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Vnn FRANZ WINDISCH-GRAETZ
Wenn die Rede auf österreichische Möbel des 18. jahrhunderts
kommt, zumal auf solche des Rokoko, also aus der Maria There-
sianischen Epoche, dann denkt man sogleich an die altbekannten
Tabernakelkästen, an intarsicrtc Garderobeschränke mit reich
profiliertem Gesims und „LaberW-Füßen sowie am Kommoden
mit wellig gesehwungencr Front. Man könnte diese Reihe beliebig
fortsetzen und für jedes Möbel eine Standardlorm beschreiben,
die sich als Verkörperung und Inbegriff österreichischer Möbel-
kunst des 18, jahrhunderts eingebürgert hat. Wie unrichtig aber
derartige Verallgemeinerungen und Vereinfachungen sind, da sie
niemals dem wahren Sachverhalt gerecht werden, das zeigt sich
auch hier. Wer nur diese wenigen Formkategorien kennt oder
gar nur diese gehen läßl. tut den 'l"atsachen schlimmsten Zwang
an. Denn in Wirklichkeit ergaben sich aus dem Zusammenwirken
der schöpferischen Phantasie der Kunsthandwerker mit den indi-
viduellen Wünschen der Auftraggeber unendlich viel mehr Mög-
lichkeiten. Um dies zu verdeutlichen, haben wir eine Wiener
Wohnung aufgesucht, deren besonders interessante österreichi-
sche Möbel für den, der mit den landläufigen Vorstellungen an
sie herantriu, auf den erSten Blick verblüffend wirken dürften.
Abb. 1. Über der lVCCHHLlCFS reizvollen Maria "Fhcrcsicn-Kommodc {Mitte 18]] i
V im Vordergrund ein farbig sehr schönes Gemälde der
holländischen Schule: .,Suldatci1 mit der BCUÜC" von Jacob Duck um 160117 nach 10011,. Links davon ein kleines Bild vnn David Tcnicrs dem
jüngeren 1611)" 111'111 der sogenannte J)efangcncrnvilrlcr". wnhrsthcinlich die lLut-tellung eines Kcllcrmeisters. sign. TDf. Die Möbel-
gruppc an der linken XVnnd des nnchstcn Zimm: Zcigcn wir im Fnrlnhild jihh 3 .
de!" öslerrcichischen Sitzmöbel aus den jnnren 17.31) 1T .
die dem Pieter de Ncyzi PISÜTfVIlÜFÄ zugeschrichcn wird.
Die Armxeäscl sind sehr bezeichnend für die Form
7- Phi-r der kleinen Kommode im Ilintergrund eine schöne dKanallandschaft".
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