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Volltext: Alte und Moderne Kunst I (1956 / Heft 2)

SOMMERFESTSPIELE AUF 
DEM 
BODENSEE 
Die internationalen Bregcnzer Festspiele sind 
mit ihrem Hauptstar, dem Bodensee, zu einem 
weltweiten Begriff geworden. Über 73.000 Be- 
sucher aus allen Ländern Europas und aus 
Übersee besuchten im vergangenen Jahr die 
Veranstaltungen und heute schon laufen vor 
allem aus den USA zahlreiche Vorbestellungen 
ein. Die groiäe Tat der Bregenzer Festspiele, 
die heute die Bodenseefestspiele für dns ganze 
Gebiet, gleichgültig an welchem Ufer der drei 
Länder, darstellen, war die Schaffung einer 
vollkommen neuen Art der Aufführung in der 
internationalen Theatergeschichte: Des Spiels 
auf dem See. Klassische Wiener Operetten wur- 
den auf künstlichen festen und beweglichen 
Bühneninseln auf dem See aufgeführt und die 
Aufführungstechnik von Jahr zu Jahr vervoll- 
von Millücker, aufgeführt werden. Die Schöpfer 
der großartigsten Operettenaufführungen der 
Wiener Staatsoper -- Burgtheaterdirektor Pro- 
fessor Dr. Rott als Regisseur, Prof. Anton 
Paulik als Dirigent und Prof. Walter Iloesslin 
als Bühnenbildner - werden auch diesmal hie- 
für der Bregenzer Festspielleitung zur Vere 
fügung stehen] zusammen mit einem prominena 
ten Solisten-Ensemble der Wiener Staatsoper: 
Kammersängerin Wilma Lipp, Hilde Roesscl- 
Majdan, Eta Köhrer, Per Grunden. Arne liend- 
riksen, Kammersänger Karl Dünch, Franz Bö- 
heim, Richard Eybner. Als Ballett hat sich im 
Vorjahr in diese künstlerische Gemeinschaft 
Wiens das Ballett der Städtischen Oper Berlin 
in der Choreographie von Gustav Blank so 
glänzend eingefügt, daß es auch in diesem Jahr 
öffnungsinszenierung des wiederaufgebauten 
Burgtheaters mit „König Ottokars Glück und 
Ende" von Grillparzer in der Originalbesetzung 
jener glanzvollen Wiener Tage mitzuerleben. 
In der Inszenierung von Burgtheaterdirektor 
Prof. Dr. Rott spielen die Kammerschauspieler 
Ewald Balser, Attila Hörbiger, Albin Skoda, 
Judith I-lolzmeister, Liselotte Schreiner, Fred 
Liewehr, Heinz Moog, Ottu Treßler u. a. Ein 
besonderes Ereignis wird außerdem die Welt- 
uraufführung zur Eröffnung der Festspiele von 
Max Mells „Jeanne d'Arc" in der Inszenierung 
von Josef Gielen und mit Ingo Langen, Alma 
Seidler, Fred Liewehr, lleinz Moog. Ulrich 
Hettac, Michael Janiseh, Alexander Trojan und 
Felix Steinböck in den Hauptrollen sein. Mit 
dieser Welfuraufführung beginnen die Bregen- 
 
kommnet. Der internationale Erfolg des Spiels 
auf dem See hat aus Europa und Übersee 
Theaterfachleutc nach Bregenz gezogen, zahl- 
lose Nachahmungsversuche in der Schweiz, 
Deutschland, ja sngar in den USA wurden im 
Laufe der Jahre gemacht. Es fehlte ihnen allen 
die grnße Idee und die Initiatoren kamen immer 
wieder nach Bregenz, um neue Anregungen zu 
erhalten. Durch die Nachahmung konnte aber 
der Vorsprung in künstlerischer und technischer 
Hinsieht der Bregenzer Festspiele auch nicht 
annähernd eingeholt werden. Das Spiel auf dem 
See der Bregenzer Festspiele, auf der größten 
Bühne Mitteleuropas mit 100 Meter Breite und 
200 Meter Tiefe, bleibt in seiner Art einmalig. 
Im Rahmen der Bregcnzer Festspiele 1956. die 
vom 19. Juli bis 15. August stattfinden, wird 
als Spiel auf dem See ein Meisterwerk der klas- 
sischen Wiener Operette, „Der Bettelstudent" 
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wieder bei den Bregenzer Festspielen sowohl 
im Spiel auf dem See als in eigenen Ballett- 
abcnden mitwirken wird. Höchstleistungen der 
Tanzkunst, die zu dem Gesamtbild der Bregen- 
zer Festspiele gehören, verspricht Tschaikow- 
skys „Dornröschen" in der Choreographie von 
Tatjana Gsovsky. Primaballerina Suse Preisser 
wurde in Österreich schon im Vorjahr anläß- 
lieh eines Gastspielcs in Wien besonders ge- 
feiert. 
Neben dem Spiel auf dem See hat sich bei den 
Bregenzer Festspielen immer mehr das Schau- 
spiel zum zweiten IIauptkristallisationspunkt 
der Festspiele entwickelt. Es erhält besonderen 
Glanz durch die "Fntsache, daß es die erste 
deutschsprachige Bühne. das Wiener Burgthea- 
ter, ist, das in Bregenz alle Schauspielauffüh- 
rungen bestreitet. 1956 werden die Besucher der 
Bregenzer Festspiele Gelegenheit haben, die Er- 
zer Festspiele die bewußte Pflege und Förde- 
rung des modernen Dramas, die mit der Aus- 
schreibung eines internationalen Schauspielwett- 
bewerbes gekrönt werden soll. "Jeanne d'Arc" 
wird nach der Welturnufführung in Anwesenheit 
des Dichters in Bregenz vom Wiener Burgthea- 
ter in seinen Wiener Spielplan aufgenommen. 
Auf dem Gebiet der Oper ist es die Spieloper, 
die sich in den Rahmen der beschwingten, 
lebensfrohen Festspiele am Bodensee besonders 
einfügt. 1956 ist ein Meisterwerk der deutschen 
Spieloper, „Die lustigen Weiber von Windsor", 
auf dem Spielplan. Auch hier vereinen sich 
weltberühmte Kräfte der Wr. Staatsoper und der 
Metropolitan Opera New York mit jungen Sän- 
gern deutscher Bühnen. Unter der musikalischen 
Leitung von Generalmusikdirektor Fritz Zaun 
(Düsseldorf) und der Regie von Oberspielleiter 
Dr. Werner Kelch (Berlin) singen Wilma Lipp,
	        
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