DIE ERNEUERUNG DES KUPPELGEWÖLBES l
SCHWARZENBERGPALAIS VM- MICHEL ENGELHA
Abb. l. Die durrh P ' Engelhurt restaurierte
Kuppel mit einem stil "ten Ornament statt des
zerstörten Freskos.
Der Schmuck des Kuppelgewölbes aber stammte von der l
eines Künstlers, eines der bedeutendsten Freskenmaler
österreichischen Barocks: von Daniel Gran, und der Ve.
dieses Deckenfreskos war unersetzlich - denn die Handsc
eines Künstlers kann nicht wiederholt, sein Werk nicht ko]
werden, ohne daß seine wesentlichen Merkmale - das Per
liehe, das Einmalige des Kunstwerks -- verlorengehen. -
wohl ausreichende Unterlagen für eine getreue Kopie des
störten Deckengcmäldes vorhanden gewesen wären - F
lichtbilder und insbesondere der erhaltene Entwurf des Dec
bildes im Maßstab 1:20 von der Hand des Künstlers - m
auf die Wiederholung der ursprünglichen Malerei verzit
werden. Nach dem Krieg sind zwar wiederholt getreue K0
zerstörter Deckenfresken gemacht worden - gerechtfertigt
ren solche Arbeiten nur dann, wenn es sich um Teile eines
störten größeren Werkes handelte, deren Wiederherstellung
einheitlichen Raumeindruck diente. Als Beispiele seien angeft"
die Große Galerie im Schlossc Schönbrunn mit den Erganzui
der Fresken Gregorio Guglielmis oder die Erneuerung der
weise zerstörten Deckengemälde von Cosmas Daniel Asat
der Stadtpfarrkirche St. jakob in Innsbruck.
Im Kuppelsaal des Palais Schwarzenberg wären jedoch
gesamte Deckenmalerei und nicht nur Teile von ihr
Kopie wiederherzustellen gewesen, denn nur die Pendcntifs
ren erhalten geblieben. Der Versuch, das ausgezeichnete V
eines vortrefflichen Meisters der barocken Deekenmalerei Ö
reichs, in der sich das Wesen des Malers in hoher Vollent
spiegelte, zur Gänze wiederherzustellen, wäre abwegig
wesen. - Vom Ersatz der verlorengegangenen Malereien -
sinkende Nacht, den erwachenden Tag darstellend - d
Kopien, wurde daher Abstand genommen. Es waren also an
Lösungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.
Es mag für den Leser dieser Blätter verwunderlich sein, daß einer
Frage, die im ersten Augenblick keineswegs bedeutend erschei-
nen kann, ein ganzer Aufsatz gewidmet wird: der dekorativen
Gewölbcgestaltung im Kuppclsaal des Sommerpalais Schwarzen-
berg auf dem Rennweg in Wien.
Und doch rechtfertigte die Bedeutung dieses Palastes und seine
Baugeschichte, mit der die erlauehtesten Namen der österrei-
chischen Barockkunst: verbunden sind, sorgfältiges Studium und
einfühlendes Erkennen des Problems.
vLuk-as von Hildebrandt hatte für seinen Auftraggeber, den Für-
sten Mansfeld-Fondi, den Palast errichtet, johann Bernhard
Fischer von Erlach für den neuen Besitzer, den Fürsten Schwar-
zenberg, seit 1716 die Bauleitung geführt und entscheidende Um-
bauten vorgenommen. lnsbesondere der Kuppelsaal muß als
sein Werk angesehen werden. Seiner Bedeutung im Organismus
des Gebäudes als Mittelpunkt der Gesamtanlage und iht
künstlerisches Zentrum, entspricht die Gliederung des Raumes.
Die Vertikalachsc ist dominierend, die Kuppel mit ihrer maleri-
schen Dekoration entscheidendes Merkmal für den Raumein-
druck. Sie war durch einschlagende Fliegerbomben zerstört
worden. ' ,
Es stand außer allem Zweifel, daß die Kuppelschale in ihrer
früheren Form wiederhergestellt werden mußte. Die schweren
Beschädigungen der anderen Raumelemente, des Fußbodens, der
Kunstmarmor- und Stuckverkleidungen der Wände, der Tür-
und Fensterumrahmungen konnten mit den Mitteln handwerkli-
chen Könnens erneuert und ergänzt werden.
Abb. 2. Die Apsisgliederung mit den Male
van Daniel Gran vvr der Zerstörung.
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