren halten, um zu gewissen Resultaten zu gelangen. Auf dieser
Grundlage ergeben sich nun gewisse Gruppen, aber man kommt alsdann
in Verlegenheit, wie dieselben zu localisiren. Anstatt von Fabriksorten
sprechen zu können, muss man oft mit weitem Gebiete vorlieb nehmen.
Bei geschliffenenlGläsern kommt noch eins hinzu: die Beschaffenheit des
Productes bringt es mit sich, dass die Verzierung an einem anderen Orte
entstanden sein konnte, als das Object selbst.
Im Großen und Ganzen lassen sich bereits, von venezianischem und
emaillirtem Glase abgesehen, holländische und rheinische Producte von
Jahrg. 1896. l