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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 6)

 
Kirchen linden (ein extremes Beispiel die Dekoration der Passauer 
Residenz von Modlcr). Von dem ursprünglichen "Baumaterial" 
der Roeaille-Architektur, dem Muschelstoll", ist allerdings kaum 
mehr etwas zu sehen. Ruinenhalt ausgelaugt, verwittert und ver- 
waschen stehen nur noch dünne Grate hoch, das Ornament des 
Rokoko wird hier in seiner letzten Phase zu einer Abbreviatur 
des Ruinösen, seltsam anmutend, wenn es dabei einer bereits 
klassizistisch gewordenen Architektur „aufgepappW wird - hei- 
ter in seiner Form und dabei todernst in seinem Inhalt von Ver- 
gänglichkeit. Ironisch letztlich in dieser Zwiespiiltigkcit. 
Wie Roeaille in extremer Form auch angewandt aussehen kann, 
macht eine Ecke aus dem Goldenen Saal von Dillingen, mit einer 
Darstellung aus den vier Fakultäten von F. Anwander, 1762, 
deutlich. Hier ist Rocaille-Architektur, Pseudoarehitektur, und 
Abb. 3. Mondon, Rocaillc, „Lcs Tendrcs nccords", 1736. 
lsam an diesem Blatt ist auch die völlige Indifferenz in den 
ößcnvcrhäiltnissen der Gegenstände. Sind das hier richtige 
mschen? Zwerge? Porzellanfigurcn? Riesen einer abstrusen 
rll? Wir werden völlig im unklaren darüber gelassen, wie nun 
cntlich die Dimensionen sind. 1st di: Roeaille auf dem Blatt 
1 Monden, ebenfalls 1736, bloßes Ornament, also nicht mcß- 
', ist es ein Versatzstück in einem Garten oder nur ein Tafel- 
Satz? Sind diese musizierenden Menschen Menschen oder nur 

	        
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