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fullscreen: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

Bauerntypus, verfaßte überdies derb-komische Gespräche und das äußerst beliebte Gedicht 
„Da Budlhanmteufel", das in drastischer, aber durchaus volksthümlicher Sprache eine 
tragikomische Fuhrmannsgeschichte erzählt. 
Obwohl Lindemayr als Vater der oberösterreichischeu Dialectdichtung zu betrachten 
ist, hat er doch auf die jüngeren Dichter weniger eingewirkt als Stelzhamer, um den sich 
die ganze Schule wie um ihren Meister schart. 
Unter Stelzhamers Vorläufern ist neben dem hochgebildeten, feinfühligen Josef 
Theodor Fischer (1802 bis 1844), der zarte Liebeslieder sang und sinnige Naturbilder 
entwarf, Anton Schosser (1801 bis 1849) mit Recht der bekannteste und beliebteste. 
Schosser schließt sich nach Inhalt und Form der echten Volksdichtung am engsten an. 
Selbst aus dem Volk hervorgegangen, sein ganzes Leben hindurch mit dein Volke in enger 
Berührung, war er mit dem Thun, Denken und Fühlen desselben innig vertraut. Er 
durchwanderte die Alpenthäler von der Enns bis zur Traun und hinterließ in seinen 
Gesängen ein poetisches Gedenkbuch dieser Wanderungen. Schosser ist eine versöhnliche 
Natur und deckt die Schwächen des Volkes, die ihm nicht entgehen, gerne mit einem 
halbdurchsichtigen Bilde zu. Manche seiner Lieder sind der Ausdruck seines subjectiven 
Empfindens. Da spricht er, dem kein glückliches Los beschieden war, manch herbes Wort 
ans, doch bittere Erfahrungeil machen den Dichter nicht zum pessimistischen Weltverächter, 
in der Natur findet er Trost und Heilung. 
Das von Allen anerkannte Haupt der oberösterreichischen Dichterschule, der Einzige, 
der den Ruhm unserer ländlichen Muse weit über die engen Grenzen des kleinen Landes 
hinausgetragen hat, ist Franz Stelzhamer. Am 29. November 1802 als der Sohn eines 
Kleinbauers im Dorfe Großpiesenham bei Ried geboren, besuchte er das Gymnasium zu 
Salzburg und studirte in Graz und Wien die Rechte. Nachdem er lang ein unstetes 
Wanderleben geführt hatte, widmete er sich ausschließlich der Dichtkunst. Er verfaßte 
Gedichte und schrieb Erzählungen in der Schriftsprache, die nicht ohne Werth sind, doch 
seinen Ruhm begründeten seine Dialectdichtungen. Vom Jahre 1845 ab lebte er in Ried, 
später in Salzburg. Erst als er schon in höherem Alter stand, befreite ihn ein Jahres 
gehalt von der nagenden Sorge um das tägliche Brod. Er starb zu Henndorf bei 
Seekirchen am 14. Juli 1874. Stelzhamer ist der einzige Dialeetdichter, dem seine Kunst 
ausschließlicher Beruf war. Er identificirt sich gänzlich mit dem Volk, dessen Empfindungen 
in seinem Gemüth einen getreuen Wiederhall finden. Sein Auge ist von keinem Vorurtheil 
getrübt, sein Urtheil durch keine Tendenz irregeleitet. Er sieht das Volk wie es ist und 
Alles, was er sieht, fühlt und denkt, wird ihm zum Lied, denn das Singen ist ihm so 
natürlich wie der Blume das Blühen. Weisheit und Thorheit, Lust und Leid, Hassen und 
Lieben des Volkes klingt in seinen Dichtungen wieder. Er hält mit feinem Tact die richtige
	        
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