der Haare und die Marmorbehandluitg
(besonders des Körpers) verwt" en auf
die Hand des DESIDERIO da SlZTTI-
UNANO (geboren 1428 Settigitttno bei
Florenz, H64 in Florenz gestorben), und
aus weiteren Vergleichen wurde es mög-
lich, das anziehende Werk in die beste
Zeit des Desiderio, in die jahre- H53
bis 1455 zu datie t , somit in die zeit-
liche Nahe eines seiner Hauptwerke, des
Marsuppinigrabmitles in Sta. (iroce. De-
sidcrio, Lieblingssclttilet" des ihn über-
lebenden Donatello, begann um 145i)
eine Reihe von Büsten anmutiger junger
Menschen zu arbeiten; er vereinigte
darin Gcfühlsseligkeit mit gediiittpftei"
Heiterkeit und ein typisches, über das
Individuelle hinausgehendes Schönheits-
ideal. Von Donatello tibernahm Ueside-
rio die raffinierte blarntortechnik, aber
nicht seinen herben Naturttlismtis, son-
dern ersetzle solchen durch einen aus
dem Gegenständlichen kommenden Ide-
alismus, dem er eine immer malerischer
werdende virtuose Älarittorteclmik zur
Verfügung stellte. Desiderios Stil ge-
wann bald eine beachtenswerte Weitwir-
kung; diese wurde die Ursache der v
späteren so oft wechselnden Zuschrei-
bungen und Aberkennungen.
Seine reifen Werke zeigten schon ziem-
lich früh stetig wiederholte nlerktnitle:
Die gewölbten Augenhrauenbügen, die
nach spatantiken Vorbildern riiuinlich
wie linear betonten Augspalten (doppelt
geritndert mit stark ausgebildeter unte-
rer Lidfalte) und ein eigcnwilliges, fast
leicht mokantes Lächeln, dieses deutlielt
zuerst bei der Mädchenbuste der Samm-
lung Morgan, New York. Der geschil-
derte Augentypus, bei Büsten auch nach
H50 beibehalten, mildert sich im Nia-
donnentondo des Nlarsuppinigritlat-s in
der Art der Wiener johannesbüste, bleilst
hingegen bei den Reliefs stiittdig fors
eirrt, siehe u. a. die Äladtittnit Fottlc
(um 1451, Philadelphia, Museum of art).
Man vergleiche nunmehr die Wiener
Büste mit einigen gesicherten und ähn-
lichen Arbeiten des Desiderio: mit der junglingsbüste um
145-} (Florenz, Musco nazionale, Älztrtttor, Höhe 37 cm), mit
der Büste des jugendlichen 'l'iiufers um H52 5-} (Paris, Louvre,
Marmor, Höhe 49 cm), mit dem jcsuskitttben um 145-1- (New
York, Morgan, Marmor, Hübe 38 cm) und mit der früher
dem Antonio Rosselino gegebenen johanncsbüste um H54
(Philadelpltia, Sammlung XVitlener, Nlarntor, Höhe 4G cm).
Aus solchen Vergleichen wird sich ergehen, dall die vor-
her angegebenen Stilmerkmale nicht nur bei den zitierten
Plastiken des Desiderio durchgehend sich vorfinden, sondern
auch in der Wiener johannesbüste. Deren technische Mel
sterschaft und die reine, im besten Sinn des Wortes „antike-T
Schönheit ergibt hier eine Arbeit von hohem Rang und noch
ohne die manicri isclten Zügc der Spiilzeit. Attlitrt" mit den
genannten Vergleichsbeispielen ist auch eine stilistische Niilte
mit dem Twntpanonrclief und den wappenhtiltendcn Putti des
Nlarsuppinigrabmztles festzustellen. Aus allen diesen (iründcn
kann die Wiener johannesbüstt- in die Jahre l-L 15 datiert
werden, somit zeitlich in die Nahe des Älarsutäpinigrabmttlcs.
Desiderio hatte damals bereits eine sehr persönliche Kunst aus'-
gebildet, auf welche (iiovanni Santi um H85 90 in seinem huma-
nistisch-panegyriselten Epos mit den Worten hinwies: „Il vago
Desider si dolee e belle", und welche Kunst noch Vasari mit
den Worten anerkannte: „...che senza fatiehe partoriseono le
cose loro con una certa grazizt, ehe non si puo darc alle operc,
che altri fa ne per studio ne per imitazione. Mai: dono verav
mente celeste, ehe piove in maniera su quelle cose, ehe elle
portano sempre seeo lanta leggiadria e tttnta gentilczza . . ."
In der Behandlung der Draperie begann bei Desiderio bald nach
1450 eine Art „weicher Stil", er ergriff jedoch nur langsam die
noch lange ornttmental behandelten (iesiehtsteile und Haare. Dic-
serOrnamcntalismus wieb später einer rasch zunehmenden Plasti-
zität, die ohnc antike Vorbilder unmöglich gewesen wäre. Solchen
Prozeli zeigt gleichfalls und genügend stark die XVicner Büste.
Hier steht ferner das Antikischc des Kopfhaares auch in einem
fühlbaren Zusammenhang mit dem intuitiv wie formal vorhan-
denen antiken Habitus der ganzen Plastik, noch dazu in einer
auch bei Desiderio nicht häufigen Intensität.