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Abb. 1. Erstes Projekt für das kaiserliche Lustschloß Schönbrunn. Dieser Entwurf beabsichtigte. den Schloßhziu auf der Anhöhe des heutigen
Ghoricttchügcls zu errichten. Der Vordergrund dieses Bildes entspricht der heutigen großen Brunnenanlage im Gartcnpnrtcrrc, Das 1690
entstandene Projekt, das Sedlmuyr in seiner Älnnugruphie als "großartige Utopie" bezeichnet, mußtc der hohen Kosten wegen verworfen weiß
den. Es war als Schloß für den 1690 gekrönten .,deutschcn Sonncnkönig" und künftigen Kaiser Josef I, gedacht.
(Dem im Heroid Vertag, Wien, erschienenen Euch „Johann Bernhava Fischev vun Ennch" von Hans Sedimayr entnommen)
im Hinblick auf die Chronologie;
im Hinblick auf die Periodisierung;
im Hinblick auf die Charakteristik der einzelnen Epochen;
im Hinblick auf die Charakterisierung des Gesamtoeuvres,
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seine historische Stellung und seine historischen Wirkungen.
Auf die geringen Abweichungen, die da noch bestehen, werde
ich in anderem Zusammenhang eingehen. Sie können eigentlich
nur mehr den Spezialisten interessieren, in den großen Zügen
des Fischer-Bildes sind es nur Nuancen.
Ein solcher Consensus ist zwar erfreulich, aber er birgt die Ge-
fahr in sich, daß der Elan der Forschung in dem Maße nachläßt,
als das trügerische Gefühl entsteht, nun sei alles Wesentliche
ohnehin bekannt und gesichert. Erfahrungsgemäß wenden sich
von erschöpften „Minen" die kräftigen Forschernaturen ab und
es kommen die epigonenhaften Nachleser und mit ihnen ein
Geist kleinlieher und unfruehtbarer Kritik. Deshalb wäre es
gerade im Jubiläumsjahr wichtig, zu demonstrieren, daß noch
sehr wesentliche Fragen ungelöst oder nur zum Teil gelöst
sind und noch viel Arbeit auf allen Ebenen der Forschung zu
leisten ist, angefangen von der Quellenforschung - namentlich
in den böhmischen und ungarischen Adelsarchiven - bis zur
geistigen Durchdringung des Stoffs. Einige solcher weißer Flecke
auf der Landkarte unserer Kenntnisse möchte ich hier ganz
kurz bezeichnen.
1. Die Frage der „allerersten" Zeit Johann Bernhard Fischers,
nämlich seiner römischen und neapolitanischen Werke. Schon
die Formulierung, Fischer habe als Mcdaillcur begonnen, dürfte
irreführend sein. Die bisher von der Fischerforschung, auch von
mir selbst, übersehene und erst von Hans Aurenhammer beach-
tete Nachricht, die Johann Ferdinand Schor um 1720 in Prag
von Fischer selbst gehört hat, daß nämlich Fischer als Bild-
hauer und Bossierer bei Phillipp Schor beschäftigt gewesen ist,
dabei die Architektur erlernt hat und so erfolgreich war, daß
ihn Philipp Sehor, als er vorn Vizekönig nach Neapel berufen
wurde, mit sich nahm und „mit größtem Vorteil sich seiner
bediente", vor allem aber die andere Nachricht, daß Fischer,
als er Lust bekam, sich wieder nach Hause zu begeben, bereits
Reichtum erworben hatte (siehe Katalog C 4), - gibt dieser
Frage die besondere Schärfe. - Desiderat: Eine neue umfassende
Monographie der Schor, auf Grund eingehender Quellenfor-
schungen. Untersuchung von Fontanas Nachlaß in Windsor.
2. Die überragende einsame Größe Fischers in seiner Frühzeit
von 1687 bis 1697, nicht nur in Österreich, sondern innerhalb
des gesamten deutschen Barocks, ist mir selbst erst spät ganz
deutlich geworden. Ein Vergleich der Situation einerseits in
Brandenburg, Preußen und in Bayern, anderseits in Böhmen und
Schwaben mit der österreichischen Baukunst dieser Jahre wird
der Leistung des jungen Fischer erst das volle Relief geben. -
Desiderat: Eine pedantische Chronologie der späten achtziger
und der neunziger Jahre für Deutschland und Europa von jahr
zu Jahr. '
3. Die Klärung der Frage, ob Fischer in England gewesen ist,
ob er sich dort bei der Königin Anne - so wie in Berlin -
mit einem eindrucksvollen Entwurf eingeführt hat und welche
Beziehungen er dort angeknüpft hat. Desiderat: Nachforschungen
im britischen Staatsarchiv und in englischen Sammlungen von
Architekturzeichnungen.
4. Am meisten bleibt aber immer noch zu leisten für eine Er-
kenntnis von Fischers „letzter" Zeit, nämlich der Zeit nach dem
ersten Entwurf der Karlskirche, von 1715 bis einschließlich 1721.
Zunächst ist überhaupt die Erkenntnis notwendig, daß diese
Phase einen durchaus eigenen Charakter hat. So wie sich die erste
Zeit (1687-1690) deutlich von der „frühen" Zeit (1691-1704)
abgrenzt, so von der späten Zeit (ca. 1707[08-1715[l6) die
„letzte" Zeit (1715[16-1721). Ist die ganze mittlere Zeit typen-
schöpferisch, die „frühe" vor allem im ländlichen Lustschloßbau,
die späte vor allem im städtischen Palastbau, - so ist die „et-ste"
Zeit gekennzeichnet durch das Streben, jede Aufgabe als etwas
Einmaliges zu behandeln und jedesmal etwas „Ungemeines" zu
zeigen. Und das gilt in gewissem Sinn auch wieder von der lctze
ten Zeit. ja, man könnte sagen, diese letzte Phase von Fischers
Schaffen habe eine ähnliche Struktur wie das sie einleitende
Hauptwerk der Karlskirche. Wie an dieser die großen Motive
heterogen nebeneinander stehen, so in Fischers letzter Zeit
Werke ganz heterogenen Charakters: „die borromineske" Kur-
fürstenkapellc und der bernineske Turmentwurf für Herzogen-
burg, die rein frühklassische Außengestalt der Hofbibliothek
und die römisch-österreichische Gestalt ihres Innenraums.
Trennt man also von der späten Zeit die letzte Zeit als eigene
Phase ab, so zeigt sich am Gesamtwerk Fischers eine merk-
würdige chronologische Symmetrie der Phasen: erste Zeit -
frühe Zeit - (Pause, Krise und Umschwung) - späte Zeit -
letzte Zeit, wobei die frühe und die späte Zeit einander antithe-
tisch, die erste und die letzte einander direkt (doch auf ver-
schiedenen Niveaus) entsprechen. Und auch die spezifische zeit-
liche Struktur eines Oeuvres scheint mir für das Wesen eines
Meisters charakteristisch zu sein.
Zu diesem Problem noch eine Bemerkung: In dem Ausstellungs-
katalog hat Hans Aurenhammer beobachtet, daß Fischer im
„ersten" Entwurf für Schönbrunn das absolute Schloß, in der
Karlskirche die absolute Kirche, in der Hofbibliothek die „Biblio-