Papierfächer, Holzgestell mit Perlmutter-
knopf, kolorierter Kupferstich aus einem un-
bekannten Wiener Verlag, 1798. - Szenen-
bildcr und Liedtexte aus dem „Donau Weib-
chen, einem romantisch-komischen Volks-
märchen mit Gesang in drei Aufzügen nach
einer Sage der Vorzeit" von Karl Friedrich
Hensler, Musik von Ferdinand Kauer. l. und
2. Teil. Links die Göttin ]un0 als Vertreterin
der gesamten Weiblichkeit und rechts Mi-
ncrva als Göttin des Handwerks und aller ge-
werblichen Kunstfertigkeit. Das Fächerbild
bezieht sich auf die Erstaufführung im Leo-
poldstädter Theater (1. Teil: 11. jänner 1798;
2. Teil: 13. Februar 1798). Das beliebte Er-
lolgsstück hielt sich jahrzehntelang auf dem
Spielplan dieses Theaters und trat auch sei-
nen Siegeszug über alle deutschen Bühnen an.
'gt, sodaß je nach Zahlungskräftigkeit alle Schichten der Be-
kerung befriedigt werden konnten. Die wirklich gediegene
aduktion der Wiener Fächer, allen voran die Löschenkohls,
ähigte diese junge Industrie schon nach kurzer Zeit den aus-
dischen Markt zu erobern. Mit schwachen Nachahmungen
suchte sich dieser vergeblich zur Wehr zu setzen.
t dem Tode Löschenkohls im Jahre 1807, nachdem er durch
Vierteljahrhundert eine führende Rolle in der Wiener Fächer-
iduktion gespielt hatte, sank diese zur Bedeutungslosigkeit
"ab. Seine Kunst- und Fächerfabrik wurde nicht mehr fortge-
irt, sondern aufgelöst und versteigert. Aber es war auch bereits
- Höhepunkt dieses kunstgewcrblichen Zweiges der Wiener
schmackindustrie überschritten. Das Interesse hatte nachge-
sen, ein Geschmackswandel war eingetreten und andere ähn-
1e Erzeugnisse waren im Kommen, deren Ursprung aber noch
18. Jahrhundert liegt. Die Glückwunschkarte und der „Man-
bogen" zum Kolorieren und Aufstellen in seinen verschie-
isten Spielarten, um nur zwei charakteristische Beispiele aus
der Fülle hervorzuheben, entsprachen mehr dem Bedürfnis der
folgenden Generation. Für beide Formen stand jedoch Löschen-
kohl bereits Pate. Der Höhepunkt dieser Entwicklung fällt in das
Biedermeier und ist untrennbar mit zwei Wiener Persönlichkeia
ten verknüpft: mit Johann Endletzberger als des besten und be-
gabtcsten Vertreters der Glückwunschkarte, die eine ähnlich
geartete Industrie weit über die Grenzen des eigenen Landes
als begehrten Ausluhrarxikcl brachte, und mit den Brüdern
juseph und Mathias Trentsensky, die Inhaber des ebenfalls welt-
berühmten Verlages mit Zweignicdcrlassungen in Leipzig und
London, die, was Unternehmungs- und Erfindungsgeist hetrillt,
wohl mit Löschenkohl verglichen werden können.
Als literarischer Beleg für den Verfall der Fächererzeugung kann
die Parodie von Adolph Bäuerle „Der verwunschene Prinz"
(1818) angeführt werden mit der Hauptfigur des Sandelholz, eines
sicbzehnmal zugrundcgcgangenen Waderl- (d. i. Fächer) Ma-
chers aus Wien, die zu den frühen Erfolgsrollen Ferdinand Rai-
munds zählte. 4
celederfächer, reich geschnittenes Elfcnheingestell, an beiden Stirnseiten mit ornamentaler Galdauflage, beiderseitig Gouachemalerei von Bal-
isar Wigand (1770-1846). bez. „Wigand F.". Wien um 1800. -- Vorderseite links: Wiener Straßenszenc auf dem Glacis, im Hintergrunde die
treidemarkt-Kaserne und die Laimgrubenkirchc (St. Joseph), mit Hof wagen, Verkaufsständen und Volkstypen (nach dem Kaufruf von Christian
nd). - Rückseite rechts: Lyra zwischen zwei Vasen und Thyrsossliiben. Das dazugehörige Original-Pappetui mit Überzug aus Buntpapier
g während des Krieges verloren.
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