Abb. 2. Verkündigung. Detail vorn Antependium des Gösscr Omates.
Mitte 13. Jh. Üsletreichisches Museum tut angewandte Kunst
dem jahr 1715 von P. Sigismund Pusch S.j.' findet sich eine
Beschreibung, die jeden Zweifel gerade über diesen Teil des
Ornates ausschließt. Unter dem Mittelbild, dessen Inschrift das
Stück eindeutig bestimmt, war in einer blauen Umrahmung die
Äbtissin zwischen zweien ihrer Nonnen, Wilbirgis und Gertru-
dis, dargestellt; Demnach war dies das größte und wichtigste
Bild der Stifterin, das ganz offensichtlich in direkte Beziehung
zu der Inschrift des Kreismedaillons gesetzt war, die die Weihe
des Ornates an Maria ausdrückt. Das auf dem Stück nur mehr
schwer lesbare, aber ergänzbare letzte Wort „mappa" erklärt
1 Chronnloglae saerue ducntus Styrlue, pars. i. Graz ms, s. im Vgl. uut-it Karl
ßruriirr, Der „Stlltei-lniiltar" und ,.iirr Stllterlii genähter Oma!" zu Göß, Aus
Archiv uiui Chronik, Blätter iiir Setlilluer Dlözeaangeschielite 1,4948, s. 1951!.
3 Der Text lautet: „Mystae iltuutii BIKCCK uppatutus, aeu phtygla eltlhnratux
ipruiri quoquo Antixtitam, lnter gririiutit Vetitnles Wllblrgln et Gertrudlni VIOIBCIEI
einwandfrei, daß hier die drei Hauptstücke des Ornates - K
Pluviale und Antependium - namentlich angeführt von
Äbtissin geweiht werden. '
Aus der Deutung dieser Inschrift ergibt sich aber auch nocl
Frage nach den beiden anderen Gewändern, die nicht gen
werden, die Dalmatica und die Tunicella. Einige Tatsachen
chen es wahrscheinlich, daß diese beiden Stücke entweder
sprünglich nicht geplant oder zumindest noch nicht ausgel
waren.
Der Einteilung der Grundfläche in quadratische Felder auf
anderen Stücken steht auf der Tunicella ein anderes Mui
system gegenüber, das die einzelnen Tierbilder in verschlun,
Kreismedaillons zusammenfaßt, was vielleicht auf eine i
gleichzeitige Komposition deutet.
Zwei Hinweise in dieser Richtung gibt auch die Dalmatica:
schlecht erhaltenes und durch die Restaurierung bcschnitt
Kreismedaillon im oberen Teil der Rückseite zeigt eine r
mehr ganz einwandfrei bestimmbare Szene, die aber mit grö
Wahrscheinlichkeit eine Verkündigung darstellte. Der nocf
haltene Teil des Kreisbandes enthält den Anfang des Ave M
Da aber das Antependium bereits eine Verkündigungsszene z
und es sehr unwahrscheinlich ist, daß auf dem gleichen O
zweimal diese Szene vorkommt, ist anzunehmen, daß die Dal
tica später entstanden ist. Auch dieses Bildfeld war wie auf
Pluvialc und der Kaselrückseite von den vier Evangelistens
bolen umgeben, von denen zwei noch erhalten sind, die aller:
hier von den übrigen Quadratfeldern mit den "Fierbildern
nicht abgesetzt sind, so daß sie auf den ersten Blick kaun
erkennen sind.
Direkt unter dem Lukassymbol befindet sich ein Feld, das wi
einen Hinweis auf die Entstehungsgeschichte des Ornates br
Dem Quadratfeld ist hier noch ein schmales Kreisband mit
Inschrift „Kuncgundis abbatissa hoc opus est operata" einge
Auffallender als diese kurze Inschrift ist nun in dem gleii
Feld eine zweite um den inneren Rand des Feldes gcfü
Schrift, die in kleinen und ziemlich unregelmäßigen Buchst.
ein kurzes Gebet enthält, das im Gegensatz zu allen und
Texten des Ornates nicht in lateinischer, sondern in mittelh
deutscher Sprache abgefaßt ist. „Die die himmlische Königir
ornatum lnstltii, hlsee versiculis iu llmhu udjeetls lepraesenlnt: Cürll r.
Kunegundls suselpe dann, Casula tuiu eappa. plaeeat tlhl rnellcii turippun
' iu der Literatur wird das letzte Wutt der luschrllt lilsrhllrh iiir ..n
gelesen. E: itirrrri sich tiiiut iuu Orlglnal nach deutlleh r und it erkennen.
der Vers erglht piittuuu - dann und ßuppu - llllppll. [las Wort lllnppa iu
alte Bezeichnung iiir Antependlunt.
Abb. 3. Antepcndium des Gösser
Ornates. Mitte 13. Jh.
)mates (1 z3m). Verkündigung und Anbetung der Könige mit Gründerin des Klosters und Stifterin
Üslerreiehiscbes Museum im angewandäe K.