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Nachbarländer. Nur eine relativ kurze Zeitspanne werden diese
Einflüsse selbständig verarbeitet. Im 16. Jahrhundert gerät der
ganze deutsche Bereich am Ende der mittelalterlichen Tradition
unter den crdrückenden Einfluß der Niederlande.
Hier und in den benachbarten französischen Gebieten war die
Tapisserie schon seit dem Ende des 14. Jahrhunderts zu einem
der umfangreichsten und künstlerisch bedeutendsten Zweige des
Kunsthandwerkes aufgestiegen. Paris, Arras, Tournai und Brüs-
sel beherrschen in ungefährer zeitlicher Abfolge den Entwick-
lungsgang der Bildwirkerci im Westen. In den großen Werk-
stätten und Manufakturen dieser Städte wurde, ausgehend von
der Übertragung des gotischen Miniaturenstiles in großes For-
mat, ein monumentaler Figurenstil entwickelt, der das Gegen-
stück zur Monumentalmalerei der südlichen Länder darstellt. Bei
fast völliger Ausschaltung jeder Raumillusion, beherrschen die
Figuren in dicht gedrängten und oft übereinander gestaffelter
Anordnung die ganze Fläche der großen Behänge. Reichtum
und Vielfalt der sehr genau durehgezcichneten Einzelheiten herr-
sehen über die Klarheit der Einzelkomposition. In der subtilen
Durchführung und der Monumentalität der Stücke erweist sich
ein selbständiger, dem Charakter von textilen Wanddekorationen
entsprechender Stil, der als ebenbürtige Ergänzung zu der Blüte-
zeit der niederländischen Tafclmalerei hinzutritt. Eine einschnei-
dende Veränderung erfolgt hier durch den direkten Einfluß, den
die Malerei im 16. Jahrhundert auf die Bildteppiche gewinnt.
Mit der Umsetzung der Apostelserie Raffacls in die Tapisserie
wird in Brüssel dieser entscheidende Schritt im zweiten Jahrzehnt
des 16. Jahrhunderts getan. Mit der Aufgabe des eigenständigen
mittelalterlichen Tapisseriestiles und der Übernahme von Ma-
lereivorwürfen erfährt die niederländische Tapisserickunst ihre
höchste künstlerische Blüte im 16. Jahrhundert. Die nächstfol-
gende Generation von niederländischen Malern, wie vor allem
Orley und seine Schüler, haben ihre besten Leistungen im Ta-
pisserieentwurf geschaffen und damit den monumentalen Deko-
rationsstil der Renaissancewandbehänge geprägt. Bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts sind Hauptmeister der Malerei, wie Rubens
und Lebrun und zuletzt Boucher für die Bildwirkerei tätig ge-
wesen und haben durch ihren in der Malerei ausgebildeten Stil
den Charakter der Tapisserien bestimmt und immer stärker der
Malerei angeglichen. Während die großen liigurenfolgen durch
drei Jahrhunderte ihre Entwicklung in völligem Gleichklang mit
der Malerei vollzogen, blieben die Verduren noch lange der
flächigen, rein dekorativen Gcstaltungswcise treu, die sie schon
im 15. Jahrhundert besessen hatten. Erst im 17. Jahrhundert
gehen sie in den Landschafts- und Waldteppichen mit kleinen
Figuren und Tierstaffagen auf.
Nicht nur in der Ausbildung der 'l'ttpisserie zum gewirkten Mo-
numerttalbild, sondern auch in ihrer Zusammenstellung und Ord-
nung in großen Folgen und Zyklen, in ihrer Abstimmung auf
bestimmte Räume, deren Wände sie überzogen und ihrer Ein-
ordnung und Beziehung auf die Felder und Rahmungen der
Wände werden die gewirkten Wandbchänge im Barock zu einem
der wesentlichsten Bestandteile der Innendekoration. Die nieder-
ländischen und französischen Bildteppiehe gehören wie die ba-
rocken Fresken zum feststehenden Bestand der Schloßausst-ittun-
gen. Erst die Auflösung der barocken Gesamtdekorationsidee mit
der Bevorzugung kleingemusterlcr Tapeten und hellgetünchter
Wände hat den gewirkten Wandbehang aus der Innenausstattung
verdrängt. Ebenso wie die Savonncrien sind auch die Tapisse-
rien aus dem Bild des modernen Innenraumes so gut wie ver-
sehwunden, weil sie nur schwer aus ihrem angestammten Zu-
sammenhang zu lösen sind, während die architektonisch unge-
bundenen Teppiche bis heute ihren Platz im Innen- und Wohn-
raum behaupten konnten.
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