Papierfächer, Elfcnbcingcstell mit Perlmut-
terknopf, kolorierter und mit Flinder benäh-
tcr Kupierstieh aus dem Verlag Löschenkohl,
Wien 1790. - Kaiser Leopold II. mit seiner
Gemahlin Maria Aloisia im Kreise ihrer Fa-
milie. (Man beachte die Fächer in den Hän-
den der Damenl).
Es gab zwar auch noch in diesem Jahrhundert verschiedene Ver-
suche zur Wiederbelebung der Fächerindustrie, doch drangen
diese nie so tief in die Bevölkerung wie am Ausgange des
18. Jahrhunderts. Ein neuer Aufschwung setzte nach 1860 ein
und hielt wieder etwa 20 Jahre an, um im Verlauf der nächsten
Jahrzehnte mit kurzen Unterbrechungen immer mehr an Be-
deutung zu verlieren. Von da an, wo der Fächer keine Rolle
mehr im Leben spielte, beginnt die Beschäftigung mit seiner
Geschichte.
Zur Geschichte des Wiener Fächers gibt es so gut wie keine Dar-
stellungen, sondern nur Materialien und nicht allzu zahlreiche
Objekte, die erst erfaßt und in den historischen Zusammenhang
gestellt werden müßten. In den einzelnen Monographien zur Ge-
schichte des Fächers werden höchstens einzelne Spitzenerzeug-
nisse aus dem Besitz von Wiener Persönlichkeiten angeführt, bei
denen es sich wohl um ausländische Erzeugnisse handelte, je-
doch wird weder ein gesichertes Wiener Erzeugnis abgebildet
noch im Text erwähnt. Der einzige Versuch einer Erfassung in
einer modernen Darstellung, aber lediglich auf einer Seite, von
Leopoldine Springschitz (Wiener Mode im Wandel der Zeit.
Wien 1949) ist unzulänglich und unzutreffend: „. . . Dies die hohe
Fächerkunst mit ihrem Sitz in Paris. Was macht indes Wien?
Herr Löschenkohl betreibt mit seiner ,Kunsthandlung' ein um-
fangreiches Geschäft mit allerlei modischem Firlefanz. Dazu ge-
hören auch die Fächer mit ihren verschiedenen Tagesereignissen
entnommenen Bildern . . . Wien hat seine eigene Fächerindustrie,
doch keine Fächerkunst von Rang aufzuweisen. Die große Tra-
dition verbleibt in Paris" (S. 221). Zur Ergänzung dieses Fehl-
urteiles wäre noch hinzuzufügen, daß Lösehenkohl auch die erste
illustrierte Modezeitschrift in Wien begründete (Cabinet des mo-
des... Wien 1786, mit 70 kolorierten und 8 unkolorierten Kup-
ferstiehen). Nur Gustav Gugitz hat in seinen zahlreichen Ar!
tikeln und in unzähligen Anmerkungen von ihm herausgegebencr
Werke vielfach auf die in Wien damals blühende Fäeherindustrie
hingewiesen und einzelne Themen in Zusammenhang mit dem
sie berührenden Komplex ausführlich behandelt.
Wenn mit diesem ersten bescheidenem und zufolge Zeit- und
Raumknappheit bedingten unzulänglichen Versuch eine Lücke
auszufüllen und eine Korrektur falscher Bewertung vorzuneh-
men gelungen ist, so möge er als Beitrag zum besseren Verständ-
nis der eigenen auf vielen Gebieten noch nicht beachteten und
geachteten Kultur angesehen werden, ohne deren Kenntnis und
Erkenntnis keine zukünftigen Leistungen möglich sind.
(Alle Abbildungen stummen au: dem Historischen Museum der Stadt Wlen.)
J,-
ä e w:
1,!„,.,„„,f„zf ß,flxr,i„„ßf ,- '
11...,
Ferdinand Raimund als abgewirtschafteter Waderl (Fächen) macher
Sandelholz in „Der verwunschene Prinz". - Kolorierter Kupferstich,
vermutlich von Ludwig Krones (geb. um 1785 Prag, gcst. 6. März 1837
Wien), erschienen als 4. Blatt einer Folge von 7 Blättern aus dem Ver-
lag Jeremias Bermann, Wien 1819. Die Darstellung bezieht sich auf
die Erstaufführung am 3. März 1818 im Leopoldstädter Theater mit
Raimund in der Hauptrolle. „... Wenn einer wie ich, siebzehn Mahl
zu Grund gangen ist, so hat man außer Schulden nichts von Werth. ..
Seitdem die Leute von allen Ständen gegenwärtig m viel Wind machen,
braucht man unrer Metier nicht mehr" (1. Akt, S. Szene).
20