graphien und jenen vielbändigen, auch im Format monumentalen
Katalogen. wie sie seinerzeit vor allem in Deutschland (Deutsches
Museum in Berlin, Germztnisches Nationalmuscum in Nürnberg)
herausgebracht wurden. Am ehesten ließe sich ihnen der eben im
Enstehen begriffene Louvre-Katalog vergleichen, wenn cr nicht
durch seine schlechteren Reproduktionen deutlich zu verstehen
gäbe, daß er sich „nur" an Fachleute wendet. So aber will es uns
scheinen, daß die italienischen Kataloge derzeit die Spitze halten:
sie zeugen nicht nur von wissenschaftlichem Verantwortungsge-
fühl gegenüber dem nationalen Kunstbesitz, sondern verraten
auch Geschick und Mut in buchtechnischer und kommerzieller
Hinsicht. Gewiß werden sie keine best-seller sein, doch auch kein
allzu schlimmes Verlustgeschält. Man sollte bei uns überlegen,
ob nicht wenigstens die größten österreichischen Museen einer
ähnlichen Initiative wert wären.
Gerhard Schmidt
„HIERONYMUS IN DER ZELLE"
Bei dem in der 536. Kunstauklion des Doro-
theums zur Versteigerung gelangenden Ge-
mälde des Hieronymus in der Zelle von jan
Massys handelt es sich um das bisher einzige
Bild dieser Komposition des Meisters, das sig-
niert und 1539 datiert ist. Die besondere Be-
deutung gewinnt das in Friedländers Werks-
katalog „Die Altniederländische Malerei" XIII,
p. 142 H. noch nicht verzeichnete Exemplar
dadurch, daß signierte Arbeiten aus der Früh-
zeit des Künstlers, der 1531 zu arbeiten be-
gann, bisher nicht bekannt waren, sein frühe-
stes signiertes und datiertes Bild stammt aus
dem Jahre 1558. Von den drei anderen Hie-
ronymuskompositionen befindet sich eine im
Prado in Madrid, Nr. 2099, Friedländer XIII,
Nr. 29, Taf. VII und zwei im Besitz des Kunst-
historischen Museums, Wien, Nr. 691, Fried-
länder XIII, Nr. 30, Taf. VIII, und Nr. 692,
Friedländer XIII. Nr. 31, welche 1537 datiert ist.
Ein Vergleich dieser vier Gemälde zeigt nicht
nur die Variationslähigkeit, mit welcher Mas-
sys das eng umrissene Thema von einem zum
anderen Male abwandelt, sondern auch die
Meisterschaft, mit welcher er im Sinne der
lionardesken Physiognomiestudien den Aus-
druck des Kirchenlehrers jeweils dem Charakter
einer augenblicklichen Geisteshaltung anpaßt
und den Gelehrten kontemplativ, dann wieder
behutsam mahnend oder lehrend und schließlich
disputierend vorstellt. Nicht umsonst ist es
nur der kurzen Epoche um 1500 vorbehalten
gewesen an Stelle des beschaulichen Einsied-
lers oder des sich kasteienden Eiferers jetzt
Hieronymus als Gelehrten in seiner Studier-
stube darzustellen, denn mit dem Bibelüber-
setzer 'tritt uns hier zum erstenmal eine neue
Gestalt des europäischen Menschen entgegen.
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