trag deren Erwerbung unterstützt. Darunter finden sich so kost-
bare Bilder wie Chagalls Bildnis seiner Braut in schwarzen Hand-
schuhen (1909), ein erregendes Picasso-Stilleben von 1908 und
eine verhaltene, schwebend-zarte Komposition Miros aus dem
Jahre 1925. Die Privatsammlung Doetsch-Benziger, die im ver-
gangenen Juli in der Basler Kunstsammlung gezeigt wurde,
enthält Werke von fast allen bedeutenden Künstlern unseres
Jahrhunderts, durchwegs von außergewöhnlicher Qualität, -
darunter etwa 60 Blätter von Klee, zu denen einige der bekann-
testen Werke des Meisters zählen.
In seiner Geschlossenheit von unermeßlicher Bedeutung für die
Abrundung der Sammlung ist der Beitrag des Sammlers Raoul La
Roche. Er stiftete im Jahre 1952 eine Gruppe von 23 Kubisten
(Picasso, Braque, Gris, Leger, Ozenlant und Jeanneret), die das
Basler Museum mit einem Schlage mit einem der schönsten
Kubisten-Säle versah.
Rechnet man dazu noch die Depositen der Sammlung Staeehelin,
die in ihrer Gesamtheit ebenfalls in diesem Frühsommer im Mu-
seum gezeigt wurde, so geben diese die notwendige Ergänzung zur
La Koche-Stiftung: nämlich einen Überblick über die post-
impressionistischen Bestrebungen der französischen Malerei (ce-
zanne, Gauguin, Van Gogh), erweitert um einige Impressionisten,
einen Picasso aus der periode rose und den berühmten Harlekin
von 1923.
Da das Museum nur solche Werke erwerben darf, die bereits
als sichere Werte gelten dürfen, muß es sich gegenüber der
jüngsten Malerei zurückhaltend zeigen. Es muß darum als ein
glücklicher Umstand betrachtet werden, daß Dr. Schmidt sich in
Gestalt der Emmanuel-Hoiimann-Stiltung eine Möglichkeit bot,
auch Werke umstrittener Künstler, wenn auch nur in liorm
dauernder Depositen, in seinem Hause unterzubringen. Die Sta-
tuten dieser Stiftung sehen nämlich den ausschließlichen Ankauf
von Werken vor, deren Schöpfer „sich neuer, in die Zukunft
weisender, von der jeweiligen Gegenwart noch nicht allgemein
verstandener Ausdrucksmittel bedienen, und zwar ohne Rück-
sieht auf Nationalität . .
Dieser Überblick, der nur die markantesten Wesenszüge der Bas-
ler Museumsarbeit hervorheben konnte, offenbart mit aller Deut-
lichkeit, daß sich organisatorische Vielseitigkeit mit Zielstrebig-
keit paaren muß, daß wissenschaftliche Umsicht des diplomati-
schen Geschieks nicht zu entbehren vermag, wenn ein Ergebnis
von innerer liolgcrichtigkeit zustande kommen soll. Man könnte
vor so viel schöner Aufbauarbeit kleinmütig werden und meinen,
das Basler Beispiel gelte nicht für unsere Verhältnisse. Zweifel-
los ist, was Schmidt in Basel geleistet hat, nirgendwo wiederhol-
bar. Wenn Wien ein Modernes Museum erhalten soll, so wird
es sich einen neuen, ihm spezifischen Typ mit einem ganz be-
stimmten Arbeitsprogramm einfallen lassen müssen. Vergessen
wir jedoch nicht, daß das Erbe keineswegs glorreich war, das
Dr, Schmidt im Jahre 1939 antrat. Es gab ein einziges Bild von
Klee und Munch, Nolde und Gauguin waren das „Modernste",
das die Sammlung zu bieten hatte. Erst die Ankäufe aus den von
Hitler konfiszierten deutschen Museen schlugen knapp vor
Kriegsbeginn die erste Bresche (u. zt. Marcs „'l"ierschicksale",
Kokosehkas „Windsbraut" und (lorinths „Ecee Homo").
Diese Überlegungen sollten nicht nur einige Tatsachen über ein
ausländisches Museum mitteilen, sondern zum Nachdenken an-
regen. Sie sollten zeigen, daß es nicht genügt, wenn eines Tages
in Wien ein neues Museum gebaut wird. Selbst ein Direktor, der
die besten Dispositionen besitzt, wird nicht nur von seiner per-
sönlichen Energie, von staatlichen Geldern, sondern vor allem
von der Unterstützung jener abhängen, die mit ihm eines Willens
sind: von einer aufgeschlossenen, europäischen Geistigkeit, wie
sie hierzulande leider zur Seltenheit geworden ist.
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