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Approvisionierungswesen.
das auch mit dem im Jahre 1900 errichteten Kühl- und Gefrierhause der Fall. Diese nach
den neuesten Erfahrungen auf diesem Gebiete eingerichtete Anlage dient sowohl dem Lokal
verkehr als auch dem Transitverkehr.
Eine Brücke verbindet die mittleren Geschosse des Kühlhauses mit einem Magazins
gebäude, welches eine direkte Kommunikation mit der Wiener Verbindungsbahn ermöglicht.
Das Kühl- und Gefrierhaus enthält in einem Souterrain und vier Geschossen zirka 4000 m 2
Kühlhallenfläche.
Die Allgemeine österreichische Transportgesellschaft besitzt im IX. Bezirke,
Sobieskigasse, zwei Lagerhäuser in Verbindung mit einem Geschäftshause. Diese Lagerhäuser
dienen hauptsächlich zur Aufbewahrung
von Möbeln, Teppichen und ganzer Woh
nungseinrichtungen. Zur Teppichreinigung
ist eine durch einen achtpferdigen Elektro
motor betriebene Teppichklopfmaschine
vorhanden, mittels welcher täglich 8000
bis 10.000 m 2 Teppiche gereinigt werden
können. Die hierbei sich entwickelnden
Staubmassen werden durch eine Exhaustor
anlage in luftdicht schließenden Behältern
gesammelt. Diese Lagerhäuser verfügen
über einen Belagsraum von 3000 m 2 .
Der Speicher von W. & S. Hoff
mann am Handelskai. Eine Naturauf
nahme dieser Anlage mit der Schiffsaus
ladevorrichtung zeigt die Abb. 395.
Während in Niederösterreich schon
ungefähr 20, allein von der Firma N. Heid
in Stockerau maschinell eingerichtete La
gerhäuser bestehen, ist in Wien erst ein
im Jahre 1903 dem Verkehr übergebenes,
mit mechanischen Einrichtungen versehe
nes Lagerhaus vorhanden, welches nach
dem Vorbilde eines in Györ erbauten Bodenspeichers System „Ulrich“ zur Ausführung
gelangte. Ein derartiges mechanisches Lagerhaus bietet durch die zirka 2 m hohe Getreide
lagerung auf jedem der einzelnen Böden den großen ökonomischen'Vorteil, daß auf 1 m 2 ver
bauter Grundfläche die sehr beträchtliche Getreidelagerhöhe von zirka 16 bis 18 m erreicht
wird. Dadurch nähern sich diese Anlagen mit Rücksicht auf die Lagerungshöhe den Elevatoren 1 ),
bei welchen bekanntlich das Getreide in Caissons von 20 bis 25 m Höhe gelagert wird.
Der mechanisch betriebene Bodenspeicher der Herren W: & S. Hoffmann bietet in acht
Geschossen einen Lagerraum für rund 150.000 q. Die Anlage ist mit einem Schiffselevator ver
sehen, welcher fahrbar ist und bei Eis- und Hochwassergefahr entfernt werden kann.
') Elevator der Hauptstadt Budapest, „System Ulrich“. Wien, k. k. Hofbuchhandlung Wilhelm Frick, 1885. — Bericht über
Lagerhaus- und Umschlagseinrichtungen von Ingenieur Paul Kortz und A. Rischer. Wien 1895. — Bericht über Lagerhaus- und
Umschlagseinrichtungen der Hafenstädte Fiume und Triest. Von Anton Rischer. Verlag des Lagerhauses der Stadt Wien, 1895.
Christian Ulrich.
Abb. 395. Speicher von W. & S. Hoffmann.