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APOLLO,
ZUR IKONOLOUI
LICHT DER WELT
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PALAIS
Die Bomben, die noch kurz vor Kriegsende den großen Prunk-
saul des Sehwarzenbergpalais trafen, zerstörten auch seinen
schönsten Schmuck, das große Kuppelfresko, ein frühes Meister-
werk Daniel Grans. Unbeschiidigt jedoch blieb der Ostflügel mit
der sogenannten Marmorgztferie, deren Fresken gleichfalls Daniel
Gran gemalt hat. Dieser Saal hat seit seiner Vollendung im Jahre
1726 keine Veränderung erfahren und der Originalzustand ist
in allem erhalten geblieben. Als Galerie repräsentiert er einen
ganz bestimmten Raumtypus, der in keiner barocken Palast-
anlage fehlen durfte. Er ist somit ein wichtiger Zeuge für die
künstlerischen Gestaltungslendenzen der läaroekzeit. Für Wien
aber auch deswegen von Bedeutung, weil alle vom Bauherrn
in den Dienst genommenen Künstler nicht mehr aus der großen
italienischen Kolonie stammten, sondern einheimische Kräfte,
Österreicher, waren.
Als der „Graf Manfeldischc Architeet Hildebrandt" im jahrc
1697 nach elf Entwürfen der Magnificenlia seines Auftraggebers
Heinrich Franz Graf von Mansfcld und Fürst von Fondi endlich
Genüge getan hatte und es zur Errichtung des Palastes in der
kleinen Vorstadt Rennwcg kam, war es bald zxller Welt offenbar,
daß dieser Bau alles Bisherige übertreffen würde, selbst die be-
nachbarte kaiserliche Favorita, die von dem italienischen Bau-
meister des Kaisers, Ludovico Burnacini, erneuert worden war -
und dies nicht ohne sclbstgefällige Betonung mansfeldischer
Größe. Schließlich gehörte ja der Bauherr als P isident des Hof-
kriegsrates zu jener Gruppe von Menschen, „die in allen Stücken
vor anderen Leuten den Vorrang haben". Es war daher eine
Selbstverständlichkeit, für ihn „eine solche Wohnung einzurich-
ten, in der die Kunst so hoch gestiegen, um wie hoch Durch-
Von WILHELM MRAZEK
lcuchtigter Printz die übrigen Menschen in aller Welt über-
steigt". Auch in den „Ornamenta", d. h. der gesamten Innen-
einrichtung, mußte dies zum Ausdruck kommen. Sie sollte nach
dem neuesten Gout, „nach heutiger Art", durchgeführt wer-
den.
Der Graf von Mansfeld konnte jedoch die Vollendung seines
Palastes nicht mehr erleben. Als er 1715 starb und die Erben
das Palais an den Fürsten Adam Franz von Schwarzenberg ver-
kauften, waren große Partien noch unvollendet. Die endgültige
Fertigstellung zog sich aber auch unter dem neuen Besitzer bis
zum Jahre 1728 hin. Dieser beschäftigte nicht mehr L. von
Hildebrandt, sondern dessen Rivalen, j. B. Fischer von Erlach
mit dem Weiterbau. Für die Aussehmüekung aber bediente er
sich Daniel Grans, der sein Protegec war und den er nach Italien
geschickt hatte, „um sich daselbsten in der Mahlcrey zu per-
feetionieren".
Was Daniel Gran bei den großen italienischen Meistern gelernt
hatte, zeigte er mit der Malerei im großen Kuppelsaal, die er
1725 vollendete. Im darauf folgenden jahr 1726 schloß er den
Vertrag für die Marmorgalerie ab und begann auch gleich mit
der Arbeit. Diese muß den allergrößten Eindruck gemacht haben,
denn Daniel Gran bekam noch im gleichen Jahr den begehrtesten
Auftrag, der in Wien damals zu vergehen war: die Ausmalung
der kaiserlichen Bibliothek, der letzten und großartigsten Raum-
schöpfung B. Fischers von Erlach.
Als Daniel Gran daranging, die Austeilung seines Fresken-
schmuckes festzulegen, mußte er sie in Übereinstimmung mit
der auf Hildebrandt zurückgehenden architektonischen Gliede-
rung des Saales anordnen. Hildebrandt hatte die Galerie als
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