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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 7, 8, 9 und 10)

welche sich gerade bei der Ludwigsburger Manufaktur der Zuteilung der Plastiken an be- 
stimmte Meister entgegenstellen. Christ ist mit großem Geschick an die Behandlung des 
Themas gegangen und mit der nötigen Vorsicht an die Zuschreibung der Gruppen und 
Figuren. Die Bustelli-Frage kann er, mit Hinweis auf noch zu veröffentlichende Resultate 
Friedrich Hofmanns in dessen Werk über die Nymphenburger Manufaktur, für erledigt 
ansehen. Falkes Zuweisung der Musiksoli an j. C. W. Beyer hat er mit Recht übernommen. 
Im Grunde genommen lassen sich nur die Modelle J. C. W. Beyers auf Grund seiner groß- 
plastischen Tätigkeit und jene von Johann Jakob Louis auf Grund signierter Arbeiten mit 
voller Sicherheit feststellen. Auch für Ferretti und Lejeune geben große Plastiken Ausgangs- 
punkte für die Zuschreibungen. Für das übrige Material aber müssen fast einzig stilistische 
Gründe herangezogen werden. Christ ist genötigt, bei der Aufteilung des Materials einen 
"Modelleur des Apolloleuchters" und einen solchen der „VolkstyperW anzunehmen. Be- 
sondere Schwierigkeiten bereiten die Tanzgruppen und Einzeltänzer. Die Chineseniiguren 
teilt Christ dem Domenico Ferretti zu. Er nimmt ferner Modelleure an, die im Stile eines 
Lejeune, eines Beyer gearbeitet haben, einmal erwähnt er einen nach Beyer und Lejeune 
arbeitenden Eklektiker. Man sieht, wie Christ bemüht ist, dem Material in all seinen 
Schattierungen gerecht zu werden. Den Absichten des Buches entsprechend beschränkt 
sich Christ in der Hauptsache auf den Bestand des Museums. Es wäre nur zu wünschen, 
daß der Verfasser Gelegenheit bekäme, seine Resultate noch einmal auf breiterer Basis 
klarzulegen, sie im einzelnen nachzuprüfen. Für diesen Fall sei eine Anregung gegeben. 
Bei Angabe besonders charakteristischer Stilmerkmale wird naturgemäß häufig auf die 
Kopftypen der Figuren verwiesen. Sollte es sich da. nicht empfehlen, solche Köpfe in Ver- 
größerung abzubilden? Dieses Verfahren ist ja für die Bemalung von Porzellanen schon 
mit Erfolg durchgeführt worden. In einem besonderen Abschnitt behandelt Christ dankens- 
werter Weise auch die Bemalung der Ludwigsburger Plastik sehr eingehend. Die Farben- 
gebung ist für den Stil der Porzellane von ebensolcher Wichtigkeit wie die Formbehandlung, 
sie wird aber in vielen Werken über Porzellanplastik nur sehr oberiiächlich abgetan. 
Marken- und Zeittafeln erhöhen den Wert des Christschen Buches für den Gebrauch. 
H. Trenkwald 
IE SAMMLUNG MAX STRAUSS IN WIEN." Wer aufmerksamen 
Sinnes und mit Teilnahme während der letzten zwei Jahrzehnte vor dem Kriege die 
verschiedenen großen kunstgewerblichen retrospektiven Ausstellungen zu Wien besichtigt 
hat, wird sich mit Freude der zahlreichen Kunstwerke in den verschiedensten Techniken 
erinnern, die von dem erlesenen Geschmack ihres Besitzers Dr. Max Strauß das beste 
Zeugnis ablegten. Es ist begreiflich, daß der hochbetagte Sammler, der Jahrzehnte seines 
Lebens mit so viel Glück, Hingabe und Verständnis gesammelt hat, jetzt gerne eine Revue 
seiner Schätze sieht und dieselbe zur Erinnerung in einer geschmackvollen Publikation fest- 
zuhalten bestrebt ist, so wie sie in dem obengenannten Bande uns vorliegt. Man hat die 
gute alte Tradition beibehalten und die Bearbeitung der einzelnen Kapitel in die Hände 
bewährter Fachleute gelegt. Darin liegt ja der hohe wissenschaftliche Wert solcher Mo- 
nographien über einzelne private Kollektionen, die bekanntlich das durch die Museen 
gesammelte Material vertiefen und spezialisieren, je nach der Liebhaberei des betreFlenden 
Sammlers, und zwar in viel höherem Maße, als dies öffentliche Kunstsammlungen können." 
Überraschend ist dem Fachmann, auch wenn er diese Sammlung schon seit langen 
jahren kennt, immer wieder die hohe Qualität der Objekte und die einzelnen Mitarbeiter - 
Robert Schmidt für Möbel und Glas, Hermann Trenkwald für Porzellan, Wilh. Suida 
für die Bronzen und Bilder und endlich Leo Grünstein für die Miniaturen - haben mit 
" Kunstschätze der Sammlung Dr. Max Strauß in Wien. Verlag Karl Gerolds Sohn in Wien. 
"' Unterdessen hat sich Dr. Max Strauß entschlossen, seine Sammlung öffentlich versteigern zu lassen. 
Der erste Teil, das Porzellan und Glas umfassend und von Hermann Trenkwald rnustergilltig beschrieben, 
wurde in der zweiten jännerhälfte bei Gliickselig ä Wärndorier zu Wien verauktioniert.
	            		
glücklicher Hand bei der Auswahl des Aufzunehrnenden (und zwar aus einer überquellenden Fülle an Vorhandenem) dieses hohe Niveau eingehalten. Dem knappen, aber sachlich erschöpfenden Text stehen die Bilder, sowohl die farbigen wie die monochromen, gleich- wertig zur Seite. E. W. Braun HANS VVILCZEK Der am 27.]änner 1922 verstorbene berühmte Sammler Hans Wilczek gehörte zu den ältesten Freunden, Beratern und Förderern des Österreichi- schen Museums. Zehn Jahre nach der von ihm mit regstem Interesse begleiteten Gründung des Institutes (1864) wurde er vom damaligen Protektor Erzherzog Rainer in das Kuratorium berufen (1874), dem er bis zur Auflösung dieser Körperschaft (xg 18) als eines ihrer eifrigsten Mitglieder angehört hat. Als Schöpfer von Kreuzenstein, worüber bereits im ersten Jahrgange von „Kunst und Kunsthandwerk" eingehend berichtet worden ist, und als Sammler großer Schätze, mit denen er diese romantische Burg ausstattete, hatte er sich eine Kennerschaft vor allem der mittelalterlichen Kunst erworben, die ihn weit über die Mehrheit der Privat- sammler der ganzen Welt hinaushob. Schon als ganz junger Mann hat er sich mit Waffen- kunde beschäfügt und über die Anfänge seiner Sammelleidenschaft eine interessante Studie veröffentlicht („Erinnerungen eines Waffensammlers", Wien 1904). Über seine Kunst- sammlungen, die alle Gebiete der mittelalterlichen Kunst und Kultur umfaßten, hat Alfred Walcher geschrieben („Die Burg Kreuzenstein an der Donau", Wien, 1914). Prachtstücke aus Kreuzenstein waren unter anderem auf der Ausstellung mittelalterlichen Hausrates zu sehen, welche das Österreichische Museum 1892 veranstaltet hat. Wilczek war ein regel- mäßiger Besucher der Sammlungen, Ausstellungen und Vorträge des Museums, mit Eitelberger und seinem Kreise und deren Nachfolgern enge befreundet, seine Gelehrsam- keit war stupend und seine Hilfsbereitschaft groß. Er stand mit allen Fachleuten der Welt in Verkehr und besaß die höchste Autorität. Im Kunstleben Wiens spielte er eine führende Rolle. Canon war sein bester Freund (die Stadt Wien fverdankt Wilczek auch das von Weyr geschaffene Standbild Canons Ecke johannesgasse-Stadtpark). Treue Liebe zur Stadt Wien, ihren Kunstschätzen und Kulturgütem erfüllte ihn. Es gab kein wissenschaft- liches oder künstlerisches Unternehmen, an dem Wilczek nicht teilgenommen hätte. So war er auch Gegenstand allgemeiner Verehrung, sein Menschentum wurde von allen Kreisen und Schichten voll anerkannt und man wird diesem Ehrenbürger der Stadt für immer warme Dankbarkeit bewahren. Ed. Leisching IEN. AKADEMISCHE GALERIE. _ ÖSTERREICHISCHES BARQCKMÜSEUM. Je mehr man sich in Österreich wieder zu sammeln sucht, desto mehr treten unsere Kunstsammlungen in den Vordergrund des Interesses. Wie mancher warme und ehrliche Kunstfreund, der von den äußeren Lebensumständen gedrängt wird, einen seiner Schätze in fremde Hände übergehen zu lassen, im letzten Augenblick doch lieber das Kunstwerk ins beste Licht rückt und an einen Ehrenplatz hängt und lieber darbt, bevor er sich davon trennt, so beginnt nun auch bei uns eine neue Liebe zu unseren alten Schätzen zu erwachen. Je mehr uns materielle Not bedrängt, desto wert- voller erscheint uns das, was wir noch besitzen. So ist auch in letzter Zeit wieder manches Wichtige im Stillen vorbereitet worden, das unserem Besitz zu erhöhtem Ansehen verhilft. Die alte gräflich Lambergsche Galerie, die als abgesonderte Stiftung in den etwas kühlen Räumen der l-lansenschen Akademie ein bisher fast vergessenes und vernachlässigtes Dasein führte, ist zu neuem Leben erwacht. Kustos Dr. R. Eigenberger hat die Neuordnung und Neuwertung mit Liebe und Geschmack durchgeführt. Bilder bedürfen der „Fassung" wie jeder kostbare Gegenstand, und die Stelle, an der ein Bild hängt, hat viel Einfluß auf seine Wertung. Man kann von einer Kultur der Sammlungen sprechen, die dem Kunstverständnis und Kunstgenuß so wichtig ist und aus den Bildermagazinen würdige Schauräume macht. Solche Wandlung und Ehrung ist nun
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