Mensch und immer wieder gibt es Menschen, die eine neue Woh-
nung beziehen müssen. Der Architekt ist also jemand, der ge-
rade in der Kunst sozusagen ein Vorreiter ist. Ihm ist es viel-
fach als erstem anbeimgegehen, den Menschen zu bilden, zu for-
men. lis ist dabei interessant und sicherlich aus dieser [Überle-
gung heraus verstandlich, daß gerade der Architekt - genauer
gesagt die Architektur überhaupt - nicht jene großen Sprünge
macht -- und wahrscheinlich aus den oben dargelegten Gründen
auch nicht machen kann - die vielleicht andere Kunstarten
manchmal vollführen. Es muß eben in der Architektur die
"Für unten sein und die Decke oben, es muß in der Archi-
tektur ein Zimmer so sein, daß man zumindestens stehen,
sich bewegen kann. Diese Grundelemente des menschlichen
Lebens muß der Baumeister einhalten. Eine zweite Gruppe
von Künstlern gibt es, die ebenfalls näher an den All-
tagsmcnschen herankommen. Es sind dies die Kunsthand-
wcrker. Das Kunsthandwerk in seinem weitesten Sinn unt-
sehließt die (iehrauchsgegcnstiinde, Küche, Hauswirtschaft, bis
hinauf zu den (iegcnständcn der 'l'echnik. Ich glaube, daß der
Kunsthandsverkei- im Nahen-bringen des Menschen zu den ic-
weils zeitgenössischen Kunstrichtungen eine ganz große Auf-
gabe hiitte, eine sehr große Verantwortung, denn wie gesagt,
er ist es, der es am leichtesten hat, den Kontakt mit der Umwelt
herzustellen. Izr, bzw. seine Werke sind es, die der Alltags-
menseh als erster in die Hand bekommt und die für ihn in vielen
liiillen die moderne _,Kttnst" versinnbildlichcn. Hier trifft so
mancher einfache Mensch die [Entscheidung bereits, wie er zur
Kunst steht, was er von der zeitgenössischen Kunst hiilt.
Vielleicht wird diese etwas ungewöhnliche Formulierung ver-
ständlicher, wenn man versucht, sie mit den Erlebnissen des
Alltags zu unterstreichen bzw. zu konkretisieren. Z. B. das liß-
gcsebirr. Es ist ja nicht so, daß alle Menschen noch aus dem
' hirr ihrer filtern oder (iroßeltrrn e "cn, diese [)inge werden
ja am meisten zerschlagen, unterliegen daher am meisten dem
Verschleiß, d. h. aber, daß siL 'mmcr wieder nachgekauft werden
müssen. Wie ist es nun mit diesen immer wieder nachzukatt-
fenden (icgcnstiinden? soll keineswegs hier vom Steingut ge-
sprochen werden, das irgendwo am Lande erzeugt wird, und
daher in konservativen l' rmen immer wieder in der gleichen
Art gcpreßt und hergestellt wird, sondern es handelt ch um Por-
zellan, um Porzellan gekauft in einem guten Geschäft 1m LBezirk
KARL utsnn
WIEN 6. LlNlENGß-SALZBURG GISELAKAI 178
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in Wien. Schon bei der Auswahl wird vielfach, wie man sich jdz
überzeugen kann, vom Käufer immer wieder ein modernes (Et
schirr verlangt, dies bezieht sich sowohl auf das Muster, DCSSfl
aber auch auf die liorm. Das Muster ist etwas, das dem Gt
scbmack unterliegt, wobei man also wählen kann und nicht s
sehr gebunden ist. litwtts anderes ist die Form. Auch hier ist t
interessant, daß der Alltagsmcnseh immer wieder eine ncuc Fort
verlangt. Fs ist hie" kein lliingcn am Althergebritchten festzt
stellen. l.. spielt hier ein gewi..t'r Stolz mit: vor dem Nachbar
zu zeigen, daß man fortschrittlich ist, den Kindern begrciflit
zu machen, daß man selbst noch in der (lcgentvttrt steht, not
nicht veraltet ist usw., lauter Dinge die einen Käufer bewege:
nach einer modernen liorm zu greifen. Wie ist es nun aber bt
den einzelnen Teilen des (iiescltirrs bezüglich der (iiebrauchsli
higkeit? Die modernen Suppenteller sind so, daß zumindestcr
bei einer Familie mit Kindern viel zu wenig Suppe in den Telli
geht.
n weiterer Gegenstand dirscs modernen (iebrttuehslvorzellan
Die Te kanne: Diese hat eine sehr niedrige, gedrückte Fort:
breit, schwer und einen durch die niedrige Form bedingten we
tLn Henkel. Im leeren Zustand und in der Hand der Verkiit
ferin sieht sie iitißerst elegant, beweglich aus, man kann s
wirklich jonglieren und auch (theoretisch) leicht Tee einscbn
ken. ljs witrc aber gut, vaenn man den Künstler. die Verkauft
rtn. den Direktor des (ieschiiftcs bzw. der l' brtk einmal zwit
gen würde, die Teekanne mit heißem Tee gc tllt zu bandhthri
Es ist nämlich unmöglich, und vor allem fü eine timmerhi
schwächen auenhand, eine solch gefüllte 'l'eekannt- an diese.
Henkel zu halten! litwas Weiteres: im leeren Zustand zeigt d
Verkiiuferin elegant wie man mit einer lland die Kanne und m
der anderen den Deckel halten kann um ein llerunterftllen bei:
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