t. Aber erst der Auftrag, für die „unvergleichlich große und
reiche kayserliche Bibliothek" ein eigenes Bauwerk zu er-
ten, ermöglichte es, diese Thematik zu einem einzigartigen
ninationspunkt zu steigern. Wie Küchelbecker berichtet, hatte
kaiserliche Majestät „bei Erbauung der neuen kayserlichen
tbahn auch vor die kayserliche Bibliothek vorgesorget". Bis
as Jahr 1701 reichte die Absicht zurück, über dem Erdgeschoß
kaiserlichen Reitschule einen neuen „locus bibliothecae" auf-
ihren. Erst im jahre 1723, dem Todesjahre j. B. Fischers
Erlach, waren die finanziellen Mittel vorhanden, um nach
en Plänen mit dem Bau zu beginnen. Im Jahre 1726 war der
bau fertig und wie die Signatur des Kuppelfreskos zeigt,
Daniel Gran die Malerei im Jahre 1730 vollendet.
die „Auszierung" dieses gewaltigen Raumes mit seinen unter-
edlichen Raumteilen und Malflächen war schon geraume Zeit
Beginn der Bauarbeiten ein Programm entworfen worden.
atammte von dem sehr gelehrten „dermahligen kayserlichen
h" Conrad Adolph von Albrecht (1662-1751). Er erfand
zahlreichen ,,Hier0glyphisch-Historisch- und Poetischen Ge-
ken", die den nahezu 75 m langen, 14- m breiten und 20 m
en Raum, der durch ein quergestelltes Kuppeloval dreigeteilt
.l, schmücken sollten.
se dichterische Erfindung konzentriert ihre ganze Gedanken-
e auf das große Kuppelfresko des Mittelbaues. Die Kuppel,
rn Längsachse nahezu 30 m und deren Querachse 18 m mißt,
eine ideale Malfläche, den himmlischen Schauplatz der Ge-
ken und Begriffe an mehr als 150 allegorischen Figuren zu
deutlichen.
ler Mitte, dort, wo die Kuppel ihren Scheitelpunkt hat, wird
I Auge gezeigt, worauf es vor allem ankommt, was der Kern
Ganzen ist. Und so erstrahlt für den sich dem Kuppelraum
ernden Besucher an dieser Stelle das meiste Licht und in ihm
webt die Fama, „die Göttin des immerwährenden Ruhmes"
den Triumph- und Ewigkeitssymbolen des Obelisken und
Palmzweiges und Lorbcerkranzes in den Händen. Unter ihr
r „zwischen den beiden jovissöhnen Hercule und Apolline
i das kayscrlichc Contrefait" von einem Adler, der dem ju-
r wie dem Mars heilig ist, getragen.
'kules, zur Linken des kaiserlichen Medaillons, ist deswegen
wählt worden, weil die Taten des Kaisers Carl VI. völlig über-
itimmen mit denen dieser „Gottheit der Stärke". Auch wuß-
Griechen und Römer, dafl Königreiche nicht nur durch
aferkeit erhalten werden, sondern ebenso durch Künste. Sie
nten daher Herkules auch einen Musenführer. Diese Eigen-
aft aber hat er mit Apollo gemein, der ja der Musenfürst
Und auch hier sollte „die Glcichförmigkeit unseres gelehr-
en kayserlichen Obcrhauptes und des von vielfältigen Kün-
l gepriesenen Phoebi keiner genauen Nachforschung bedür-
"; der Wunderbau der Bibliothek ist Beweis genug hiefür.
i dreieinige Zentrum der Kuppel zeigt den Kaiser Carl VI.
ein „Prototypon", als Urbild, der die polaren Kräfte von
'kc und Weisheit in individueller Weise in sich vereinigt und
monisiert. Der Kaiser ist „ein Vater der Musen und Förderer
freien Wissenschaften", er ist aber ebenso ein tapferer Kämp-
dcr sich auf die kriegerischen Künste und Wissenschaften
steht.
in der kaiserlichen Person vereinigten Hauptaspekte werden
den beiden Flügelbauten in zahlreichen Variationen weiter-
ührt. S0 ist der linke - der Kriegsflügel - den Darstellun-
I. 3. Detail aus dem Deekenfresko des Kuppelraumes der National-
iothek in Wien. Das Medaillen des Kaisers zwischen Herkules und
)l.l0, darüber die Göttin des Ruhrnes.
gen der Beschäftigung mit den irdischen Dingen, der rechte -
der Fricdensflügel - den Beschäftigungen mit den himmlischen
Dingen gewidmet. Erde und Himmel, Krieg und Frieden, welt-
lieh-politische und geistig-kulturelle Belange werden aufeinander
bezogen und zu einer großen Einheit zusammengefügt. Da sich
der Besucher nur von den beiden Enden des Raumes der Mitte
nähern kann, so erlebt er im Durchschreiten zuerst die friedlich-
musischen oder irdisch-kricgerischcn Auswirkungen und erst in
dem Kuppelraum wird ihm beim Anblick des Kaiserbildes die
wirkende Ursache alles Vorausgesehenen bewußt.
Dieser „prächtigste Tempel, welcher jemals der Gelehrsamkeit
und den Musen errichtet worden", strebt in allem und jedem
weit über die Grenzen eines bloßen Bibliotheksraumcs hinaus.
Die nur bei sakralen Bauten üblichen gewaltigen Raumverhält-
nisse, zusammen mit der farbigen Gestaltung in den Grund-
werten Braun, Gold, Rot und Gelb, verleihen dem Raum die
Stimmungswerte eines kirchlichen Batiwerkcs.
Die Übereinstimmung aller Dekorcttionselemente gilt auch für
die Fassade. Sagt die Inschrift der Bekrönung des Mittelbaues die
Bestimmung aus, so zeigen die plastischen Gruppen die Thema-
tik der Bauteile an. Auf der Attika der hervortretenden Mitte
steht in luftiger Höhe das Viergespann der Pallas Athene, die
die Göttin der Weisheit und Künste aber auch der Kriegskunst
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