lakel" durch ihre 'l"anz- und Ballettmusiken, die zu unvergängli-
chen Denkmälern längst verrauschter Faschingsfreuden wurden.
Eine neue Epoche hebt an. Die Geistesströmungen des josephi-
nismus und der Aufklärung ergreifen von Denken und Fühlen
des Einzelnen Besitz und verleihen auch den äußeren Lebensfor-
men veränderte Aspekte. Die sich anbahnendc Demokratisierung
wirft ihre Schatten voraus. Waren bisher Hof und Adel die cin-
zigen Autoritäten für Lebensstil und Lebensformen, so beanspru-
chen nun Bürgertum und breite Massen ein Mitspracherecht.
Zur Zeit des Wiener Kongresses erlebte noch einmal der Fasching
der oberen Gesellschaltssehichten in den Prnchträumcn barocker
Palais seine Spiitblütc. Aber aus den Bierkneipen und Ballsälen
der Vorstadt entsteht ein neuer Typ des Karnevals. Die Namen
der „Bratlgeigcf Josef Lanner und Johann Strauß des Älteren
leiten eine Entwicklung ein, die in der Person Johann Strauß des
jüngeren und seiner weltberühmten Walzer kulminiert. Wel-
chen Umsturz - der Gebrauch dieses Wortes ist keine Über-
treibung _ die Entstehung des Walzers im öffentlichen Leben
mit sich brachte, läßt sich heute kaum mehr vorstellen. Dieser
Tanz bedeutete eine soziale Revolution. Man bedenke, daß die
Eltern dieser eng umschlungen dahinwirbelnden Paare im Tanz-
vergnügen noch ein zibgemessenes Zeremoniell sahen, Claß der
hings- und Narrenabend des Wiencx
lnergcsnngvereins 1861.
vgrupllle vun Vlnzenz Kolzler.
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Koslümfcst im Musikvcrcir
Fasching 1875.