Dieses conservative Element hielt bis vor Kurzem den Japaner noch
ab, Fremdes und untnotivirt Fremdartiges mit dem logisch Begründeten,
den Eigentbümlichkeiten seines Heimatlandes Entsprungenen zu ver-
quicken; jenes Landes, welches durch die Lage und die klimatischen
Verhältnisse die specifischen Bedürfnisse und Gewohnheiten seiner Leute
ebenso bestimmt gestalten musste, als etwa die häufigen Erdbeben allein
schon der gesammten tektonischen Kunstübung ein besonderes Gepräge
aufzudrücken im Stande waren, welches seine bestimmende Wirkung in
der Gestaltung und Ausstattung eines jeden auch unbedeutenden Geräthes
noch nachklingen lässt.
Die gebotene Knappheit gestattet mir nicht, von den naturliebenden
Japanern weg die nähere Betrachtung auf eines oder das andere Volk
und seine Verzierungskunst zu lenken, dessen charakteristische Eigen-
thümlichkeiten in socialer, religiöser und ethischer Beziehung in beson-
derer Weise bestimmend auf die Form der Bethätigung des Schönheits-
sinnes einwirkten. Es bedarf ja. auch hier keiner näheren Ausführung,
Es genügt der bloße Hinweis zunächst auf die osmanische Kunst im
Allgemeinen, auf die Zierweisen der Araber zumal, bei welchen, wenn
auch nicht ausschließlich. doch zum überwiegenden Theile der Contact
mit dem aus der Naturbeobachtung resultirenden Formenreichthum ver-
mieden erscheint. Der ewig sinnende und grübelnde, nach der Lösung
geheimnissvoller Probleme trachtende Geist des Orientalen kommt hier
zum Ausdruck in den scharfsinnigen Erfindungen rein geometrischer An-
ordnungen farbiger Flächen und in den Band- und Schlingenornamenten,
in den Rankenwerken, die in ewig sich erneuernder Fülle des Linien-
und Farbenspiels von der pflanzlichen Form höchstens das nackte Princip
der Bildung von Blatt und Stengel entlehnt haben. Aber gerade mit
diesen bescheidenen Mitteln erzielt die orientalische Kunst ihre an das
Fabelhafte grenzende Wirkung, die sprichwörtlich gewordene märchen-
hafte Pracht, deren sinnberückender Zauber sich niemals abschwächt, deren
Genuss niemals zur Ermüdung führt.
Mögen nun die Ausdrucksmittel der Ornamentik wie immer be-
schaffen sein, seien nun die Einzelheiten, welche den Formenschntz
einer bestimmten Kunstperiode ausmachen, was immer für einem Vor-
rathe entnommen, der Phantasie entsprungen oder der Natur abgelauscht
in treuer Liebe, -- die künstlerische Art der Verwendung ist stets nur
dann gerechtfertigt, wenn sie geregelt ist durch die schon früher ange-
deuteten zwingenden Forderungen.
Wenn wir nun die modernen Bestrebungen näher betrachten, welche
dahin zielen, aus dem ewig wirksamen Jungbrunnen der Natur erneute
Lebenskraft zu schöpfen, so fällt zunächst auf, dass in manchen
Fällen kaum, in anderen aber gar nicht darauf Rücksicht genommen
wird, ob und wie die in der Natur gefundenen Vorbilder überhaupt
zu verwenden sind. Wenn hier von verschiedenen Fällen gesprochen