MEMORIAM LUDWIG MÜNZ
Von GUSTAV KÜNSTLER
Dreikönigstag 1957 hat Ludwig Münz sein 68. Lebensjahr
mdct, zwei Monate später ist er gestorben. In Wien geboren,
ichtc er da die Schulen, die Universität allerdings - er stu-
tc Jurisprudenz und Kunstgeschichte - zeitweise auch in
xburg. Knapp vor Kriegsausbruch 1914 ist er in Wien zum
jur. promoviert worden. 1934 wurde er Mitglied des Kunst-
)riscben Institutes der Universität Wien, was im besonderen
seine olfiziösc Anerkennung als Kunsthistoriker bedeutete.
h dem ersten Weltkrieg, den er als bald gut dekorierter
itoffizier initmachte, arbeitete Münz im Dvorak-Institut in
n und mehrere jahre auch an der Bibliothek Warburg i.n
tburg. Von Anfang an bemühte er sich um ein neues, tiefer-
gcndcs Verständnis des Bildgesetzlichen. Obwohl er lange
kaum etwas publizierte, wuchs sein Ruf als wissenschaft-
fundierter Kenner der holländischen Barockmalerei; durch
vorbildliche kritische Neuausgabe von Alois Riegls berühm-
Bueh „Das holländische Gruppenporträt". 1931, hat er ihn
aller Welt gefestigt. 1934 durfte er dann gleich zwei Bücher
heinen sehen. Das eine, „Die Kunst Rembrandts und Goethes
m", erklärt das Tun der Nachahmer Rembrandts bis 1760
hierauf Goethes wechselnde Einstellung zu ihm, wobei aus
verschiedenartigen Breebungen eine überpersönliebe Vorstel-
; von der schöpferischen Eigenart des holländischen Malers
ltiert. sich aber auch schon ein besonderes Verständnis für
tbe als Zeichner ankündigt: das zweite Buch, völlig anderen
vlemen zugewandt: „Plastische Arbeiten Blinder", legt der Er-
"itnis eines ur-plastischen Gestaltungstricbes und autodyna-
:hen Raumempfindens den Grund. In den folgenden Jahren
hienen wieder zwei, die Spezialforschung um Rembrandt ein
'k weiterbewegende Aufsatze: 1935 „Rembrandts Altersstil
die Barockklassik" (jb. d. Kunsthist. Slgcn in Wien, N.F.
9) und 1937 „Maes, Aert de Gelder. Barent liabritius und
tbrandt" (Die Graph. Künste, N.F. Bd. 2).
h der Annexion Österreichs emigrierte der Gelehrte mit sei-
Frau 1939 nach England, wo beide die Kriegsjahre verbraclv
Er konnte dort zwar seine Studien weiter betreiben und
n Kreis sogar wesentlich ausdehnen - am Maudslcy Mental
pital in London arbeitete er über Zeichnungen von geistig
rankten, aber auch über die Mechanik von Kritzelzeichnun-
; ferner begann er mit Forschungen über Pieter Bruegel d. Ä.
xubliziert bat er damals aber nichts Größeres. Auch die bei-
1947 und 1948 (im Burgton Magazine) veröffentlichten Rem-
tdtaufsatze sind umfänglich nicht groß, trotzdem hat der
ite mit seiner beute allgemein anerkannten Argumentierung
jetzt dem Kunsthaus in Zürich gehörende Bild des Apostels
on in das Spätwerk des Meisters eingefügt. 1949 erschien
Wien das schöne, eine Fülle neuer Einsichten vermittelnde
h „Goethes Zeichnungen und Radierungen", sein nobler Bei!
; zum Goetbejahr. Den Gipfel seiner Befassung mit Rem-
iclt bildet, 1952, die Herausgabe des zweibändigen, eine um-
greiche grundsätzliche Abhandlung und den kompletten Kata-
entbaltenden XVerkes „Rembrandts Etchings" in London.
lmerika ließ Münz dann, 195-1, noch ein Buch über den Maler
en, das Farbtafelwerk „Rembrandt". Die für die späten jahre
Gelehrten jedoch so charakteristische, intimste Vertrautheit
seinem Künstler ideal bezeugen zwei letzte Aufsätze, 1953,
mbrandts Bild von Vater und Mutter" (jb. d. Kunsthist.
rn in Wien, Bd. 50), eine Untersuchung über den Weg der
innerlichung des Künstlers im Spiegel des Wandels seiner
stellung von diesen beiden nächststehenden Menschen, und
andere nachgelassene, der in der Festschrift für Kurt Bauch
heinen wird: „Das Gesicht Christi, oder: Über den Wandel
Vorstellung des Menschlich-Göttlichen in Rembrandt durch
ganzes Leben". Noch kurz vor seinem Tod konnte Münz
KOSTBARKEITEN IM WIENER KUNSTHANDEL
Hans Krumper: Cherubskopt, Anfang 17. _]hd., Originale I-assung, Höhe
43,6 cm, Mittelstück einer Gruppe von drei selten schönen Exemplaren.
Galene St. Clvhslopll, wie"
Spiitgotischc liichenhol-
skulptur. Bärtige
lättfer in zeitgenö. her
Tracht. Vollrund, ohne
Fassung, 31 cm hoch.
Werk des vlämischen
Bildsehnitzcrs Pasquiet"
Borreman, um 1520.
(Aus der 536 Kunslaukhon
des Dorolheums vom 4. 7 a. Juni)
„f. v- .