Ball der Stadt Wien 1899 im Beisein
Kaiser Franz Josephs I. Gemälde
von Wilhelm Gausc.
einen Querschnitt durch das bunte gesellige Getriebe der zur
Millionenstadt anwachsenden Metropole. Damals gab es auch
berühmte Künstlerfeste deren Farbcnrausch Hans Makartls
Phantasie bestimmte. Ein Faschingstreiben der Baheme jedoch,
wie es Paris oder München kannte, war in Wien nie recht be-
heimatet. Und auch die Versuche, die um die Jahrhundertwende,
etwa zur Gründungszeit der Secession von Klimt, Loos, Holl-
mann unternommen wurden, dem Wiener Karneval einen Trop-
fen Montmartre-Pzu-fum zu injizieren, blieben ohne nennenswert-c
Weiterungen.
Hat der Wiener Fasching seinen Charme, seine Virulenz, seinen
eigenartigen Zauber auch noch in unseren Tagen bewahrt? Diese
Frage kann getrost positiv beantwortet werden, auch wenn das
Tanzen nicht mehr so Saison gebunden ist wie einst. Nach wie
vor gibt es prächtige Feste alten Stils, wie den Opernball und den
Philharmonikerball, denen sich zahlreiche kleinere Veranstal-
tungen gesellen. Mag auch an Stelle früherer populärer Tanz-
weisen nun die jazzmusik die führende Rolle spielen, so ist die
Geburtsstadt des Walzers noch immer in der Lage, inmitten einer
von Nivellierung bedrohten Welt ihren Karnevalsiesten beson-
deren Reiz zu verleihen.
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