von Speisen. Sie sind die Kuriosa jeder kostbaren Tafel gewe-
sen. Wie bei allen Schatzbeständen kommt dem "Iiafelgcrät be-
sondere Bedeutung zu. Der Ordcnsschatz wartet hier mit zahl-
reichen Beispielen verschicdcndstcr Epochen auf; Vorlegebe-
stecke, wie sie bei jagd und Reise verwendet wurden, Reisebe-
steckc, eine Löffelgarnitur aus Muscheln usw. Pokale in reicher
Fülle, eine Garnitur ostasiatische-r Lackarbeit, Gläser und Porzel-
lane dcs 17. bzw. 18. jahrhunderts, und eine schöne Lavabo-
Garnitur zeugen für die Sorgfalt, mit der eine repräsentative
Tafel einst gedeckt wurde.
Mit diesen: Tafelgerät sind die prunkvollen Pokale eng verbun-
den. Sie unterscheiden sich ja nur durch den besonderen Reich-
tum ihrer Dekoration, bzw. durch das besondere Material von
jenen Werken, die im praktischen Gebrauch standen. Der Pokal
mit den Taten Kaiser Karls V. ist sicherlich das bedeutendste
Werk dieses ganzen Bestandes. Auch die zahlreichen Kokosnuß-
pokale sind hier zu nennen. Ihr XVert lag in der Nufl, die den
Gef" örpei- bildete. Im Zeitalter der Entdeckungen galt diesen
Rat . en exotischer Länder das besondere Interesse der Samm-
ler, die für sie oft astronomische Summen zahlten. Andererseits
aber war doch das Formgefühl der Zeit so stark, daß man der-
artige Werte nicht unbearbeitet verwahrte, so wie man sie fand
oder crhiclt, sondern sie kunstvoll in die Gestalt eines Pokales
oder einer 'l'crrinc faßte, ja die Wandungen des spröden Mate-
rials gerne durch Relicfierung bearbeitete. Zu diesen Merkwür-
digkeiten der Natur gehört auch der Korallenbaum der Nat-
ternzungenkrede ., der im Korallengeweih eines Hirsches aus
Silber, der als Trinkgcfiiß dienen konnte, ein variierendes Sei-
tenstück besitzt.
An derartigen Trinkgefaßcn besitzt der Ordensschatz eine reiche
Beispielreihe. Diese Gefäße wurden gerne für den Willkommen-
trunk verwendet und ihre liorm daher zu dem Geehrten in Be-
ziehung gebracht. Was lag dt näher, ttls etwa ein Wappen pla-
stisch zu gestalten, z. B. den Fuchs, der eine Gans im Maul trägt.
Die Gestalt des Tieres, die Erfindung des Motives und nicht zu-
letzt die Art, wie man sich der Aufgabe entledigte, aus dem un-
praktischen Pokal durch Abnahme des Tierkopfes den Will-
kommentrunk zu nehmen, zeugen für den derben Humor des
16. Jahrhunderts.
Neben dem Tafelgeriit und all seinen vielen, verwirrenden Filia-
tionen kommt der Waffe im Ordensschatz hohe Bedeutung zu.
Allerdings erwartet man vergeblich alte Ordcnswaffcn in die-
sem Schatz. Kein einziges derartiges Stück erhielt sich hier.
Auch Ordcnsinsignien sind aus älterer Zeit nur in sehr geringer
Zahl zu finden: Einige Hochmcisterdekorationen des 16. jahr-
hundcrts, der angebliche Inthronisationsring des Hoehmeisters
Hermann von Salza (1210-1239). Er ist ein einfacher Goldreif
mit Rubinen und Diamanten und gehört eher dem 16. jahrhun-
dert an und dürfte mit einem derartigen Geschenk König Sigis-
munds von Polen zu verbinden sein. Die legendäre Verbindung
mit einem päpstlichen Geschenk an einen der ersten lrlochmcister
aber bewirkte immerhin, daß der Reif des öfteren bei Inthroni-
sationcn von Hochmeistern verwendet wurde. Was sonst an Or-
dcnsinsignien erhalten ist, gehört erst dem späten 19. Jahrhun-
dert an, das kaum noch die Kraft hatte, einem alten Schatz
Ebcnbürtigcs hinzuzufügen.
Die einzigartige Sammlung orientalischer, vornehmlich türkischer
Waffen ist Erzherzog Maximilian III. zu danken - Dolche
und Säbel, die der Erzherzog gesehenkweise erhielt. Vielleicht
hat sich unter diesen Waffen auch eine einzige erhalten, die
dem per önlichen Gebrauch des Erzherzogs selbst entstammt:
Ein prächtiger Streitkolben, dessen originale Teile möglicher-
weise zu jener Harnischgarnitur gehörten, der sich Maximilian
als kaiserlicher Feldherr in Ungarn bediente.
Der kirchliche Charakter des Ordens äußert sich in einer Reihe
seltener Kelche vom 14. bis zum 18. jahrhundcrt. Ein einfacher
Kelch mit prachtvollen obcrrheinischen Emailmedaillons ver-
dient besondere Hervorhebung. Vielleicht ist nttr merkwürdig.
"Scheuer" aus Bergkristall. l'-.in Ziergcfafl des späten 11.
jahrhunderts, wahrscheinlich süddeutscher llt-rkttnft aus
einem fact-tticrten Bergkristall in feiner sung aus vt -
guldetem Silber. An die Stelle der ursprunglichen Bckrö-
nung wurde zu Anfang des 17. jahrhunderts der öster-
reichische llrzherzogshut aus (ioldentatil gesetzt (1616)
dafi Reliquiarc im Schatz dieses kirchlichen Ordens kaum vor-
kommen. Ein klcincs "liriptychon des 1-1. jahrhunderts aus Gold-
email ist das einzige besondere Stück. Die Reliquien aber und
ihre Fassung stammen erst aus dem 17. jahrhundert.
Den Mittelpunkt bildet ein Agnus Dei, ein Wachsmedaillon, wie
es vont Papst am Gründonnerstag seines 1. und 7. Regierungs-
jahres geweiht und von den Gläubigen hoch geschätzt war.
Diese; Fehlen von Ordensi signiert, liturgischem Geriit und na-
mentlich von Reliquiaren zeigt deutlich, wie sehr der Ordens-
schatz aus weltlichem Gerät und Seltenheiten besteht, die als Ku-
riositäte' in irgendeiner Xllleise interessant waren. Er ist nicht das
Ergebnis ziebewußten Sammelns von für den Orden wichtigen
Insignien. Er ist vielmehr die zufäl ige Ansammlung verschieden-
artigstcr Kostbarkeiten, die von einzelnen Ordcnsrittern herstatn-
men. Er ist schließlich Zeugnis dafür, wie sehr sich nament-
lieh in den prunk- und repriisentationsgewöhnten Jahrhunderten
von der Renaissance an auch cie Ordcnsmeistcr nicht dem
Zug der Zeit entziehen wollten, aber auch nicht entziehen konn-
ten. Es gehörte derartiger Aufwand eben dazu, sollte der Orden
seiner Bedeutung gemäß vertreten werden. Daher findet man
schließlich neben _all den itufgezä lten Schätzen auch kostbare
Ringe, kleine Schmuckstücke aus Gold, Email, P 'n und Edel-
steinen, Miniaturbildn ..c, kurz a les, was zum stantlcsmälligen
Auftreten einer Persönlichkeit von Rang gehörte.
Diesem Schatz ist die reiche Milnzcnsttmmlung angegliedert, die
in der Reihe der Ordcnsgejiriigc ihre besondere Stärke besitzt,
eine Sammlung von Siegelstempeln, eine (iemäldegalcric mit den
Porträts der Hochmcister und unterer Persönlichkeiten des Or-
dens, schließlich eine Kupfcrstichsamtnlttng, deren Starke wieder
in der Illustrierung der Ordensgeschiehte liegt.
Der Schatz des Deutschen Ritterordcns wird als geschlossene
Sammlung 1606 zum ersten Mae für uns fallbar. In diesem
12