Solch eine Arbeit, die in ihrem Programm so bestimmt ist, war
nur im engsten Kreis um den Kaiser möglich. Auch italienische
Goldstanzenpressungen mit dem Porträt des Herrschers finden in
den Wiener Kunsthistorischcn Sammlungen ihre Gegenstückc.
Aber zurück zum Mittelalter; Da gibt es noch ein Kuriosum,
eine sogenannte „Natternzungenkredcnz". Seinen Namen leitet
dieses Tafelgerät von den fossilen Haifischzähnen ab, in denen
man versteinerte Schlangenzungcn zu erkennen glaubte. Ihnen
aber schrieb man die Kraft zu, Spe n entgiften zu können. Da-
her waren sie begehrte Schätze in Zeiten. wo man einen Fürsten
oder Rivalen unter Umständen durch Gift zu beseitigen suchte.
Unter den drei derartigen Kredcnzen, die es heute noch auf der
Welt gibt, fällt diese durch die Verwendung der Koralle in der
Art einer Baumkrone als besonders reizvoll auf. Die Früchte des
Baumes bilden die „Natternzungen". Ihnen kommen die Be-
zoare nahe, Magcnstcine von Kamelen, denen auch verschiedene
Wunderkräftc zugeschrieben wurden, u. a. wieder die Entgiftung
Himmels- und Erdglobus von Christian Hei-
der, Nürnberg 1570, aus vergolden-m Sil-
ber. Die Schale stellt einen Erdglobus dar.
Sie umschließt eine zweite Kugel, den Ilim-
melsglobus, der die Sternbilder zeigt. Die
beiden Globen sind durch ein Uhrwerk, das
im Himmelsglobus untergebracht ist, ge-
geneinander bewcgbat- und zeigen die je-
weilige Polhöhe und die Konstellation der
Himmelskörper an.
.,Nalternzungenkredenz". Tafclaufszttz aus
einer Koralle mit Anhängern aus fossilen
liaiiisch nen, die früherer Meinung nach
als vei einertc Schlangenzungen galten
und die Kraft haben sollten, vergiftete
Speisen unschädlich zu machen. Der Auf-
satz stammt in der he "gen Form aus dem
16. Jahrhundert. Die kleine Gewürzschalc
als Fuß ist noch gotische Arbeit.
Libenso ist es auch bei einem zweiten mittelalterlichen Werk, das
heute als Fuß mit einer einfachen, in der Form aber sicheren
und eleganten Goldschalc kombiniert ist. Eine monogrammierte
Inschrift sichert sie für Erzherzog Leopold Wilhelm, Hochmeistcr
des Ordens und kaiserlichen Statthalter in den Niederlanden.
Seinem subtilem Geschmack ist eine der bedeutendsten Kunst-
sammlungen seiner Zeit zu verdanken, die später einen der
(irundpfeilcr der kaiserlichen Gemäldegalerie bildeten.
Erzherzog Maximilian Ill. und Erzherzog Leopold XVilhclm
aber sind als hervorragende Sammler und Kunstkcnncr wohl
auch die hervorragendsten Persönlichkeiten, die den heutigen
Ordcnsschatz lormten. S0 ist cs andererseits nicht verwunder-
lich, dafi manche Parallelen zwischen den Sammlungen des che-
maligcn Kaiserhauses und dem Ordensschatz zu finden sind. S0
etwa, wenn zu dem Erd- und Himmclsglobus von Christian Hei-
den aus dem Jahre 1570 anscheinend zwei glcichlautendc Exem-
plare in den Sammlungen Kaiser Rudolphs II. zu finden waren.
Sie sind leider verloren. Das im Ordensschatz verwahrte Exem-
plar ist heute das einzige seiner Art, Halbcdclsteingeiäße und cin
Bcrgkristallraigcr (ein Gefäß in Form eines Phantasicvogels)
sind leicht mit ähnlichen im kaiserlichen Schatz zu vergleichen.
Auch der prächtige Pokal, dessen Wandungcn im Streben nach
reichster künstlerischer Bearbeitung dichtcst mit bewegten szc-
nischcn Darstellungen und mit Ornamcntwcrk geschmückt sind,
geht vielleicht auf einen habsburgischen Stifter zurück. 1st doch
alles hier auf eine Verherrlichung Kaiser Karls V. abgestimmt.
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