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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 2)

Abb. 3. Leseecke des Wohnzimmers. Rechts 
Bidnis „Porträt einer Dame" von Gustav Klimt 
Fauteuil darunter ist eine Spezialanf-ertigung 
dem Entwurf des Architekten Arthur Berge: 
die internationale Kunstgewerbeausstellung 19' 
Paris. Die Pölster sind aus olivgrünem S 
der Bamcklehnsessel links ist mit notem Sam 
spannt. Die Platte des Rauchtisches ist mit D-x 
Kacheln belegt, ein Pferdemotiv darstellend. 
persische Teppich, der die Hälfte des Zimmer: 
deckt, ist von warmem Rot mit mehrfarbigem M1 
Man sitzt vor den großen Flügeltüren, die auf 
neun Meter langen Balkon führen. 
Schwelle dieses Künstlerheimes setzt, spürt von Anfang an, daß 
ihn Besonderes erwartet. Dennoch steht er dann überrascht vor 
dem, was ihm geboten wird. jedes einzelne Möbelstück ist ein 
kleines Kunstwerk, liebevoll gepflegt und doch nicht museal 
gestellt: nicht die Einrichtung ist die Hauptsache, sondern die 
Bewohner; die Gegenstände, so erlesen sie auch sein mögen, 
sind nur dazu da, um jene Atmosphäre zu schaffen, in der ihr 
Besitzer sich wohlfühlt. Die meisten Stücke stammen aus der 
Zeit des Barocks und zeigen, wie sehr der Filmregisseur und 
Künstler auch innerhalb seiner vier Wände das richtige Augen- 
maß für die Dinge, die ihn umgeben, hat. Auf Tischen, Truhen 
und Gesimsen stehen wertvolle antike Gebrauehs- oder Zier- 
gegenstände, die Fußböden sind mit kostbaren persischen Tepv 
pichen bedeckt und von den Decken hängen alte Luster, nach- 
träglich elektrisch installiert. 
Was jedoch den Besucher am meisten begeistert, ist die Ver- 
bindung alten Mobiliars mit den Bildern Gustav Klimts: neun 
Olgemälde und achtzehn gerahmte Skizzen, die reichste Privat- 
sammlung, die es derzeit von Werken Klimts gibt. Da Gu 
Ucicky bekanntlich ein Sohn Gustav Klimts ist, läge es nah( 
denken, er habe diese Sammlung von seinem Vater übernomr 
Aber keines der Bilder, die heute seine Wände schmücken, w 
ihm geschenkt oder vererbt; mit unermüdlicher Zähigkeit 
Ucicky im Laufe vieler Jahre aul Kunstauktionen im In- 
Ausland die Bilder seines Vaters erworben. Um eines, das lr 
und vielleicht schönste der Olbilder, das unvollendet gehlie 
Gemälde „Die Braut" hat er fünfzehn Jahre gebangt. Und d 
stehend, begreift man Ausdauer, Mühsal und Kosten, die 
Sammler darauf verwandte, um das letzte Werk Guslav Kl 
in seine Hände zu bekommen, und immer wieder wie C1 
Unbegreiiliches jene leere Stelle zu sehen, zu deren Vollenc 
der Tod ihm keine Zeit mehr ließ. Dieser geniale Küns 
dessen Werke die Kunst der Jahrhundertwende und die S 
mung des Fin de siecle unvergänglich zum Ausdruck bra( 
war einer ganzen Generation Vorbild und Lehrer, ohne se 
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