Große Vase mit Delfter
Blaudekoi- im traditionel-
len Stil (Höhe: 75 cm).
n jahre 1615 löschte die Kogge „Gelderland" der niederlän-
wsch-ostindisehen Kompanie im Hafen von Amsterdam eine zer-
"echliche Fracht: 69.057 Stück ostindianisehen Porzellans, das
e in Nanking an Bord genommen hatte, um es als kostbares
nportgut nach Holland zu bringen. Im selben jahre wurden
ese fremdliindisehen Produkte aus dem fernen Osten in der
adt Delft versteigert. Käufer aus Holland, aus ganz Europa,
verboten sich, um in den Besitz eines oder des anderen vielbe-
:hrten Stückes zu kommen. Ganze Kisten voll Porzellan wur-
:n von den Einkäufern großer Herren erworben. Denn diese
asen, Teller und Schüsseln mit leuchtend blauem oder poli-
tromem Dekor auf makellos weiß schimmerndcm Grund ter-
hienen aller Welt ein „notwendiges Attribut des Glanzes und
:r Würde" zu sein.
bwohl die Schiffe der ostindischen Kompanien immer neu-e
Idungen nach Europa brachten, konnte die Nachfrage nicht
rfriedigt werden. Schon bald hatten daher die holländischen
öpfer ihre Chance erkannt. Sie begannen, die ostindianischen
irzellane nachzuahmen und auf den Markt zu bringen. Was
e produzierten glich „ziemlielf den Porzellanen der Chinesen
1d Japaner. Sie nannten es „holliindiscbes Porzellan", obwohl
. mit dem echten Porzellanmateriztl nichts gemein hatte und
.ir Fayenee war. Aber für den Augenschein erfüllte es die gleiche
Jnktion wie das ostindianisehe, echte Porzellan.
Links: Moderne Schale, Mu-
ster Sardelfo (Höhe: 26 cm).
Rechts: Moderne
der experimentellen Abteilung
(Höhe: 24 cm).
HOLLANDISCHES PORZELLAN
DELFTER KERAMIK
ZUR AUSSTELLUNG „DELFTER KERAMIK IM 20. jAHRHUNDERdm
IM ÖSYFERREICHISLHEN MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST
Von WILHELM MRAZEK
Um 1650 waren die meisten 'l't"ipferwcrkstatten für holliindisches
Porzellan in Delft konzentriert. Daran war unter anderem das
Bier schuld, d. h. der Niedergang der einstmals blühenden Bier-
brauerei dieser Stadt. An die Stelle der leeren Brauereien traten
jetzt die Fayencemanufzxkturen Lind die Arbeitslosen fanden ein
neues Betätigungsfeld. Unter der Anleitung erfahrener Töpfer
kopierten sie die ostindianischen Porzellane, die die Schiffe der
ostindischen Kompanie nach llolland brachten, und schufen so
eine Produktion, die wieder Vorbild für alle übrigen Fayencema-
nufakturen in Europa war. Mehr als 30 Werkstätten arbeiteten
im 17. und 18. jahrhundert in dieser Stadt. Alle trugen spre-
chende Namen, wie „De metalc Pot", „De verguldc Boot" oder
„De porceleyne lil s".
Im Jahre 1653 hat ein David Antbonis v. d. Pyet die Manufaktur
„De porcellcyne Fles" (Die Porzellan-Flasche) gegründet. Von
allcn Manufakturen der Stadt Delft hat nur sie allein die wech-
selvollen Geschicke bis zur Gegenwart überdauert. Ihre Pro-
dukte sind „holliindisches Porzellan", d. h. Fayencecrzeugnisse,
die ehrfürchtig die Tradition fortsetzen. Zugleich aber wird
jungen Künstlern Gelegenheit gegeben, sich neuen Versuchen
mit Farben und Formen zu widmen. Und so finden sich neben
den bekannten traditionellen Delfter Waren des 17. und 18. jahr-
hunderts die formschönen Gebilde wie sie der Gegenwart ent-
sprechen. Daneben aber widmet sich die Fabrik einem neuen
keramischen Zweig, dem gerade in unserer Zeit eine besondere
Bedeutung zukommt: der Arehitekturkeramik. liür die Aus-
schmückung moderner Profanbauten und Kirchen werden groß-
flächige Bildtafeln hergestellt - zumeist nach Entwürfen nam-
hafter Künstler - die die strengen und nüchternen Architekturen
der Gegenwart mit dem Glanz von im Feuer gebrannten far-
biger Keramik beleben.
Vase aus