Abb. 2. Elfenbeinstamette joseph I. von Matthias Stdnle.
Kunsihlsiorisches Museum.
Feldherrn. Ihm kommt der Sieg allein schon auf Grund seiner
Sendung zu. Im Zeremoniell der Feierlichkeiten, die dem Siege
folgten, hatte der Kaiser den besiegten Königen den Fuß in den
Nacken zu setzen. Beim Marc Aurel-Denkmal dürfte, wenn wir
einer Beschreibung des 12. Jahrhunderts glauben können, unter
der angehobenen Vorderhand des Pferdes ebenfalls ein besiegter
König gelegen sein. Bis hinein in die Kunst des Barocks ist
dieses Motiv impe-rialer Repräsentation - denn von dort her
fand es Eingang auch bei rangniedrigeren Fürsten - wie so vie-
les andere aus dem alten kaiserlichen Kult lebendig geblieben.
Leonardo aber laßte die beiden Teile, Sieger und Besiegten, zu
einer dramatischen Gruppe Zusammen. In Steinles Reitersta-
tuette Kaiser Leopolds I. hat es eine der letzten Darstellungen
gefunden. Einmal mehr zeigt das Beispiel, daß in der Zeit
des Baroeks die Kaiseridee ihre letzte große Manifestation ge-
funden hat.
Bei dem kleinen Denkmal Kaiser Karls VI. tritt an die Stelle
des herrschcrlichen Triumphes über seinen besiegten Feind die
Huldigung durch sein Reich. Wir kennen auch dafür Vorbilder.
Sie sind uns aus der mittelalterlichen Kunst bekannt. S0 wer-
den die ottonischen Kaiser auf Reichenauer Miniaturen thronend
dargestellt, während ihnen ihre Reiche huldigend mit Gaben in
den Händen nahen. Fortan wirkt das Motiv weiter. S0 wird bei
diesem Standbild eine andere, mittelalterliche Wurzel wirksam
15