brecht I. niedergeschlagen wurde. Über die Rolle, die damals
Friedrich von Stuhcnberg spielte, berichtet die steirisehe Reim-
chronik des Otokar aus der Geul.
Daß es also in dieser Epoche schärfster Machtkämpfe zwischen
dem Landesfürsten und dem bodenständigen Adel für den letz-
teren von größter Wichtigkeit war, feste Plätze zu besitzen und
diese auszubauen, ist naheliegend. Es ist bezeichnend, daß Guten-
hcrg gerade in jenen bewegten Jahrzehnten von dem immer
mächtiger aufstrebenden Geschlecht der Stubenberger erworben
und zu einem Stützpunkt gemacht wurde.
Aus der ältesten Bauphase, aus vor- oder frühstubcnbergischci"
Zeit hat sich im heutigen Erscheinungsbild des Schlosses nichts
trltztlten. Bergfricd und Palast wurden von den späteren Ge-
schlechtern umhaut und ihre Mauerzüge wurden zum Kern des
heutigen Hauptschlosses. Dieses bildet dem Verlauf des Felsens
folgend eine unregelmäßige Baugruppe, die einen höchst reiz-
vollen winkeligen Hof umschließt. Von der Bergseite her kann
das Sehloß nur über eine Brücke betreten werden. Sie führt über
einen tiefen Graben, den ein langgestreektes Gebäude, die Vor-
burg überragt. Ein im rechten Winkel dazu angebauter und in
Richtung auf das Hauptschloll stehender Flügel triigt das
Datum 1490.
Diese Jahreszahl führt uns in die von Fehden und Kriegen ge-
kennzeichneten und von Wirren und Krisen erschütterten Jahre
des ausgehenden Mittelalters zurück. Friedrich lll. hielt damals
die Zügel der kaiserlichen Regierung in bis zur Tatenlosigkeit
zaudernden Händen. Nationale, territoriale und ständische Un-
abhängigkeilsbestrebungcn bedrängten ihn von allen Seiten. Ne-
ben dcn nationalen Königen Georg von Padebrad in Böhmen und
Matthias Corvinus in Ungarn traten Söldnerführer auf, die ganz
im Sinne der italienischen Condottieri jener Zeit, nur auf ihre
eigene Macht bedacht waren. Auch die Herren von Stubenberg
und mit ihnen ihr Schloß Gutenberg wurden in den Strudel der
sich überstürzenden Ereignisse hineingerisscn.
Die beiden Vettern Andreas und Hans von Stubenberg ltatten
Barbara und Martha Baumkircher, die Töchter des mächtigen
steirischen Söldnerführers Andreas Baumkireher geheirttet. Als
dieser kriegerische Nlann, der zuerst seine Kampfkraft dem Kai-
ser zur Verfügung gestellt hatte, dann später zu seinem Gegner
wurde, die Steiermark terrorisierte und schließlich in Gefangen-
schaft geriet und hingerichtet wurde, wirkte sich sein Front-
wechsel und seine Verurteilung auch für Baumkirehers Schwie-
gersöhne Andreas und Hans von Stubenberg ungünstig aus. Die
Erbstrcitigkeiten um den Besitzansprueh auf Gutenberg, die sich
durch die letzten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts und weit bis
ins 16. Jahrhundert hinzogen, hängen damit zusammen.
Im Verlauf dieser langwierigen Prozesse kam es sogar dazu, daß
Gutenberg durch etwa 50 Jahre in andere Hände gelangte. Nach-
dem der Streit im Jahre 1562 endlich beigelegt worden war,
wurde die Burg zwei Brüdern, Wolfgang und Hans Stubenberg,
zugesprochen. Somit war Gutenberg wieder sicheres Eigentum
der früheren Besitzer geworden. Sogleich begann man mit dem
Die Halle. - Durch die Tür im Hintergrund erreicht man die Kapelle
und links den inneren Burghof, den es zu überqueren gilt, um in den
Wohntrakt zu gelangen. Über der Rcnaissancetruhe ein gesticktes An-
tependium des 18. Jh.
Durchblick durch einen der Laubengänge im inneren Burthnf. - Be-
zeichnend für die schon seit Jahrhunderten in den öster ichischcn
Ländern übliche Anbringung der Jagdtrophäen sind die holzgesehnitztrn
Hirschhiiupter, welche die Gewcihe tragen.
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