Cnplmno. Die Figur der Commcdin dellüxrtc wird dmhci uns Lächerliche
gezogcn. Enhvurl von L. O. Burnncini, Aquarell.
ser bei der Faschingswirtschaft den Kurfürsten von der Pfalz,
welcher „die Persohn eines Venediger agierte", nur mit „Herr
Venediger" tituliert habe: zu einer anderen Zeit wäre darüber
eine Welt versunken.
Die letzte Wirtschaft und damit das letzte Faschingsfest alten,
barocken Stils, wurde bei Hof 1731 oder 1732 gehalten; dann
verboten die Kriegswirren so große Lustbarkeiten. Aber man
las gerne von solchen Fasehingsfesten in anderen Residenzen, so
in München, wo 1734 eine „maskierte Hirschjagd" abgehalten
wurde, an der sich alle Figuren des Volkstheaters, Harlekin,
Pantalon, Dottore usw. und unser Hanswurst „mit dem Schwein-
Spies" beteiligten.
In den letzten Regierungsjahren Karl VI. begann man auch
außerhalb des Hofes für „Leute von Distinction und Character"
nach „Brüsselischem Gebrauch" „Ball-Festins" abzuhalten (1733
im Kärntnertorthcater). Im Jahr 1734 wurde verordnet, idaß
alle Bällc einer Bewilligung durch die Behörde bedürften.
Allgemein wurden die Faschingsfeste dann unter Maria Theresia.
Sie wurden in dem zum Theater umgebauten Hofballhaus am
Michaelerplatz, das uns als das alte Burgtheater ehrwürdig und
teuer ist, abgehalten. Seit: 1748 verlegte man sie in den großen
Redoutcnsaal, zu dem das alte, aus der Zeit Leopolds I. stam-
mende Hoftheater umgestaltet worden war, da Maria Theresia
die Tradition der barocken Oper bei Hof ehensowcnig fortsetzte
wie jene der barocken Faschingsleste. Zunächst hatte zu diesen
Bällen im großen Redoutensaal jedermann Zutritt und schon
im Fasching 1748 vergnügten sich dort manche Nacht an die
dreitausend Menschen beim Tanz. Ein zweiter großer Ballsaal,
vor allem für Nobelbälle, war in der Mehlgrube auf dem Neuen
Markt. Maria Theresia und ihr Gemahl, Franz I.. besuchten gern,
öfter auch incognito und „in maschera", diese Bälle. Man zählt
in manchem Jahr bis zu dreißig Ballabende des Kaiserpaaresi
Auch in den größeren Sälen der Hofburg wurde getanzt, doch
hatte hier nur der geladene, appartcmentfähige Adel Zutritt.
Im Jahr 1744 fand in der Winterrcitschule, die erst anderthalb
Jahrzehnte früher erbaut worden war, anläßlich der Hochzeit
der Schwester Maria Theresias, Maria Annas, mit ihrem Schwa-
ger Carl von Lothringen einer der größten Maskenbälle statt,
die die Hofburg je gesehen hat. Giuseppe Galli-Bibiena, der be-
rühmte Theaterarchitekt, hatte den Saal reich und festlich aus-
geschmückt, in dem sich hunderte Masken, vielfach Figuren aus
der italienischen und Wiener Volkskomödie, in buntem Fest-
treiben bewegten. Es war gleichzeitig ein Abschied von der!
alten Festkultur der Barocke; eine andere Zeit kam herauf, viel-
leicht gemäßigter, aber auch weniger bunt und lebendig als im
abgelaufenen Jahrhundert der Barocke, der hohen Zeit des Thea-
ters und des Festes.
Lageplan sämtlicher Ballokalitäten in und nächst Wien.
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