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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 7 und 8)

Das groß" Dcckcnfrcßko mit cincr wllugon" chvn K mpOsiliOn ' f Phöbus Apollo als Inlwyifl" dus Wwhrcn, Schüm-n und Gulcn. Am unlcrcn 
Bildrand di; Xrchitckturzonc mit dcn xullugon hcn ' urvn dv shcit, Bildhauurkunsl, hlulurci und Zunclunlzlxnsl (von links nach rechts). 
 
APOLLO, 
ZUR IKONOLOUI 
LICHT DER WELT 
li DllR AP(_)l.l.()('iALliRlE IM SCHWARZILNBILRU" 
PALAIS 
Die Bomben, die noch kurz vor Kriegsende den großen Prunk- 
saul des Sehwarzenbergpalais trafen, zerstörten auch seinen 
schönsten Schmuck, das große Kuppelfresko, ein frühes Meister- 
werk Daniel Grans. Unbeschiidigt jedoch blieb der Ostflügel mit 
der sogenannten Marmorgztferie, deren Fresken gleichfalls Daniel 
Gran gemalt hat. Dieser Saal hat seit seiner Vollendung im Jahre 
1726 keine Veränderung erfahren und der Originalzustand ist 
in allem erhalten geblieben. Als Galerie repräsentiert er einen 
ganz bestimmten Raumtypus, der in keiner barocken Palast- 
anlage fehlen durfte. Er ist somit ein wichtiger Zeuge für die 
künstlerischen Gestaltungslendenzen der läaroekzeit. Für Wien 
aber auch deswegen von Bedeutung, weil alle vom Bauherrn 
in den Dienst genommenen Künstler nicht mehr aus der großen 
italienischen Kolonie stammten, sondern einheimische Kräfte, 
Österreicher, waren. 
Als der „Graf Manfeldischc Architeet Hildebrandt" im jahrc 
1697 nach elf Entwürfen der Magnificenlia seines Auftraggebers 
Heinrich Franz Graf von Mansfcld und Fürst von Fondi endlich 
Genüge getan hatte und es zur Errichtung des Palastes in der 
kleinen Vorstadt Rennwcg kam, war es bald zxller Welt offenbar, 
daß dieser Bau alles Bisherige übertreffen würde, selbst die be- 
nachbarte kaiserliche Favorita, die von dem italienischen Bau- 
meister des Kaisers, Ludovico Burnacini, erneuert worden war - 
und dies nicht ohne sclbstgefällige Betonung mansfeldischer 
Größe. Schließlich gehörte ja der Bauherr als P isident des Hof- 
kriegsrates zu jener Gruppe von Menschen, „die in allen Stücken 
vor anderen Leuten den Vorrang haben". Es war daher eine 
Selbstverständlichkeit, für ihn „eine solche Wohnung einzurich- 
ten, in der die Kunst so hoch gestiegen, um wie hoch Durch- 
Von WILHELM MRAZEK 
lcuchtigter Printz die übrigen Menschen in aller Welt über- 
steigt". Auch in den „Ornamenta", d. h. der gesamten Innen- 
einrichtung, mußte dies zum Ausdruck kommen. Sie sollte nach 
dem neuesten Gout, „nach heutiger Art", durchgeführt wer- 
den. 
Der Graf von Mansfeld konnte jedoch die Vollendung seines 
Palastes nicht mehr erleben. Als er 1715 starb und die Erben 
das Palais an den Fürsten Adam Franz von Schwarzenberg ver- 
kauften, waren große Partien noch unvollendet. Die endgültige 
Fertigstellung zog sich aber auch unter dem neuen Besitzer bis 
zum Jahre 1728 hin. Dieser beschäftigte nicht mehr  L. von 
Hildebrandt, sondern dessen Rivalen, j. B. Fischer von Erlach 
mit dem Weiterbau. Für die Aussehmüekung aber bediente er 
sich Daniel Grans, der sein Protegec war und den er nach Italien 
geschickt hatte, „um sich daselbsten in der Mahlcrey zu per- 
feetionieren". 
Was Daniel Gran bei den großen italienischen Meistern gelernt 
hatte, zeigte er mit der Malerei im großen Kuppelsaal, die er 
1725 vollendete. Im darauf folgenden jahr 1726 schloß er den 
Vertrag für die Marmorgalerie ab und begann auch gleich mit 
der Arbeit. Diese muß den allergrößten Eindruck gemacht haben, 
denn Daniel Gran bekam noch im gleichen Jahr den begehrtesten 
Auftrag, der in Wien damals zu vergehen war: die Ausmalung 
der kaiserlichen Bibliothek, der letzten und großartigsten Raum- 
schöpfung  B. Fischers von Erlach. 
Als Daniel Gran daranging, die Austeilung seines Fresken- 
schmuckes festzulegen, mußte er sie in Übereinstimmung mit 
der auf Hildebrandt zurückgehenden architektonischen Gliede- 
rung des Saales anordnen. Hildebrandt hatte die Galerie als 
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