kleinen Geschwister - durch den Glanz, die Wärme der Farbe
auf, aber sie sind unvollendet geblieben. Angesichts dieser Ge-
mälde, die aus den letzten Jahren, aus der unbeschränkten Stille
seines Heimatortes stammen, hält die Meinung, es habe dem
Meister zur Ausführung großer Bilder an Zeit gefehlt, nicht
stand. Warum wurde die Arbeit an diesen großen Gemälden, die
in Ausstellungen seinen Namen hätten berühmt machen, die ihm
Geld hätten einbringen können, abgebrochen? Warum kehrte er
immer wieder zu seinen kleinen Lieblingen zurück? Ist es er-
laubt, von einem Unvermögen zu sprechen, wo ein so seltenes
Vermögen sich im kleinsten dokumentiert?
Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Bcsch idenheit ein her-
vorstechcnder Zug im Wesen Huebers ist. Aber wer sagt uns, daii
das, was wir so leiehthin Bescheidenheit nennen, nicht die Frucht
einer gereiften Erkenntnis, das Wissen um das XVesentliehe war?
Vielleicht war unserem Meister die Kunst nicht wichtiger als
das Leben, das er lebte, und was er schuf nur ein Mittel, sich
dieses Lebens in seinen Einzelheiten zu erinnern? Man weiß, d tli
Hueber an Ort und Stelle Skizzen machte, schlagwnrtartige Nu-
tizen sozusagen, die er oft nach Jahren erst in seinen Gemälden
ausführte. Und obwohl beinahe jedes seiner Bilder ein Vollendetes
Kunstwerk ist, galten sie ihm vielleicht doch nicht mehr als die
Erinnerung selbst, als die Stimmung, der Zauber der Stunde,
der ihnen zugrunde lag. Und er brachte im Format zum Aus-
druck, was sie ihm bedeuteten: Persönlichstcs, das man wie Briefe
und Tagebuchblätter verpackt und versiegelt, wenn die Anteil-
nahme der Seele geschwunden ist. Dafi dieses Persönlichste zu-
gleich ein großes Überpersönliches, ein bleibendes Kunstwerk ist,
ergab sich als die selbstverständliche Folge der Meisterhand, die
es schuf. l
Eine Photographie zeigt den Meister sitzend, dem Brsehauw zu-
geneigt, die linke auf der Platte eines Tisches ruhend, fest und
sicher, die Rechte zart, mit Fingern, die etwas suchen, als habe
man ihnen den Pinsel entwunden, den sie noch eben gehalten.
Das Antlitz ist das eines Mannes zwischen SO und 60, mit ein"
hohen gelichteten Stirn, einem schmallippigen Mund, in des
Ecken etwas Wehmut oder Entsagung wohnt; ein im (irunde
bäuerliches Gesicht, wären nicht die Augen, die klar und un-
beirrbar in die Welt schauen, Augen, die nicht zu täuschen sind
und die ihre Arbeit nicht eher enden werden, als bis die schon
jetzt müden Lider sie einem Bahrtuch gleich in ihrem letzten
Schlafe verhüllen.
Htieber hinterließ weder Gattin noch Kinder. Die Natur hatte
die Stelle der Frau bei ihm vertreten. In Liebe und Treue war er
Hnnx Huchcr. Kmiluiluz" des OIJCIWÖsICFFCiChiSChCn Volks-
Urhiuiw Frmw SlNzluunnu-r. [nvnllcndelus Aqunrcl].
31 II Z2 cm.
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Hans Huchcr, Holländische Küslunlnndschnft im
P-Aundlicht. Öl nul" Karton 7.6 ) 13.8 cm.
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