WAUKUNST UND TECHNIK
U KONRAD WACHSMANNS FORSCHERLEISTUNG
Von JORG LAMPE
emand kann leugnen, daß die sonst so fortgeschrittene Tech-
ic und damit die maschinelle Fertigungsmethode auf dem Ge-
zt des Bauens noch weit zurückgeblieben sind, sodaß sich fist
hon die Vorstellung eingenistet hat, als seien eben hier der
:chnik unwiderrufliche Schranken gesetzt, was sogar von vic-
1 Menschen mit einem „Gott sei Dank!" quittiert wird.
imal unter den Architekten ist die Ansicht weit verbreitet,
ß Maschinenproduktion und Baukunst unvereinbar seien,
:il jene der individuellen Schöpferkraft des Architekten
ibruch täte und die maschinelle Fertigung zur totalen
vcllierung führe.
ssen wir diese Bedenken vorläufig auf sich beruhen. Im Au-
nblick ist die Frage wichtiger, warum das Bauen und die
xschinelle Fertigung bisher nur einen so geringen Kontakt ge-
nden haben. Das liegt vor allem daran, daß man noch gar
:ht richtig an ein Bauen von der Maschine her dachte, sondern
r daran, die Maschine zur Unterstützung handwerklicher Vor-
nge heranzuziehen, aber nicht diese durch neue Fertigungs-
:thoden abzulösen. Ungeachtet also etwa der Schüttbauweise
er neuer maschineller Transportverfahren ging und geht man
um je davon aus, daß die Maschine sogar weit über die Ver-
rndung vorfabrizierter Teile hinaus neue Konstruktionsmög-
hkciten eröffnet, von denen aus dann überhaupt erst von einem
tschinellen Bauprozeß gesprochen werden kann.
n wirklicher Pionier auf dem Wege zu einer dem Stande der
aderncn Technik angemessenen Industrialisierung des Bauwe-
1s ist der 190i in Frankfurt an der Oder geborene Prof. Konrad
achsmann, der im januar-Februar in der Wiener Galerie
ürthle in einer vorzüglich aufgebauten Ausstellung über seine
d die unter seiner Führung geleisteten Forschungsarbeiten sei-
r in den USA, .i.n japan und Europa, seit 1956 übrigens auch
Rahmen der Salzburger Sommerakademic gebildeten Stu-
dentcnteams Aufschluß gab. Diese Ausstellung war ein faszi-
nierendes Ereignis, obgleich oder gerade weil sie so gar nichts
von einer normalen Architektur-Ausstellung an sich hatte. Da
triumphierte nirgends der „geniale, persönliche Entwurf", keine
Ästhetik um der Äthetik willen, geschweige irgendwelche Sym-
bolik oder Allegorie, sondern einzig und allein die Sache selbst,
nämlich die von ihren gcnaucst definierten Grundclementen her
geschaffene Konstruktion, der Bau also als die Frucht der aus
technologischen Erkenntnissen und ihrer Realisierung gezogenen
und gewachsenen Gestaltbilanz.
Das klingt nüchtern, doch hat auch die gotischen Baumeister
weniger die mystische Verzückung als die sachliche Hingabe an
neuartige Konstruktionsprobleme zu ihren spezifischen Dornen
und Kathedralen angeregt. Denn alle wirkliche Gestalt ist das
Ergebnis einer nicht bloß inhaltlichen und formalen, sondern das
sachlich Mögliche zu seiner höchsten bildnerischcn Konsequenz
entwickelnden Bemühung, weil sich an einer solchen über das
Rationale hinaus auch ganz von selber das „Lebendige" als
formbestimmend mitbeteiligt. Metaphysische Bekundungen je-
denfalls als Begründungen bildnerischen Tuns sind immer Aus-
reden für mangelnde Gestaltungskraft. Die letztere aber wirkt
mit technischen Mitteln keine geringeren Wunder als mit dem
Pinsel oder Meißel und in anderen bildnerischen Sparten, auch
wenn von „Geist" und „Gott" nicht eimnal die Rede ist.
Das nur, um billigen Ressentiments gegen „Technik" und „Kon-
struktion" zu begegnen. Individualität und Genialität nämlich
werden durch die Normungsdisziplin der Maschine nicht behin-
dert, sondern nur vor der Selbstgefälligkeit behütet, weil mit
dem Notwendigen konfrontiert, dem seine wahre Form zu ge-
ben, ihre denkbar reichste Bestätigung bedeutet.
Wachsmann liefert hierfür hinreißende Belege. Schon seine Holz-
baukonstruktionen, die er ab 1926 in Deutschland und ab 1942
Projekt I: Holzbaukonslruklion (1942-47)
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horizontal und vertikal in jcdcr gcwünschlcn Kombination zusammen-
fügen.
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dcn wird das gesamte Ilnus mit nllcn InSlal]nlionseinrichlungen und
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