Handschuh eines Harnischs von Kas-
par Rieder 1480f8S. Aus der Chur-
burgcr Rüstkammrr.
eines jener gesellschaftlichen Ereignisse, das dem biirenstarkm
Erzherzog Gelegenheit bot, vor Damen und Fürsten zu glänzen.
'l'urniere am Innsbrueker Hol waren berühmt und begehrt. Die
Innsbrueker Plattncr Jörg Treytz, Kaspar Rieder und Hans
Prunner schlugen die formschönen, reich vergoldeten Harnische.
die der Erzherzog als Geschenke den Königen von Schottland,
Ungarn, Portugal und Dänemark, dem Herzog von Lothringen,
Kaiser Maximilian und seinem Sohn Philipp dem Schönen wid-
mete. Es war den Fürsten Europas eine Ehre, einen Innsbrucker
Harnisch zu besitzen. Diese Harnisehe sind nicht sosehr Kriegs-
gerät, sondern Kunstwerke in Stahl von stärkster plastischer
Wirkung, sie sind ein Ruhmcsblatt der spätgotischen Plastik
Tirols und sichern dem Namen des Erzherzogs Sigmund einen
Platz in der Geschichte der Kunst. In der Wiener Wailensamm-
lung und der Churburger Rüstkammer stehen die Harnischc dic-
ser Zeit noch heute als Prunkstücke. Daneben ließ der Erzher-
zog für sich auch von auswärtigen Plattnern manchen schönen
Harnisch schlagen, vor allem vom Augsburger Lorenz Colman
und dem Nürnberger Hans Grünewalt (in der Wiener Waffen-
Sammlung).
Dem Geschützwesen war der Erzherzog als großer Förderer zu-
getan, wenn auch hier erst sein Nachfolger Maximilian der große
Neuerer wurde. Das mit schönen Reliefs verzierte Hauptstück
„Katharina" im Armeemuseum Paris, das 1487 der Innsbrucker
Büchsenmeister jörg Endorfer goß, trägt Wappen und Namen
Erzherzog Sigmunds. Im Zeugbuch Kaiser Maximilians ist ein
Teil der Prunkgesehütze Erzherzog Sigmunds abgebildet, .so
die Weckauf, der Piauenschwanz, der Kcraul, die alle durch
ihren reichen plastischen Schmuck wirkliche Kunstwerke waren.
Im Sinne des Humanismus, dessen Ideale Sigmund wohl begrif-
len hatte, umschlossen seine künstlerischen Interessen auch die
Musik, die von den Niederlanden ausgehend, einer großen Blüte
cntgegenschritt. Berühmte Organisten standen in seinem Dienst,
so Nikolaus Kronsdorier und seit 1480 Paulus Hoihaimcr, der
ihm auch eine Orgel lieferte. Der bekannte Komponist Heinrich
Isaac war an Sigmunds Hof tätig. Die Erwerbung des „Recken-
buches", einer Sammlung von alten Heldenliedern, die Heraus-
gabe der deutschen Übersetzung des französischen Romans
„Pontus und Sidonia" durch Herzogin Eleonora, die Anwesenheit
bekannter Humanisten (johannes Tiburinus, Dr. Johannes Fux-
magen etc.) runden das Bild der vielseitigen Interessen Erzher-
zog Sigmunds auf literarischem Gebiet ab.
Mag der Historiker auch in Sigmund einen passiven, leichtsin-
nigen und eitlen Herrscher sehen, für die Entwicklung dcr Tiroler
Kunst, iür ihren Rang im deutschen Raum war - tin Großer.
In der Überlieferung ist seine Gestalt neben der Kaiser Maximili-
ans immer lebendig geblieben als ein Fürst nach dem Herzen
seines Volkes. Seine Lustschlösser, die XValliahrtskirche-n, die
Freude am Geschmeide der Goldschmiedekunst, die ersten deut-
sehen Silbermünzen im Werte der Goldgulden und die Gründung
der Innsbruckcr Plattncrkunst sichern ihm als einem echten Mä-
zen aller Künste ein ehrendes Gedächtnis. Als er H90 zu Gunsten
seines Neiien Maximilian abdanktc und H96 starb, wurde .tttL'l"l
das Zeitalter der Spätgotik zu Grabe getragen, das unter Sig-
munds Regierungszeit seine größte und virlgestaltigste Blüte
erlebt hatte.
errichtet zur Er-
Wztppenstcin Erzherzog Sigmunds,
innerung der lloch tit mit Katharina von Sachsen H89,
von Nikolaus 'l'üring.