Abb. 2. Deckmfresko von Antonio Beduzzi im Festsaal des Niederösterreichischen I
ßndhauscs in Wien (
-0nen reichen: Ungarn, Croatien, Slavonien, Daeien, Deutsch-
l, Italien, Spanien, Castilien, Aragonien, Valentia, Catalo-
l usw. Hüte reichen: Schlesien, Miihren, Steyermark, Tyrol,
gicn oder Burgund usw."
r Saum des Gewölbes, welcher den ganzen Saal umgibt,
de der Sitz der vorzüglichsten Flüsse, welche die österrei-
chen Besitzungen durchströmen: ,Der Silberfluß, welcher die
rrcichischen Indien bercichcrtf ,Dcr Tajo, welcher den öster-
hischen Königen Goldsand zuführtf Die Donau, welche bei-
: ganz den Österreichern angehört." ,Dcr Rhein, welcher das
:ligc Österreich an den elsässischen und lyrolischen Grenzen
iültf ,Dcr Po in den mailändischen Staaten, welcher das
rreichische Insubricn begrenzt} ,Die Elbe, welche in Böhmen
1c sammelt, aus denen Perlen gefischt werden.' ,Die Save,
sich die österreichischen Waffen durch Kriege berühmt mach-
' ,Der Sebethos, der bei Neapel fließt und nur unter den
trreichern sieh der Ruhe erfreutf "
onio Beduzzi, der über Vermittlung des Melker Abtes Bert-
l Dietmayr am 9. Oktober 1710 mit der Ausmalung des gro-
Silzungssnales betraut wurde, versuchte dieser großartigen
theose künstlerisch gerecht zu werden. Über den Gegeben-
:n irdischer territorialer Maehtl gestaltet er die Huldigung
trias in leuchtenden Farben und echt barockem Pathos.
1c Comazzis Vorlage noch auf die vorhandene renaissance-
die gegenüber der Fensterfront die Symbole der Weisheit und
ebtigkcit eingefügt sind.
hafte Unterteilung der Decke Rücksicht genommen, so setzt sich
der Maler über diese Gegebenheiten hinweg. Nur das Mittel-
feld, in dem sich gewiß der Kaiseradler befunden hatte, läßt er
ausfüllen und macht es zu einer ebenen Mallläche. Die anderen
beiden Wappen Niederösterreichs, den Bindenschild und die
fünf Adler, beläßt er, ebenso wie die Gurten und Kassetten. Er
überzieht sie aber mit einem gewundenen Blattornament, durch-
bricht an einigen Stellen ihre strenge Umgrenzung und macht sie
zu einer Komponente im dramatischen Spiel der Kräfte. Vor
diesem Hintergrund sieht man die plastisch gemalten Allegorien
der Weltteile und Flüsse in ihrer freien Bewegtheit. Sie ergeben,
ebenso wie die schwebenden Genien, das Empfinden weiter
räumlicher Illusion.
Der aus Bologna gebürtige Antonio Beduzzi, der als Nachfolger
Bornacinis 1708 kaiserlicher Theatralingenieur geworden war,
hatte sich durch seine perspektivischen Fresken der MelkerSom-
mersakristei für diese hohe Aufgabe empfohlen. Besonders im Fi-
guralen gelang ihm eine künstlerische Leistung von Rang. Zwei-
fellos verdankt ihm die österreichische Barockmalerei, vor allem
Rotlmayr, mit dem er in Stift Melk zusammenarbeitcte, manche
fruchtbare Anregungen. Als echt österreichische Leistung aber
kann es gewertet werden, daß Beduzzi es verstand, die fremden
Stilelemente des Landhaussaales in sein Vorhaben einzubezie-
hen und aus den Gegensätzlichkeiten von architektonischer Glie-
derung und Malerei virtuose Wirkungen abzuleiten.
Kaum ein zweites Kunstwerk im barocken Wien zeigt in so
geschlossener und anschaulicher Weise die einstige Größe Öster-