Sehr hoch belaufen sich die Ausgaben für die Wasserversorgung
des Schlosses. Eine neue Leitung mußte angelegt und eine
Druckmaschine montiert werden, „wodurch das Wasser vom
Fuß des Berges bis zum Fuß des Schlosses in den Wasserthurm,
die Kuchel und Stallung geleitet wird". Verantwortlich für diese
Arbeiten ist der „Brunnmeister zu Joslowitz, Joseph Markl", der
auch „für Reiß (Reise), Überschlag (Kostenvoranschlag) und
Ausmaß (Ausmessen) wegen der Wasserleithung" bezahlt wurde.
Überdies zog man noch einen Bergmann (Bergknappcn), Fried-
rich Engl, „für das Brunnengraben beim Neugebiiu Karlslust im
Wald" heran. Wahrscheinlich werden die wiederholten Käufe von
Sprengpulver bei den „Kaufleuthen Joseph und Michael Krauß
zu Retz" für diese Erdarbeiten gedient haben.
Wie schwierig die Transportverhältnisse und wie gering der Lohn
für die Träger damals waren, erweist die Eintragung, daß „die
Zwey Männer mit ihren Gehilfen für die forte Piano von Wien
nacher Karlslust zu tragen 14 U." erhalten haben.
Das Land nördlich der Thaya war damals nicht so hermetisch
von den Gebieten südlich des Flusses abgeschlossen wie heute.
Mehrmals werden Handwerker genannt, die aus Orten vom an-
deren Ufer stammen. So z. B. der bereits erwähnte Brunnen-
meister Joseph Markl aus Joslowitz, oder ein Schlosser aus Znaim
und einer aus Frain.
Für die künstlerische Ausgestaltung des Schlosses sind noch zwei
Eintragungen nennenswert. Demnach sind „dem Bildhauer Jo-
hann Georg Magis für verakkordirte Wappen Sr. hochfürstl.
Durchlaucht samt Armaturen von Margarethenstain auf das
Jagdt-Schloß Karlslust gezahlt worden 207.- fl.". - Bei dieser
Komposition im Giebelleld des Mittelrisalits kommt das einzige
Mal eine im überlieferten, barocken Sinne auigefaßte Bauplastik
zur Geltung. - Johann Georg Magis (um 1749-1799) war „Hof-
und akademischer Bildhauer", wie er im Wiener Hof- und Ehren-
kalender von 1792 genannt wird. Über seine künstlerische Tätig-
keit konnte bisher nichts festgestellt werden.
In Anbetracht der schönen Stukkaturen, ihrer Stilreinheit und
hohen Qualität, ist es von Wert, zu wissen, daß sie der „Stoker-
thourmeister in Wien Johann Georg Böhm" verfertigt hat. Er
erhielt „für die bei dem Neugebäu Karlslust im Wald" geleistete
Arbeit 535.- fl.
IIier folgt nun ein Auszug aus dem Verzeichnis der Gesamt-
zahlungen an die Ilandwerher:
„Reeapitulatio Sumarum.
m. n. m, Pi.
1 Baumeister et Maurer . 9.522 I6 3
9 Tischler . 8.978 .78 Z
13 Schlosser . 3-760 49
29 Mahler 956 I7
33 Steinmetz 1-896 47
35 Bildhauer . 229 30
37 Zimmermeister 5.858 33 2
41 Ilafner . 257 9
73 Brunnmeister 1.322 4 3
75 Berglenappe . 652 44
85 Fuhrlöhnung 5.994 15 3
Suma: 60.050 41 2"
Um sich eine ungefähre Vorstellung vom Werte dieser Zahlen
machen zu können, sollen ein damaliger und ein heutiger Markt-
preis gegenüber gestellt werden.
Der Preis für einen nietlerösterreichischen Landmetzen Korn-
frucht - rund 40 kg -, betrug im letzten ßzhrzelmt des I8. fh.
1-10 bis 190 Kreuzer, das sind ungefähr 2 bis 3 Gulden (der Gul-
den zu 60 Kreuzer). Die gleiche [Menge Getreide kostet beute
cirlezi S 96.-, wobei für den Preis eines Kilogramm: S 2.40 an-
genommen werden.
Der lWert eines Guldens damaliger Währung würde daher bei-
läufig 30 österreichischen Schillingelz entsprechen, die Gesamt-
bauleosten demnach einem Betrag von ungefähr S 1.800.000.-
gleichkommen. - Tatsächlich würden aber die Kosten für ein
derartiges Bauwerk heute infolge der höheren Arbeitslöhne
wesentlich mehr ausmachen.
Ein Fremder, der von der Ortschaft Fladnitz auf der schmalen
Landstraße in Richtung gegen die Thaya zu wandert, würde
nicht vermuten, daß hinter den Baumkronen der Wälder, die
Abb. 4.
Snlon Im Schloß Karlslusl, - Dur Raum war frühm-
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