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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 2)

 
S e e b e n s t e i n ist die prachtigste Burg des Pittentales. Bereits 1096 
soll Ita, die Gemahlin des Babenbergers Leopold II. Besitzerin von 
Sechenstein gewesen sein. Die Burg wurde dann Sitz der Herren von 
Formbaeh-Pitten, der Wildenstciner, Herrenkirchner, Seebeeker, Königs- 
berger und der Grafen von Pergen. 182-1 erwarb die Veste das Haus 
Liechtenstein. Die Burg war ein wichtiger Verwaltungspunkt der Mark 
Pitten. Zwei Welten stoßen hier aufeinander, eine vergebende: die alte 
Hurgruine mit dem einen eilürmigen Grundriß aufweisenden Berchfrit, 
en Resten der Wahnbauten und der Ringmauer mit ihren entzücken- 
den Scharwachttürmchen, und eine gewordene: das aus dem 17. Jahr- 
hundert stammende Schloß mit seinem malerischen Hof. Von 1790 bis 
1823 war Seebenstein Sitz der romantischen „Wildensteiner Ritterschaft 
auf blauer Erde", die hochgcbildete Mitglieder zählte und besonders 
zur Zeit des Wiener Kongresses den Höhepunkt ihres Glanzes erreicht 
ltatte. Es rnull ein farbenprächtige-s Bild gewesen sein, sobald die„Ritter" 
an Festtagen hoch zu Ruß in ihren bunten Kostümen zur Burg sprcngten. 
 
Ein ausgezechnctes Beispiel einer stark be 
festigten H nhurg ist Rappottenstein 
1190 wird der erste Rappottensteiner genannt, 
da aber dieses Gebiet alter Kuenringer Be- 
sitz war, wäre es immerhin möglich, dall 
schon vor 1190 ein Rapp-otro aus diesem Ge- 
schlecht auf dem "Stein" . Die Veste liegt 
an der Grenze des mittelalterlichen „Distric- 
tus Witrensis" gegen den „Districtus Zwett- 
lensis". 1259 wird die Burg ..castrum" 
genannt, d. h. eine Burg in militärischer 
Hinsicht, sie hatte also eine weht-politische 
Funktion zu erfüllen. Nach dem Sturz der 
Kuenringer (1305; waren die Dachsberger die 
Herren und nach ihnen die Stnrhemberger. 
Landauer und die Grafen Abensperg-Traun. 
Niemals wurde sie erobert. Der ehemaligen 
Hochburg aus dem 12. Jahrhundert gehört 
wahrscheinlich der Berchfrit an, in das H. 
können die Kapelle und ein Teil des Ost- 
traktes, in die zweite Hälfte des 15. Jh. die 
gotische Ilalle, die Küche und das .,Archiv- 
zimmer", in das I6. die Arkatur des inner- 
sten Hofes und der erste Hof mit dem..Brau- 
haus" gesetzt werden. Die vorhandene gotische Polyehromierung in der 
Kapelle und die Rcnaissancefresken seien als Zicrart erwähnt. Wie 
selten bei einer Wehranlage wird hier das ungemein ansteigende Ge- 
lände für die Überhöhung ausgenützt und der eingedrungene Feind 
gezwungen, die Hochburg zu umkreisen und so stets dem Verteidiger 
seine Schwertnrmseite zum Angriff zu bieten. 
 
 
und starken Ring- oder Schildmaucrn sollen jeden Feind ab- 
schrecken. Alle diese Bauten künden stolze Kraft und ticfen 
Ernst, bcwußl der Sendung, die sie zu erfüllen hatten. Das Zu- 
sammenklingen aller dieser Bauglieder ist frei von starren Ge- 
setzen, eine Ausnahme bilden die Wasserburgen, aber nur bei 
der Beringung, im Innern sind sie gleichfalls frei gestaltet und 
haben mit einem den Symmetriegesetzen unterworfenen römi- 
schen Lagcr oder einer Klosteranlage nichts gemein. Der leben- 
digen Wirklichkcit muflten die Burgen Rechnung tragen. Die 
Burg will schützen und abwehren und wird zu einem Wehrbau, 
es ist aber nicht jeder Wehrbau eine Burg, der Wall ist es noch 
nicht, die Festung nicht mehr. So wird ihre Bauform Ausdruck 
einer bestimmten Zeit und in dem Raum spiegelt sich Mensch 
und Landschaft. Die Umgebung liefert den Baustoff, Kalk im 
Süden, Granit im Norden, seine Verwendung zeigt die Verbun- 
denheit mit der Natur und das Gelände gestaltet die Bauform. 
Burgen sind tiefer im Boden verwurzelt als Sakralbauten. Der 
Kirchenraum will entrücken, die Burg herrschen und schützen; 
ihre Lage ist ein Erheben ü ber das Land oder ein Absondern 
vom Land, Höhen- oder Wasserburgen.jedenfalls„beherrschf 
sie die Landschaft. Wer unsere Burgen in diesem Sinne betrach- 
tet, der wird das Gesagte bestätigt finden, ob er nun, um nur 
einige zu nennen, Hardegg an der Tliayzi, Kranichberg bei Glogg- 
nitz, Oberranna bei Spitz, Rapottenstein über den Kampßeehen- 
stein im Pittental, Stcyersberg bei Haßbach, Vöstenhof bei Neun- 
kirchen oder Heidcnreichstein im Xlfßildviertel schaut. 
Die Burg hatte sich von einer klein iumigcn niederen zu einer 
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