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welche Rüben von Prag nach Wien mitgenommen hat, ist Josef Mathias von
Trcnkwald als vornehmster Vertreter der kirchlichen Malerei in Österreich Führichs
würdiger Nachfolger in dessen Knnstrichtnng und seit 1870 in dessen Lehramt an der
Wiener Akademie. Während Swoboda und Laufberger seit jener Zeit, abgesehen von
ihren Studienreisen, in Wien blieben, kehrte Trcnkwald nach dreizehnjähriger Abwesen
heit, während welcher er einige Jahre in Italien gelebt und in der Gruftkapelle des Baron
Revoltclla zu Triest das Leben des heiligen Pasquale gemalt hatte, in seine Vaterstadt
Prag zurück, um hier die Leitung der Kunstakademie zu übernehmen. Nachdem er noch
die bereits in Angriff genommenen Malereien im Wiener akademischen Gymnasium
vollendet hatte, übernahm er die Ausmalung der großen Apsis in der Karolinenthaler
Kirche. Von Trenkwalds Ölgemälden besitzt Graf Desfours-Waldcrode „Die Schlacht
bei Lipan", eines der ersten Werke, 1849 für den Vater des gegenwärtigen Besitzers
gemalt, und die kaiserliche Gemäldegallerie in Wien wohl sein bedeutendstes „Herzog
Leopold des Glorreichen Einzug nach Wien nach seiner Rückkehr aus dem Krenzzuge
im Jahre 1219". Die Prager Gemäldegallerie besitzt den Carton zu dessen durch den
Stich bekannten „Ablaßprediger Tezel". Edel in der Empfindung und von vollendeter
Schönheit sind Trenkwalds Compositionen im Marienchor der Wiener Votivkirche,
welche die Legenden der Marien-Gnadenorte Österreich-Ungarns darstellen, und seine
Glasfenster in den betreffenden Kapellen daselbst. 1895 wurde der Künstler in den
Adelsstand erhoben.
Karl Swoboda (geboren 1826 zu Planitz, gestorben 1870 zu Wien) malte zumeist
Geschichtsbilder. „Die besiegten Mailänder vor dem Kaiser Friedrich Barbarossa" war
von der „Verbindung für historische Kunst" bestellt, vom Kunstverein für Böhmen als
Teilnehmer derselben im Jahre 1868 gewonnen worden; durch diesen kam das Bild in
die Prager Gemäldegallerie. Zu Karl Swoboda's bekanntesten Werken gehören: „Johanna
von Castilien bei der Leiche ihres Gatten", „Die Gefangennahme des Kurfürsten Johann
Friedrich von Sachsen", ferner „Johann von Sachsen mit Lukas Cranach und Luther"
und „Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg". Außerdem zeichnete er viele Illustrationen
auf Holz, zumeist für böhmische Verleger.
Der dritte der genannten Ruben-Schüler, welcher ebenfalls seit 1852 in Wien
seine Heimat fand, Ferdinand Lanfberger (geboren 1829 zu Mariaschein, gestorben
1881 zu Wien) und Guido Meines, der jüngere Bruder des wiederholt genannten
Josef Manes (geboren 1829 und gestorben 1880 in Prag), welcher in seiner Vaterstadt
blieb und erst in reiferen Jahren längere Zeit in Düsseldorf arbeitete, malten anfangs
geschichtliche Gegenstände, später jedoch mit großem Erfolge gemüthvolle Genrebilder,
welche beide mit einem Anstug von heiterem Humor behandelten. Guido Manes gehört zu