stammen zum Großteil aus dem 18. Jahrhundert und sind portu-
giesisehcr Herkunft. 1953 schenkte Dr. R. do Espirito Santo den
Palast dem Staate.
Schon früher (1936) war ein ähnliches Museum in Paris ent-
standen: das „Musee Nissim de Camondo". Auch diese Institution
verdankt ihre Gründung der Munifizenz eines großen privaten
Sammlers, des Grafen de Camondo.
Ein Rundgang durch den Palazzo Rezzonico in Venedig bedeutet
für Kunslfreunde und Museumshesuchcr einen seltenen Genuß.
Hier ist dem anmutigen venezianischen 18. jahrhundert ein köst-
liches Denkmal gesetzt. Man kann das schöne Mobiliar Andrea
Brustolons und vor allem die durch die Zartheit ihrer Farben
bezaubernden Lackmöhel sehen, die für Venedig so bezeichnend
sind.
Außer diesen in ihrer Art gleichsam als Gesamtkunstwcrke wir-
kenden Museen gibt es die weltberühmten kunstgewerbliehen
Bestände der großen Sammlungen. So z. B. in der Wallace Col-
lection in London, im Musäe des Arts Decoratifs im Louvre
und im Reichsmuseum in Amsterdam, um nur einige der reich-
hnltigsten zu nennen. Wie in diesem letztgenannten Museum die
Sammlung für Plastik und Kunstgewerhe in den vergangenen
Jahren neu aufgestellt wurde, kann als vorbildlich gelten.
Wie verhält es sich nun in Wien? Das Österreichische Museum
für angewandte Kunst besitzt wohl berühmte und einmalige
Werke der Möbelkunst, doch hat gerade die Möbelsammlung im
Verlauf des Krieges die empfindlichsten Verluste erlitten, wo-
durch der Dokumentation der Stilahfolge schwer wiedergutztt-
machende Lücken zugefügt wurden. Im Bundesmobiliendepot ist
zwar das Empirc und besonders das Biedermeier sehr reichhaltig
vertreten, aus dem 18. Jahrhundert aber sind die Bestände gering.
Abb. 6. Armsessel. Höhe: 93 cm; Sitzhöhe: 49 ern; Tiefe:
59 cm; Breite: 69 cm. Eiche auf Nuß geheizt. 1750465.
Außerdem wird jeder Besucher es als störend emp-
linden, daß in den Schausälen echtes historisches
Mobiliar neben überladenen Erzeugnissen des
Zweiten Rokoko und der franzisco-joselinischen
Ära ausgestellt ist.
Die Schauräume der Burg in Entsprechung zu den
vorhin genannten Palast-Museen auszugestalten,
würde Wien eine neue Sehenswürdigkeit ersten
Ranges geben. Leider wird im gegenwärtigen Zu-
stand diese Chance nicht ausgenutzt. Das dort aus-
gestellte Mobiliar stammt zum größten Teil aus
dem späten 19. Jahrhundert und steht somit im
Widerspruch zu der in vielen Fällen sehr qualitäts-
vollen Innendekoration der Räume.
Das Ergebnis geht also dahin, daß man in Wien
die Geschichte des österreichischen Mobiliars nur
unvollkommen, ja fast nicht studieren kann. „Alle
und moderne Kunst" sucht diesem Mangel dadurch
zu begegnen, daß sie im Privatbesitz befindliche
und somit unzugängliche, interessante Möbel dem
Kunstlreund in Reproduktionen vor Augen führen
will. Dem Besitzer sei für sein freundliches Em-
gegenkommen herzlicher Dank ausgesprochen.
Abb. 5. Kleine bombiertc Kommode. Höhe: 95 cm;
Breite (bei stärkster Anmeldung): 67 cm; Tiefe: 40 cm.
Palisanderholz verschiedener Art und Färbung; vergol-
dete Bronzebesehläge. Um 1750.
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