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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 1)

Andeutungen eines großen, flach angelegten französischen Gar- 
tens mit Blumenparterres und Bassins. 
Anders steht es mit dem zweiten Entwurf Fischers für Schön- 
brunn. Hier breitet sich hinter dem Hauptgebäude ein ausge- 
dehnter Blumengarten, in regelmäßige Parterrebeete zerlegt, bis 
zu einer ausschwingenden Terrasse am Fuße des Hügels aus. 
Eine Mittelachse ordnet den ganzen Garten dem Gebäude zu 
und führt durch eine Kollonadenanlage zu einem am Hügel 
liegenden, kleineren Gebäude. Ein Kanal umsäumt das ganze 
Parterre. Der Garten wurde in dieser Form nie angelegt, und 
blieb nur ein Idealentwurf, wir wissen nichts Genaueres darüber. 
Weitere Paläste Fischer von Erlachs, allerdings auf beschränktem 
Bauterrain, nämlich das Palais Trautson, das Palais Eckhardt in 
der josefstadt, das Palais Althan und das Palais Liechtenstein, 
beide in der Rossau, zeigen einen ganz anderen, für Wien aber 
sehr charakteristischen Gartentypus, nämlich den in den Di- 
mensionen viel bescheideneren, auf große Raum- und Richtungs- 
wirkungen verzichtenden kleinen, „intimen" Garten. Wie weit 
Fischer Anteil an der Gestaltung dieser Gärten hatte, ist nicht 
festzustellen. Nur bei dem Liechtensteingarten gibt es einen An- 
haltspunkt. 1689 wird mit dem Bau des Belvederes im Liechten- 
steingarten begonnen (Kontrakt mit dem Steinmetzmeister 
Mitschke vom 4. Juli 1689), dessen Entwurf von Fischer durch 
seine Unterschrift auf einer Abbildung in der „Historischen Archi- 
tektur" beglaubigt erscheint. Bielohlawek' nimmt es als selbstver- 
ständlich an, daß diese „typische Villa suburbana" von Anfang 
an in Zusammenhang mit einem Garten entworfen war. Weitere 
Dokumente von 1692 und 1694 über Wasserkünste und Stein- 
vasen beweisen eine dauernde Tätigkeit im Garten. 1694 er- 
scheint der Name Trehets in den Hofzahlamtsbüchern, so daß es 
sehr wahrscheinlich ist, daß Trehet erst berufen wurde, als der 
Garten nach Entwürfen Fischers schon längst bestand. Da alle 
anderen Barockgärten Wiens jüngeren Datums sind, muß es also 
Fischer gewesen sein, der damit das Muster des hochbarocken 
Gartens für die kaiserliche Residenzstadt geschaffen hat. 
Anders scheint es beim Entwurf des Schwarzenberggartens ge- 
wesen zu sein. Hierfür gibt es einen von Trehet signierten Gar- 
z Vgl. Carola Biclohlawek: Die Baudaten von I. B. Fischers v. Erlach 
Belvedere Liechtenstein, Monatsblatt d. Vereins f. Geschichtie der Stadt 
Wien, 1929, Nr. 1. 
tenplan von 1697, der von Hildebrandt ergänzt sein dürfte. An- 
derseits steht fest, daß Fischer nach Übernahme des von Hilde- 
brandt begonnenen Baus mit der Ausschmückung des Gartens 
beschäftigt war, wie eine Auf7eichnung in den Gartcnaktcn und 
die Gartenvascn, die ebenfalls in der „Historischen Architektur" 
vorkommen, beweisen. Es ist also hier an eine Zusammenarbeit 
Fischers mit Trehet zu denken, wobei der ursprüngliche Ent- 
wurf diesmal von Trehct stammt. 
Ganz anders und für Wien völlig ncuartig sind aber die jetzt 
Fischer zugeschriebenen Entwürfe für die beiden Lustschlösser: 
Schloß Strattmann in Neuwaltlegg und die „Villa" Huldcnberg 
in Weidlingau. XVic kleine Oasen liegen die auf ziemlich steilem 
Abhang angelegten Gärten mitten in der Landschaft des Wie- 
nerwaldes, gekrönt von einer leichten Villenarchitektur. Die 
einstige große Konzeption von Schönbrunn ist hier auf kleinsten 
Maßstab reduziert. Der Huldcnbergsche Garten ist mit Benüt- 
zung von Details aus dem unerschöpflichen Vorbild Versailles 
zu einer selten harmonischen liinheit geschlossen, während Neu- 
waldcgg auf der Darstellung von l' "cher-Dclscnbach von 1715 
gänzlich auf Bosketts zugunsten einer architektonischen Ter- 
rassierung verzichtet. 
  
Interessant aber ist vor allem, daß für die Huldcnbergschc Villa 
eine Zeichnung von der Hand Fischers selbst als Vorzeichnung 
für die Ansicht bei Fischer-Delsenbztch (1715) existiert. Es ist die 
einzige, von ihm in allen Einzelheiten gezeichnete Ansicht eines 
Gartens und dürfte daher wohl auch auf seinen eigenen Entwurf 
zurückgehen, wobei vielleicht die Einzelheiten wieder von einem 
Gartenarchitekten stammen oder in diesem Falle auch vom Be- 
sitzer selbst, die Unterschrift des Stiches von Fischer-Delscnbach 
(1715) weist darauf hin: „Baron Huldenberg ayant ordonne lui 
meme le tout". Aurenhcimmcr stellt hierzu die Übereinstimmung 
der Plastiken der zwei Fechter mit den Plastiken von Herren- 
hausen, der Heimat des Besitzers, fest. Für uns ist es wichtig, 
daß Fischer selbst mit dieser besonders gelungenen, in der Kom- 
position vielleicht vollendetsten Gartenanlage den Beweis cr- 
stellt, daß er in der Gartcnkunst seiner Zeit vollauf bewandert 
war, wenn ihm auch diese Schcinkunst mit ihrem Hang zum 
Abstrakten und spielerischen nur als Ergänzung seiner großen 
Bauideen, als Unterstreichung und Erweiterung seiner grandio- 
sen Konzeption von Wichtigkeit gewesen sein kann. 
 
Abb. 3. Ansicht des Lust- 
gebäudxcs Neuwnldegg für 
den Bzmon BarthoI-ctti von 
Partenfeld.
	        
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