MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst III (1958 / Heft 1 und 2)

AUS DER 539. KUNSTAUKTION DES DOROTHEUMS 
VOM 13. BIS 15. MÄRZ 1958 
 
(Ilnudc Dcrucl (NLIHC_X' 1558-1660). Äludunnn mit Kind, dßm Johan- 
ru-sknalbcn und Engeln, (Jl auf Lcinwnnd, lliiHlUcnx. (Schätzung 
S ')l).Ul)O._) Rufprcis S ÄUÄKNL- 
 
Maria als Tempeljungfrau, 
Schwaben um 1490, Kreis 
des Gregor Erhart, Linden- 
holz, Höhe 142 cm. (Schät- 
zung S120.000.-), Rufpreis 
S 40.000.-. Im Kaiser Frie- 
drich Museum, Berlin, 
27. jänner bis 4. März 1906 
ausgestellt. 
musealen Sammlungen Osterreichs verfügen ebenfalls über einige 
Stücke, die hisher nur nicht in diese Zusammenhänge eingeordnet 
wurden. Freilich sind die Zeit- und Sammlungsumstände gerade 
den Metallmasken nicht günstig gewesen. Einerseits war die 
sammlerischc Volkskunde vor sechzig und mehr Jahren auf Me- 
tallarbeiten weniger eingestellt; die Freude am Holz, an den ge- 
schnitzten Masken, überwog bei weitem. Anderseits kamen ge- 
rade damals viele Gcmeinschaftshräuche ah, und die Gegen- 
stände der Funktionsträger glitten rasch in den Handel ab. So 
lassen sich im nachhinein die alten Zusammenhänge zwischen 
den sporadisch erworbenen Objekten und den eventuell gelegent- 
lich gemeldeten Bräuchen kaum irgendwo mehr richtig nach- 
zeichnen. Es steht anscheinend nur fest, dal} die Metallmasken 
im Gegensatz zu den Fell- und Holzmasken immer Einzelstücke 
waren, die jeweils einen Maskenträger deckten, der eine Ge- 
meinschaftsfunktion ausübte. Sie waren anscheinend dement- 
sprechend auch nicht Individualbesitz, sondern gehörten der Ge- 
meinde. Die schweizerischen Verhältnisse zeigen bis heute, wie 
das gehalten wurde. 
Die bekanntesten Metallmasken der Schweiz sind zweifellos die 
der Klein-Basler „EhrcnzeichenWT Am Festtage der drei Män- 
ner-Gesellschaften zum Rebhaus, zum Hären und zum Greifen, 
also am 13., 20. oder 27. januar findet der Aufzug der Ehren- 
tiere statt, und jedes dieser Maskcnwesen trägt eine kupferne 
Maske. Die Maske des Wilden Mannes kam vor fast einem jahr- 
hundert auf ungeklärte Weise abhanden, sie wurde, wieder in 
Kupfer, ersetzt. Die alte Löwenmaske ist im Historischen Muse- 
um von Basel, eine erneuerte wird getragen. Der Greif ist das 
größte und schwerste der Zeichen, sein Kleid ist aus Leder, aber 
sein Kopf aus Kupfer. lis hat früher neben diesen Klein-Basler 
Ehrenzeichen-Masken in Basel auch noch andere Metallmasken 
gegeben. Im Historischen Museum ist der „Kraye-joggi" zu se- 
hen, eine kupfergetriehen-e Maske des 17. Jahrhunderts, die das 
Ehrenzeichen der Vorstadtgesellschaft „Zur Krähe" war. Nach 
dem alten Zunftbrauch hatte diese Gesellschaft auch ein Krähen- 
Trinkgefäß, aus Silber. Die Krähcnmaske hat im unteren Teil 
des Schnabels ein Rohr zum Bespritzen der Neugierigen. Solche 
Zuge sind wichtig, sie können zum Bestimmen anderer Masken 
dienen, die man ohne Kenntnis dieser Zusammenhänge etwa für 
Wasserspeier halten könnte. Außer diesen hochaltertümlichen 
Basler Metallmasken giht es in der Schweiz noch einige Orte, an 
denen eine Gemeindemaske aus Metall vorhanden war, die zur 
Fastnacht dem Gemeindenarren, dem „Hegel" diente. 8 So gibt es 
in Klingnau im Aargau eine solche Kupfermaske, rein menschen- 
gesichtig. Der „Hegel" trug sie, wenn er am „Schmutzigen Don- 
nerstag" die Schulkinder aus der Schule freibat und damit das 
Faschingstreiben eröffnete. In Sempach gab es eine ähnliche Fast- 
nachtsmaskc aus Kupfer, ein recht wüstes, zähnefletschendes 
Antlitz. Das waren Gemeindemasken, die „Hcgel" oder wie sie 
jeweils hießen, waren Festanführer, deren Funktion mit der Me- 
tallmaske eng verbunden gewesen sein müssen. 
Ähnlich war es wohl auch einstmals in Tirol. Dessen Masken- 
wesen ist in vieler Hinsicht gut erforscht, aber gerade den ge- 
meindeeigenen Metallmasken hat man bisher kein Augenmerk 
geschenkt. Vielleicht, weil sie schon früh in die Museen kamen. 
So besitzt das Tiroler Volkskunstmuseum eine schöne Männer- 
maske aus Bronze, die schon 1890 erworben wurde." Sie sieht 
der Klingnauer Hegelmaske sehr ähnlich. Das Unpersönliche, 
maskenhaft Freundliche ist daran auffällig. Die glatten Schemen- 
masken aus Holz haben den gleichen Zug. Aus Südtirol kam da- 
gegen 1912 eine Kupfermaske in das Österreichische Museum 
7 Ed. Fritz Klluehel, Dle Umzüge der Klein-Dualer Ehrenzeichen. Ihr Ursprung 
und Ihre Bedeutung. Basel 19H. 
8 Eduard tittntttttttt-xtttytt, Die Fustnnehlrgebräurhe in der Schweiz (Klelne 
stittutttt tttt vttittitttttat, z Schriften a" Schweizerischen Gesellschaft tnt vttntt- 
kunde, Bd. w. Basel 1946, s. 24 n.) - Kill Meull, Schweizer Masken. so Ahhll- 
düngen tttta gut. Farbtafel nach Masken a" Sammlung edttttta von a" nttttt 
tttta tttttt tttttmttttt Besitz. Mit einer Einleitung über schweizerische M-ttkttt- 
brluehe tttta Muskemehnltzer. Zürich 1m. 
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