Abb. 3. Groß: Standuhr von Ballly d. J., Paris um 1805. Ruhr Marmor und vurgoldola Bronxe.
lBnurmunn-Jordun, Münchui)
Neben solchen Standardformen entstanden aber auch Pracht-
stüekc, denen hoher kürtstleriselter Wert zuerkannt werden muß.
Abb. Z zeigt ein Kahinettsttiek aus dem Wiener Llhrenmusetu
die sogenannte Neptun-Uhr. Neptun (Poseidon), der läeherrseher
der Nieere, thront auf einem hltisehelwagen, den Uni tek in
Hiiitden, mit dem er das Meer aufwühlt. Der urnengezicrtt- Ober-
teil ist von einem halbtonnenftirmigen Dach übcrtviilht, dessen
iliympanon in durchhrocltencr Arbeit ausgeführt ist. Vier
Trauhenstüeke füllen die Zivickel an der Vorderseite. im den
Unterteil läuft ein Palmettenband. Die ganze L'lir ruht auf vier
stilisierten Tatzen.
Abb. 3 zeigt die große Standuhr von Bailly d. f, 'ls, unt 1805
(Basserma 1n-jortlttn, ltlünnlten). Die Uhr i;t aus rotem hlarmor.
Die vordere ßildflfieht: des tptittlerförmigeit [lnterhattes yeigt im
Relief eine Versammlung von Gelehrten in gricehiscltet" (l wan-
dung, mit Sehrifttafeln, Zirkeln tisxv. in Händen, in eifrigem
wissensehaftliehem Disput. Links im Hintcrgrttnd Pyramiden,
Sphinx und Palmenbaitni. Auf diesem Unterteil steht eine weib-
liche (lestali in wallendem griechischen (ietvande, die Astrono-
mie symbolisierend. Älit dem Zirkel mißt sie linlfernungen der
Sterne an dem Sternglobtts, welcher von Sphinxett getragen wird.
Diese ruhen auf einem der Pylonen, den riesenhaftcn Äbrtiirtttett
der ägyptischen Tempel nachgebildeten (jrundkijrper, dessen
oberen Abschlufi das typische iigyptiselte Hohlkehleitgesimse bil-
det. Die Sterne am flimmelsglobti: Zifferblatt und sonstige Ver-
zierungen sind in vergoldeter Bronze ausgeführt.
Abb. 4 zeigt eine vergoldete Bronzeultr des llmpire aus Privat-
besitz. Apollort, Sohn des Zeus, (iUll des Cvesattgcs und der Dicht-
kunst, Anführer der Musen (daher sein Beiname Älusttgete ), auf
zweiteilige-m, quaderfiärntigent Postament thronend, die Leier, als
deren Erfinder er gilt, spielend, lorbeeruntwundenen llatiptes, im
Lorbeerkranz steekend die Nntcnrolle. Lyra. Zifferblatt, Posta-
menl und Füliehen mit Lurbeer- und Akanthuslvlatlmotiven.
in dem seinem diktatorischen System geniiißeit Drang nach
hlonumentztlisierttng greift man wieder gerne zurück auf die
architektonische Konzeption des (Jehiitises. So entstehen jene
zahlreichen Formen von Trittmphsiittlem, Siegespurt'.tl-, Denk-
mal- und Pywamidenuhren, die in ihrer pathetisehetüirollartigkeit
den Willen des Diktators bekunden sollen. Daneben erlebt auch
das limail als künstlerisches Sehmuekmittel der illtselientihr eine
ncuc Blüte. Genf und La-(lliatix-de-Fnnds sind Zentren dieser
Renaissance. Von den antiken limailarbeiteit die bis auf unsere
'l'age überkommt-n sind, gehl ein magischer tuher aus, der uns
anmulct wic zarter Blütenduft langst vergangener Tage. liein-
sinnigkcit der Linienführung. 'l"ransparenz und Leuchtkraft der
Farben sind es, die eliescn unvergänglichen Zituber ausstrahlen
und den minuzi sen Kleinkunstwerken des llmails durch die jahr-
hundertc ihre lirtsclte, ihr Parfum bewahren.
50 reichen kla isehes Altertum und revulutionsbereite Neuzeit
einander die Pande. Die Uhr ist Vermittlerin dieses 'l'reffens.
Abb. 4. Emplra-Ulvr, Apollo mit Leyor. Emnn vcrgnldqt rnlleltari. (Btldarcl-itv du Natiunalhtbllolhck, Wten)
14