Abb. 3. Leseecke des Wohnzimmers. Rechts
Bidnis „Porträt einer Dame" von Gustav Klimt
Fauteuil darunter ist eine Spezialanf-ertigung
dem Entwurf des Architekten Arthur Berge:
die internationale Kunstgewerbeausstellung 19'
Paris. Die Pölster sind aus olivgrünem S
der Bamcklehnsessel links ist mit notem Sam
spannt. Die Platte des Rauchtisches ist mit D-x
Kacheln belegt, ein Pferdemotiv darstellend.
persische Teppich, der die Hälfte des Zimmer:
deckt, ist von warmem Rot mit mehrfarbigem M1
Man sitzt vor den großen Flügeltüren, die auf
neun Meter langen Balkon führen.
Schwelle dieses Künstlerheimes setzt, spürt von Anfang an, daß
ihn Besonderes erwartet. Dennoch steht er dann überrascht vor
dem, was ihm geboten wird. jedes einzelne Möbelstück ist ein
kleines Kunstwerk, liebevoll gepflegt und doch nicht museal
gestellt: nicht die Einrichtung ist die Hauptsache, sondern die
Bewohner; die Gegenstände, so erlesen sie auch sein mögen,
sind nur dazu da, um jene Atmosphäre zu schaffen, in der ihr
Besitzer sich wohlfühlt. Die meisten Stücke stammen aus der
Zeit des Barocks und zeigen, wie sehr der Filmregisseur und
Künstler auch innerhalb seiner vier Wände das richtige Augen-
maß für die Dinge, die ihn umgeben, hat. Auf Tischen, Truhen
und Gesimsen stehen wertvolle antike Gebrauehs- oder Zier-
gegenstände, die Fußböden sind mit kostbaren persischen Tepv
pichen bedeckt und von den Decken hängen alte Luster, nach-
träglich elektrisch installiert.
Was jedoch den Besucher am meisten begeistert, ist die Ver-
bindung alten Mobiliars mit den Bildern Gustav Klimts: neun
Olgemälde und achtzehn gerahmte Skizzen, die reichste Privat-
sammlung, die es derzeit von Werken Klimts gibt. Da Gu
Ucicky bekanntlich ein Sohn Gustav Klimts ist, läge es nah(
denken, er habe diese Sammlung von seinem Vater übernomr
Aber keines der Bilder, die heute seine Wände schmücken, w
ihm geschenkt oder vererbt; mit unermüdlicher Zähigkeit
Ucicky im Laufe vieler Jahre aul Kunstauktionen im In-
Ausland die Bilder seines Vaters erworben. Um eines, das lr
und vielleicht schönste der Olbilder, das unvollendet gehlie
Gemälde „Die Braut" hat er fünfzehn Jahre gebangt. Und d
stehend, begreift man Ausdauer, Mühsal und Kosten, die
Sammler darauf verwandte, um das letzte Werk Guslav Kl
in seine Hände zu bekommen, und immer wieder wie C1
Unbegreiiliches jene leere Stelle zu sehen, zu deren Vollenc
der Tod ihm keine Zeit mehr ließ. Dieser geniale Küns
dessen Werke die Kunst der Jahrhundertwende und die S
mung des Fin de siecle unvergänglich zum Ausdruck bra(
war einer ganzen Generation Vorbild und Lehrer, ohne se
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