SOMMERFESTSPIELE AUF
DEM
BODENSEE
Die internationalen Bregcnzer Festspiele sind
mit ihrem Hauptstar, dem Bodensee, zu einem
weltweiten Begriff geworden. Über 73.000 Be-
sucher aus allen Ländern Europas und aus
Übersee besuchten im vergangenen Jahr die
Veranstaltungen und heute schon laufen vor
allem aus den USA zahlreiche Vorbestellungen
ein. Die groiäe Tat der Bregenzer Festspiele,
die heute die Bodenseefestspiele für dns ganze
Gebiet, gleichgültig an welchem Ufer der drei
Länder, darstellen, war die Schaffung einer
vollkommen neuen Art der Aufführung in der
internationalen Theatergeschichte: Des Spiels
auf dem See. Klassische Wiener Operetten wur-
den auf künstlichen festen und beweglichen
Bühneninseln auf dem See aufgeführt und die
Aufführungstechnik von Jahr zu Jahr vervoll-
von Millücker, aufgeführt werden. Die Schöpfer
der großartigsten Operettenaufführungen der
Wiener Staatsoper -- Burgtheaterdirektor Pro-
fessor Dr. Rott als Regisseur, Prof. Anton
Paulik als Dirigent und Prof. Walter Iloesslin
als Bühnenbildner - werden auch diesmal hie-
für der Bregenzer Festspielleitung zur Vere
fügung stehen] zusammen mit einem prominena
ten Solisten-Ensemble der Wiener Staatsoper:
Kammersängerin Wilma Lipp, Hilde Roesscl-
Majdan, Eta Köhrer, Per Grunden. Arne liend-
riksen, Kammersänger Karl Dünch, Franz Bö-
heim, Richard Eybner. Als Ballett hat sich im
Vorjahr in diese künstlerische Gemeinschaft
Wiens das Ballett der Städtischen Oper Berlin
in der Choreographie von Gustav Blank so
glänzend eingefügt, daß es auch in diesem Jahr
öffnungsinszenierung des wiederaufgebauten
Burgtheaters mit „König Ottokars Glück und
Ende" von Grillparzer in der Originalbesetzung
jener glanzvollen Wiener Tage mitzuerleben.
In der Inszenierung von Burgtheaterdirektor
Prof. Dr. Rott spielen die Kammerschauspieler
Ewald Balser, Attila Hörbiger, Albin Skoda,
Judith I-lolzmeister, Liselotte Schreiner, Fred
Liewehr, Heinz Moog, Ottu Treßler u. a. Ein
besonderes Ereignis wird außerdem die Welt-
uraufführung zur Eröffnung der Festspiele von
Max Mells „Jeanne d'Arc" in der Inszenierung
von Josef Gielen und mit Ingo Langen, Alma
Seidler, Fred Liewehr, lleinz Moog. Ulrich
Hettac, Michael Janiseh, Alexander Trojan und
Felix Steinböck in den Hauptrollen sein. Mit
dieser Welfuraufführung beginnen die Bregen-
kommnet. Der internationale Erfolg des Spiels
auf dem See hat aus Europa und Übersee
Theaterfachleutc nach Bregenz gezogen, zahl-
lose Nachahmungsversuche in der Schweiz,
Deutschland, ja sngar in den USA wurden im
Laufe der Jahre gemacht. Es fehlte ihnen allen
die grnße Idee und die Initiatoren kamen immer
wieder nach Bregenz, um neue Anregungen zu
erhalten. Durch die Nachahmung konnte aber
der Vorsprung in künstlerischer und technischer
Hinsieht der Bregenzer Festspiele auch nicht
annähernd eingeholt werden. Das Spiel auf dem
See der Bregenzer Festspiele, auf der größten
Bühne Mitteleuropas mit 100 Meter Breite und
200 Meter Tiefe, bleibt in seiner Art einmalig.
Im Rahmen der Bregcnzer Festspiele 1956. die
vom 19. Juli bis 15. August stattfinden, wird
als Spiel auf dem See ein Meisterwerk der klas-
sischen Wiener Operette, „Der Bettelstudent"
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wieder bei den Bregenzer Festspielen sowohl
im Spiel auf dem See als in eigenen Ballett-
abcnden mitwirken wird. Höchstleistungen der
Tanzkunst, die zu dem Gesamtbild der Bregen-
zer Festspiele gehören, verspricht Tschaikow-
skys „Dornröschen" in der Choreographie von
Tatjana Gsovsky. Primaballerina Suse Preisser
wurde in Österreich schon im Vorjahr anläß-
lieh eines Gastspielcs in Wien besonders ge-
feiert.
Neben dem Spiel auf dem See hat sich bei den
Bregenzer Festspielen immer mehr das Schau-
spiel zum zweiten IIauptkristallisationspunkt
der Festspiele entwickelt. Es erhält besonderen
Glanz durch die "Fntsache, daß es die erste
deutschsprachige Bühne. das Wiener Burgthea-
ter, ist, das in Bregenz alle Schauspielauffüh-
rungen bestreitet. 1956 werden die Besucher der
Bregenzer Festspiele Gelegenheit haben, die Er-
zer Festspiele die bewußte Pflege und Förde-
rung des modernen Dramas, die mit der Aus-
schreibung eines internationalen Schauspielwett-
bewerbes gekrönt werden soll. "Jeanne d'Arc"
wird nach der Welturnufführung in Anwesenheit
des Dichters in Bregenz vom Wiener Burgthea-
ter in seinen Wiener Spielplan aufgenommen.
Auf dem Gebiet der Oper ist es die Spieloper,
die sich in den Rahmen der beschwingten,
lebensfrohen Festspiele am Bodensee besonders
einfügt. 1956 ist ein Meisterwerk der deutschen
Spieloper, „Die lustigen Weiber von Windsor",
auf dem Spielplan. Auch hier vereinen sich
weltberühmte Kräfte der Wr. Staatsoper und der
Metropolitan Opera New York mit jungen Sän-
gern deutscher Bühnen. Unter der musikalischen
Leitung von Generalmusikdirektor Fritz Zaun
(Düsseldorf) und der Regie von Oberspielleiter
Dr. Werner Kelch (Berlin) singen Wilma Lipp,