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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 2)

 
Abb. 4. Ruine Landsec im Burgenland. Die Festung wurde im Jahre 1722 durch Brand zerstört. Um den Bcrgfrir, der 
das Zentrum des mittelalterlichen Bauwerks bildet, legten sich im Laufe der Jahrhunderte Gräben und ein vierfacher 
Mauerring. Heute ist die Anlage eine „schöne Ruine" geworden, die freilich auch der Konservierung bedarf. 
umgebenen Herrensitzen kamen die jagd- und Lustschlösser des 
Barocks, die mitunter - wie zum Beispiel Halbturn im Bur- 
genland - mit den kostbarsten Fresken geschmückt wurden und 
das Gepräge gesicherter Macht und froher Festlichkeit trugen. 
Damals wuchsen allenthalben Prunkbauten aus dem Boden. 
Die Öffentlichkeit wurde in jüngster Zeit wiederholt auf den 
fortschreitenden Verfall des Denkmälerbcstandes, insbesondere 
der Burgen und Schlösser, aufmerksam gemacht. Die Ursachen 
des Schlössersterbens sind leicht einzusehen. Burgen und Schlös- 
ser haben außer der Wehraufgabe auch ihre einstmals zentrale 
verwaltungspolitische Rolle eingebüßt. Die Behörden haben ihren 
Sitz ausnahmslos in den Städten, und nur dann zog der Bezirks- 
hauptmann in ein Schloß ein, wenn dieses in der Stadt lag. Die 
Gerichte und Finanzämter haben ihre eigenen Amtshäuser. Dazu 
kommt, daß die Schlösser vielfach ihre wirtschaftliche Basis, den 
Grundbesitz, verloren haben, Burgen und Schlösser sind heute 
ohne Herren. Sie sind, selbst wenn sie noch einen „Besitz" dar- 
stellen, herrenloses Gut, sie sind Wraks, über die die Zeit hin- 
weggegangen ist. 
Allein in Niederösterreich sind rund 350 bewohnbare Burgen und 
Schlösser erhalten, Bauten mit zum Teil hoher künstlerischer 
oder historischer Bedeutung, die aber nur einen Teil der ehemals 
vorhandenen Objekte ausmachen. Einen Begriff von den Schwie- 
rigkeiten, vor denen die Denkmalpflege heute steht, gibt die Tat- 
sache, daß etwa 10 Prozent dieser Bauten sich in einem sehr be- 
trüblichen Zustand befinden und teilweise sogar von unmittel- 
barem Verfall bedroht sind. Schloß Niederweiden, auf Fischer 
von Erlach zurückgehend, konnte in letzter Minute gerettet 
werden. 
Aufwendungen für die Schallaburg wurden durch die Besetzung 
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des Landes verhindert. Aus demselben Grund befindet sich der 
„Blaue Hof" in Laxenburg in einem katastrophalen Zustand. An- 
dere kriegsbesehädigte Schlösser, wie die XVeilburg, mußten auf- 
gegeben werden. Halbturn ist eine Ruine, lediglich der Mittelteil 
mit dem Maulpertsch-Fresko, wurde gesichert. 
Der Kern des Problems liegt darin, daß Burgen und Schlösser 
ihren ursprünglichen Daseinszwcck verloren haben. Als Wohn- 
gebäude für den Eigentümer sind sie meist zu umfangreich, als 
daß Instandhaltung und Pflege allein durch diese Zweckbestim- 
mung gerechtfertigt würde, zumal das Personal fehlt. Es ent- 
springt jedoch aus der kulturellen Bedeutung dieser Denkmale 
die Verpflichtung für die Nachkommen, die heute noch vorhan- 
denen Bauten zu erhalten. Es ist daher notwendig, in jedem ein- 
zelnen Fall eine neue Zweckbestimmung, einen neuen Daseins- 
grund zu finden. Es soll nicht verschwiegen werden, daß dies 
für eine ganze Reihe von Burgen und Schlössern bereits geglückt 
ist. Einige Beispiele: Marchegg wurde von der Stadtgemeinde 
erworben, sie wird das Schloß ausbauen; die Burg Liechtenstein 
verwalten die Pfadfinder. Einige Schlösser wurden in Erho- 
lungsheime umgewandelt, andere, hauptsächlich in den west- 
lichen Bundesländern, dienen als Hotels. Manche, bei denen die 
Voraussetzungen gegeben waren, sind zu Altersheimen, andere 
wieder zu Museen, zu Schulen oder Lehrlingsheimen geworden. 
Aber wenn diese bedeutende Kultursubstanz, welche Burgen 
und Schlösser für das Bild unserer heimischen Landschaft 
und für das Geschichtsbewußtsein darstellen, erhalten und 
gerettet werden soll, so muß hier sofort die staatliche und die 
private Initiative zusammenwirken, denn die Situation ist mehr 
als beunruhigend oder sorgenvoll, sie ist an vielen Punkten 
katastrophal. -dr
	        
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