Projekt II: Flugzeughallen-Konstruktion
in Stahlrohrbau (1951-55)
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Ucrlzindungrglieder de: Slandardgz-Ieizkns für Flugzeughallen-Stahlrnbrleunrfruktion. - (Links) Die Knotenpunkte der Hallen-Konstruktion
setzen sich aus einzelnen Gelenkstücken zusammen, die aus hochgradigem Nickelstahl geschmiedet werden. Die Knotenpunkte können bis
zu 20 Komlruktionsleile in einem Punkt vereinigen. - (Rechts) S1HIJIFOIJF-Flllgiüligbtlllß. Die Konstruktion, die rechts und links 50m
über die Trägerpyramide hinnusragl, baut sich von unten nach oben aus der Fundnmentplnlte, den Trägerpyramiden, den Rollenlagern, den
tragenden Stützen, der eigentlichen Stülzungskonstruktion, die das Dach lnigt, dem riiuntlichen Fachwerk der Dachschale, den standar-
disierten Dachplatien mit Oberliehten und den darüber liegenden Vorspnnn-Zugkaheln auf.
in Amerika bis zur perfektionierten Fabrikation vorwärtstrieb,
weisen in diese Richtung. Auch seine netzwerkartig wirkenden
Hallenbauten, die in einem 1951 für die amerikanische Luft-
waffe entwickelten Konstruktionssystem in Stahlrohr gipfeln,
bezeugen eine Bauweise, bei der Zweck und Sinn zur Deckung in
einer ganz besonderen Schönheit finden.
Für diese Bauweise gibt es daher keine schon im Vorhinein fest-
gelegte Gesamtform, sondern sie gründet sich vielmehr auf
die genaue Erarbeitung der Bauzellen, der Struktur und der
für deren Funktion maßgeblichen Gclenkstcllen. Sie setzt die
völlige Klärung des Konstruktionsprinzips und seiner Grundele-
mente voraus und stellt sich dann gleichsam als deren funktio-
nelle Zusammenfügung dar. Die letztere also errichtet sozusagen
den Bau als ihren Selbstvollzug.
Bei dem heutigen Stand der Dinge ist übrigens außer der Ent-
wicklung der Grundelemente, das heißt der Konstruktions-Kno-
tenpunkte oder -Gelenkstellen und der Fiillteile, bis zur
Fabrikationsreife auch meistens noch die Entwicklung und Kon-
struktion der Fabrikationsmaschinen nötig, wofür Wachsmanns
Holzbaubetrieb in Kalifornien als Beispiel dienen kann. Denn
zu der gemeinsam mit Walter Gropius, dem einstigen Gründer
und Leiter des Bauhauses in Weimar und Dessau. entwickelten
Holzbaukonstruktion hinzu, mußte Wachsmann auch noch den
für eine rationelle und auf Präzision geeichte Produktion erfor-
derlichen Maschinenpark entwickeln.
Die skizzierte Bauweise nun macht eine wesentliche geistige Ent-
scheidung deutlich. Grob gesehen, spielte bei allem bisherigen
Bauen das technisch-methodische Detail für das Baugesicht so
gut wie keine Rolle. Es verschwand hinter dcm ästhetischen
Formkonzept und seinen spezifischen Einzelheiten, wenn man
auch in den letzten Jahrzehnten des öfteren gewisse Konstruk-
tionselemente nicht mehr verkleidete, sondern sie fast ein wenig
kokett dem Auge offerierte, um zu beweisen, wie sachlich und
wahr man baute. In diesem Falle gehörte es also zum architek-
tonischen Entwurf, irgendwelchen Trägern oder Stützen eine
visuelle Sonderrolle einzuräumen.
Eine derartige „Koketterie" hat jedoch mit Wachsmanns den
Bau vorbereitender Konzentration auf die Grundelemente der
Konstruktion nichts zu tun. Diese Konzentration ist vielmehr
ausgesprochen bescheiden und anonym. Sie erstrebt keine Augen-
Schein-Effekte, sondern eine denkbar lückenlose funktionelle
Einfachheit und Iiolgerichtigkeit im Zusammenwirken aller Teile
und damit die höchste Leistung jedes dieser Teile und des durch
sie gemeinsam repräsentierten Kräftepotentials.
Die geistige Entscheidung liegt infolgedessen darin, daß der
Meister solchen Bauens - der Ausdruck Architekt ist, wenn
Architektur die Realisierung eines im vorhincin bestimmten
Formkonzeptes bedeutet, nicht mehr möglich - gewissermaßen
in die reine sachliche Notwendigkeit des Konstruktiven eingeht
und eben ihren Selbstvollzug betätigt, ihn mitschöpferisch ver-
wirklicht, wodurch sich dann auch erst die konkrete Form des
Bauwerks bilden und ereignen kann. Hier wird also, auf die
wissenschaftlich ergründeten Geheimnisse und Gesetzmäßigkei-
ten in der Natur gestützt, diese selber in einer besonderen „Kon-
dition", unter einem besonderen technischen Aspekt zur Selbst-
verwirklichung gebracht. Das Bauen wird zur Kristallisation und
Dokumentation spezieller Qualitäten der Natur.
Wenn aber vielleicht auch eine solche Feststellung der Indirekt-
heit der Naturrepräsentation in der Technik wegen übertrieben
wirken sollte, so steht es doch außer jedem Zweifel, daß sich
in der maschinellen Bauweise nicht nur die technischen, son-
dern auch die zwischen dcm zu erstellenden Raum und der
in einem bestimmten Material ausgeführten Konstruktion sich
ergebenden Bezüge in völliger Reinheit und Ungebrochenheit,
kurz als sie selbst vollziehen. Die Vollzugsverwirklichung ist
bereits die Form.
Damit wird die neue Bauweise zum Initiator und Hauptvoll-
strecker des gewaltigen, aber völlig ungeschwätzigen Stilwan-
dels in unserer Zeit. Dieser Stilwandel nämlich oder, um es ge-
nauer auszudrücken: diese neue Stilbildung und -gewinnung will
jedes Ding zu der in ihm angelegten, in seiner Wcsenhaftigkcit
und sachlichen Gesetzlichkeit beschlossenen und ihr gemäßen
Form gebildet wissen. So weit also eine Form derart „gemäß" ist,
ist sie schön und hat sie Stil. S0 weit sie aber von ihr abweicht,
hilft ihr auch alle zusätzliche Schönheit nichts.
Hier scheiden sich in der Tat die Geister. Wer heute noch Schön-
heit und Ästhetik als solche sucht, der hat sie schon verloren.
Dem nicht nur konstruktiven, sondern auch bildnerischen, also
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