Abb. 1. Der Schriftgelehrte, Tempern.
In seiner Klause meditiert der Schriftgelehrte
die Letzten Dinge, während die Welt des A1
für ihn arbeiten und leiden muß, als habe si4
Voraussetzungen zu schaffen, die dem Geiste
Einkehr zu sich selbst ermöglichen.
Malerei entschlossen, die er sich als Autodidakt erobert. Aber
es geht ihm nicht etwa um die große „Peinture", sondern nur
um eine Weise, Bilder loszuwerden, also sich aus gewissen Be_
drängnisser. zu lösen, vielleicht auch Angriffe zu starten und
positive Erkenntnisse und Erlebnisse bildnerisch zu formulieren.
Was die letzteren betrifft, so sind sie von einer erstaunlichen
Stille und zu Tiefen hin geöffnet, die keiner der voreiligen Kri-
tiker der Jugend mit ihr in Verbindung bringen würde.
Ncuffer ist, wie etwa auf dem Bilde des „Schriftgelehrten", für
den die halbe Menschheit arbeiten, leiden und eventuell auch
am Galgen enden muß, nur damit er in Versunkenheit seiner
längst schon bei den mathematischen Symbolen angelangten
Weisheit dient und huldigt, fast ein wenig manieriert und gravi-
tätisch, aber nie, auch auf seinen Anklagen nicht, pathetisch.
Er klagt eigentlich überhaupt nicht an, sondern entlarvt bloß,
und damit hat sich der Fall für ihn (wie eben für die Jugend
seiner Art) erledigt. Denn da wird nicht irgendeine Moral ver-
fochten, sondern vielmehr der Versuch unternommen, festzustel-
len, um sodann aufzuzeigen, ob Substanz da ist oder nicht.
Neuffer - und auch das ist typisch - spürt und will das Hir
gründige und hilft ihm hier und da auch ein wenig vom Lif
her nach. Er und seine Kollegen sind überhaupt alles ani
als unbewußt, aber sie haben nicht jenes platte Rechenschie
Bewußtsein, mit dem sich irgend welche Warenlistcn zusamr
stellen oder in vorteilhaften Austausch bringen lassen. Ihr
finement ist differenzierter. Es schließt auch den Bluff nicht
der der Taschenspielerclou an der Spitze der Effekte ist. I
fern ist sogar viel Ende in diesen jungen Menschen, aber
gleich auch eine eigenartige Redlichkeit und Unbestechlich
- wenn man will, des „Verlorenseins" -, die in mancher
sieht mehr Aussicht hat, „gefunden" zu werden als viele, Clil
Ewigkeit bekenntnismäßig fiir sich in Anspruch nehmen.
sehe sich das Selbstporträt, in Aquarell und Tempcra auf
Zeitung gemalt (auch hier wurde Not zum Effekt gema
oder den Kupferstich der „Arche Noah" genauer an, und
wird schwerlich leugnen können, daß sich da ein völlig unsi
mentales Armsein und ein ebenso unsentimentaler Reichtum
Schauens zusammenfinden.
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