Architektur-, Pflanzen- und Phantasiemotive erreicht. Wie geist-
reich aber die Komposition trotz aller Bizarrerie durchdacht ist,
das zeigt die Formlösung des Tisehfußes (diese Verbindung ist
typisch für das heraufkommendc Rokoko). Um seine Standfestig-
keit zu beweisen, sind die beiden Voluten, die ihn bilden, durch
eine deutlich sichtbare, geschnitzte Klammer verbunden.
Allen Möbeln sind wie Glanzlichter, und um ihre Kostbarkeit zu
erhöhen, Porzellanplättchen eingesetzt. Dies dient der Einheit-
lichkeit des Dekors, ist aber außerdem eine Übernahme italieni-
scher Gepflogenheiten, wo um die gleiche Zeit und aus {ihn-
lichen Erwägungen, vor allem in Venedig, farbige Gläser, Glas-
flüsse und Spiegel in die Möbel eingesetzt werden. Die Möbel
sind durchweg aus Buchenholz.
Die Sitzmöbel zeigen cine einfachere Formgebung, ersetzen aber
diese Zurückhaltung im Dekor durch die Anmut der weichen,
fließenden Umrißlinie. So wirken sie als reizvolles Gegengewicht
zu der reichen Dekoration der Wände.
Immer geht es dem Barock in erster Linie um den künstlerischen
Einfall, die Verwirklichung einer kompositionellcn Idee, - erst
in zweiter Linie wird darnzieh gefragt, ob die gewählte Form
auch dem Zweck entspricht. Ein besonders gutes Beispiel dafür
bilden die zur Zimmerausstattung gehörenden „Spucktrügct-ln".
Sie sind verschwenderisch und preziös ausgestattet wie Schmuck-
kassettcn (Abb. 4).
Durch die Zerstörung zahlreicher deutscher Porzellankabinette
hat das berühmte Dubsky-Zimmer noch mehr an Bedeutung
gewonnen. -- Seine Möbel, die auf jeden Fall den Erzeugnissen
des Wiener Kunstkreiscs sehr verwandt sind, gehören zu den
schönsten erhaltenen Beispielen aus jener Epoche.
Oberflächlich gesehen mag es den Anschein haben, als würden
wir uns durch die Errungenschaften der Technik schon weiter
von jener Epoche des Barocks entfernt haben, als es die Zeit-
rechnung angibt. Wer aber die moderne Kunstentwicklung ge-
nauer verfolgt, wird erkennen, daß wir schon längst nicht mchr
bei den Forderungen nach bloßer Sachlichkeit und Zweckhaftig-
keit hallen. Im Gegenteil; es sind Tendenzen, wie sie früher nur
in der Dekoration üblich waren, nun auch in die hohe Kunst
Ausmaß; 4
Mabul aus dem „Dubsky-Zlmmnr", 11404150
eingedrungen. Auf die Dauer kann der Mensch nicht auf die
heitere Arabeske, auf den fröhlichen Schnörkel verzichten. Es
kommt nur darauf an, diese Bestrebungen und ihre neuen For-
mulierungen cbcnso geislvoll, konsequent und organisch gestal-
ten zu können, wie es die Künstler des Barock vermochten.
DR. HANS FETSCHERIN
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CARL F. STANEK
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