Alfred Almnuvvier (geh. 1911). „Limnics Vcspcrnlca".
01, 1951.
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dem entgegen. In unserem Jahrhundert jedenfalls wird das Auge
zunehmend durch eine Unzahl billiger Verlockungen überfül-
tert und zugleich zu einer derart nüchternen Wachsamkeit ver-
halten, daß von ihm als einem „Tor der Seele" kaum mehr die
Rede sein kann. Ein Registrierapparat auf der einen und ein Spür-
hund der auf allerlei Reize gierigen Nerven und Sinne auf der
anderen Seite, zeigt es sich nur noch dem Leiehtverständlichen
gewogen und widerspenstig gegen alles, was eine eingehende und
sich versenkende Betrachtung fordert.
Entgegen diesem allgemeinen Zug zur Oberfläche mit ihrer
exakten optischen Meßbarkeit, die ihrerseits wieder den Zug zur
Oberfläche als der Sicherheit des Greifbnren verstärkt, ist die
schöpferische Einsamkeit der Denker und Künstler nur immer
tiefer in das Wesen der Dinge eingedrungen oder doch um eine
solche Tiefensicht bemüht, schon weil für sie die mit der Einsam-
keit verbundene Gefährdung der Existenz die Ausschau nach
neuen Ankerplätzen nötig macht. Während also die immer amor-
pher werdende Allgemeinheit sich zunehmend (im Vermassungs-
prozeß) an das angeblich sicher "Reale" klammert, suchen die
Wenigen und Einzelnen die verloren gegangene Kommunikation
mit dem äußeren Vielerlci durch die mit dem inneren Ganzen
zu ersetzen, also statt der dubiosen Sicherheit eine wirkliche Ge-
wiflheit und statt der meßbaren Richtigkeit die Wahrheit zu
gewinnen.
Das aber sind nun einmal zwei sehr konträre, zumindest ver-
schiedene Prozesse, die man weder moralisch noch politisch auf
einen Nenner, in eine Linie oder auch nur in verständnisvolle
Beziehung zueinander bringen kann. Der größte Teil dessen,
was man als Publkum bezeichnet, marschiert in der Kolonne
der äußeren Realiü sausweitung, der technischen Komfort- und
Konsumvergrößerung. Von hier führt keine Brücke, wenigstens
keine direkte, zur geistigen und bildnerischen Existenzfun-
dierung.
Im gegenwärtigen Augenblick steht jedenfalls die lebendige
Kunst, die nicht etwa, wie vielfach irrtümlich angenommen wird,
die Zeit spiegelt, sondern vielmehr ihrem eigentlichen Sinn die
Zeichen setzt, für sich allein. Sie hat zweifelsohne Freunde in den
Menschen, die wie sie jenem Sinn verbunden leben, aber sie hat
kein Publikum, was Paul Klee mit den Worten „uns trägt kein
Volk" quittierte. Wenn auf Grund dieser Isolierung einige bild-
nerisch tätige Menschen hysterisch werden, eben zum Amoklauf
ansetzen oder sich vom Effektbetrieb der Konsumpropaganda
Emilia Ucdovn (geb. 1919), „Unruhiger Raum",
Öl, 1954.
Das auf Schwarz und Weiß gestellte Bild, in
das nur wenige gelbe, blaue, bräunliche und
grüne Töne eingestreut sind, versinnbildlicht
das Explosive, ohne der Ordnung völlig zu enl-
raren. Die „gesprengtf Fläche gliedert sich in
facettenarlige Fetzen, die dem Bilde eine ge-
wisse Struktur verleihen. Die Explosion aber
ist das beherrschende Motiv.
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